Glaubensgespräch; der vorsichtige Spener, zu Köln an der Spree, sah die Vergebligkeit solches Unternemens und vermied alles Antheil, so sehr er sonst eine zur Vereinigung erforderlige Duldung liebte: Lütke, Vorsteher der Gemeinen des eigentligen Berlins und in der Nachbarschaft, welcher zu dem Gespräche gezogen ward, schied bald anfangs heraus und machte in seinen Gedanken über die Vereinigung die Ursachen davon bekant, sonderlig die Ungleichheit beider Theile, da denen vom helvetischen Bekentniße, welchem der König beipflichtete, manche Vortheile verschaffet worden; das Gespräch hatte also keinen Fortgang, man schrit wieder zu dem weitläufigerm Wege des Briefwechsels: es verschwand bei den meisten zwar der vormals gegenseitig übertriebene Has und neigeten sich die Gemüther almälig zur Einigkeit; daher auch die Gemeine dieser Zeit in der Offenbarung von der Bruderliebe benant worden 3, 7: aber die Bemühungen zur plözlig zustistenden Vereinigung, auch da sie nach dieser Zeit wiederholet wurden, waren vergeblig und lies die Vereinigung sich nicht so schleunig von den Friedfertigen bewürken, als die Trennung durch Heftigkeit entstehen können: jezt wurde das Unternemen ganz vereitelt; weil die helmstätischen Lehrer und andere, die an solchem Theil hatten, bei veranlaßenden Umständen eine
Glaubensgespräch; der vorsichtige Spener, zu Köln an der Spree, sah die Vergebligkeit solches Unternemens und vermied alles Antheil, so sehr er sonst eine zur Vereinigung erforderlige Duldung liebte: Lütke, Vorsteher der Gemeinen des eigentligen Berlins und in der Nachbarschaft, welcher zu dem Gespräche gezogen ward, schied bald anfangs heraus und machte in seinen Gedanken über die Vereinigung die Ursachen davon bekant, sonderlig die Ungleichheit beider Theile, da denen vom helvetischen Bekentniße, welchem der König beipflichtete, manche Vortheile verschaffet worden; das Gespräch hatte also keinen Fortgang, man schrit wieder zu dem weitläufigerm Wege des Briefwechsels: es verschwand bei den meisten zwar der vormals gegenseitig übertriebene Has und neigeten sich die Gemüther almälig zur Einigkeit; daher auch die Gemeine dieser Zeit in der Offenbarung von der Bruderliebe benant worden 3, 7: aber die Bemühungen zur plözlig zustistenden Vereinigung, auch da sie nach dieser Zeit wiederholet wurden, waren vergeblig und lies die Vereinigung sich nicht so schleunig von den Friedfertigen bewürken, als die Trennung durch Heftigkeit entstehen können: jezt wurde das Unternemen ganz vereitelt; weil die helmstätischen Lehrer und andere, die an solchem Theil hatten, bei veranlaßenden Umständen eine
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Glaubensgespräch; der vorsichtige Spener, zu Köln an der Spree, sah die Vergebligkeit solches Unternemens und vermied alles Antheil, so sehr er sonst eine zur Vereinigung erforderlige Duldung liebte: Lütke, Vorsteher der Gemeinen des eigentligen Berlins und in der Nachbarschaft, welcher zu dem Gespräche gezogen ward, schied bald anfangs heraus und machte in seinen Gedanken über die Vereinigung die Ursachen davon bekant, sonderlig die Ungleichheit beider Theile, da denen vom helvetischen Bekentniße, welchem der König beipflichtete, manche Vortheile verschaffet worden; das Gespräch hatte also keinen Fortgang, man schrit wieder zu dem weitläufigerm Wege des Briefwechsels: es verschwand bei den meisten zwar der vormals gegenseitig übertriebene Has und neigeten sich die Gemüther almälig zur Einigkeit; daher auch die Gemeine dieser Zeit in der Offenbarung von der Bruderliebe benant worden 3, 7: aber die Bemühungen zur plözlig zustistenden Vereinigung, auch da sie nach dieser Zeit wiederholet wurden, waren vergeblig und lies die Vereinigung sich nicht so schleunig von den Friedfertigen bewürken, als die Trennung durch Heftigkeit entstehen können: jezt wurde das Unternemen ganz vereitelt; weil die helmstätischen Lehrer und andere, die an solchem Theil hatten, bei veranlaßenden Umständen eine
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Glaubensgespräch; der vorsichtige Spener, zu Köln an der Spree, sah die Vergebligkeit solches Unternemens und vermied alles Antheil, so sehr er sonst eine zur Vereinigung erforderlige Duldung liebte: Lütke, Vorsteher der Gemeinen des eigentligen Berlins und in der Nachbarschaft, welcher zu dem Gespräche gezogen ward, schied bald anfangs heraus und machte in seinen Gedanken über die Vereinigung die Ursachen davon bekant, sonderlig die Ungleichheit beider Theile, da denen vom helvetischen Bekentniße, welchem der König beipflichtete, manche Vortheile verschaffet worden; das Gespräch hatte also keinen Fortgang, man schrit wieder zu dem weitläufigerm Wege des Briefwechsels: es verschwand bei den meisten zwar der vormals gegenseitig übertriebene Has und neigeten sich die Gemüther almälig zur Einigkeit; daher auch die Gemeine dieser Zeit in der Offenbarung von der Bruderliebe benant worden 3, 7: aber die Bemühungen zur plözlig zustistenden Vereinigung, auch da sie nach dieser Zeit wiederholet wurden, waren vergeblig und lies die Vereinigung sich nicht so schleunig von den Friedfertigen bewürken, als die Trennung durch Heftigkeit entstehen können: jezt wurde das Unternemen ganz vereitelt; weil die helmstätischen Lehrer und andere, die an solchem Theil hatten, bei veranlaßenden Umständen eine
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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 842. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/854>, abgerufen am 23.11.2024.
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