dua und fand hieselbst den Spira mit Verzweiflung ringen. Franz Spira, ein Rechtslehrter zu Citadella bei Padua, hatte die reine Lehre angenommen und öffentlig bekant, aber auf Anlas des unflätigen Joban Caso, Erzbischofs zu Benevent und päpstligen Gesandten, öffentlig wiederrufen, war darauf in Leibes- und Gemüthskrankheit verfallen und nach Padua gebracht worden, konte doch weder durch Arzneien geheilet, noch durch Zuspruch beruhiget werden, leugnete die Barmherzigkeit Gottes nicht, sagte aber, er habe daran kein Theil, wäre der Verleuchnung wegen zur ewigen Qual verdammet und empfände sie schon; er wurde zurükgebracht und starb in solcher Verzweifelung. Vergerins der ihn oft hatte trösten wollen, gab nun alles auf, ging ins Valtelin und nach Rhätien, ward leztlig nach Tübingen berufen. Römischgesinte und Wiedersteher schrieben wieder das Mittelbuch; die Söhne des alten Johan Fridrichs namens nicht an und ihr Vater erklärte, daß er seinen Söhnen das nicht rathen dürfte, was er selbst nicht mit gutem Gewißen thun könne: man fur fort es den Reichsstädren aufzudringen; nach Ulm kam der Kaiser selbst, lies den 16 AErntem. die dasigen Lehrer in Eisen schlagen und sie, als er über Speier weiter in die Niederlande reisete, gefangen wegfüren, auch erst im siebenden Monathe wieder in Freiheit sezen; am härtesten erging es der Stadt
dua und fand hieselbst den Spira mit Verzweiflung ringen. Franz Spira, ein Rechtslehrter zu Citadella bei Padua, hatte die reine Lehre angenommen und öffentlig bekant, aber auf Anlas des unflätigen Joban Caso, Erzbischofs zu Benevent und päpstligen Gesandten, öffentlig wiederrufen, war darauf in Leibes- und Gemüthskrankheit verfallen und nach Padua gebracht worden, konte doch weder durch Arzneien geheilet, noch durch Zuspruch beruhiget werden, leugnete die Barmherzigkeit Gottes nicht, sagte aber, er habe daran kein Theil, wäre der Verleuchnung wegen zur ewigen Qual verdammet und empfände sie schon; er wurde zurükgebracht und starb in solcher Verzweifelung. Vergerins der ihn oft hatte trösten wollen, gab nun alles auf, ging ins Valtelin und nach Rhätien, ward leztlig nach Tübingen berufen. Römischgesinte und Wiedersteher schrieben wieder das Mittelbuch; die Söhne des alten Johan Fridrichs namens nicht an und ihr Vater erklärte, daß er seinen Söhnen das nicht rathen dürfte, was er selbst nicht mit gutem Gewißen thun könne: man fur fort es den Reichsstädren aufzudringen; nach Ulm kam der Kaiser selbst, lies den 16 AErntem. die dasigen Lehrer in Eisen schlagen und sie, als er über Speier weiter in die Niederlande reisete, gefangen wegfüren, auch erst im siebenden Monathe wieder in Freiheit sezen; am härtesten erging es der Stadt
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dua und fand hieselbst den Spira mit Verzweiflung ringen. Franz Spira, ein Rechtslehrter zu Citadella bei Padua, hatte die reine Lehre angenommen und öffentlig bekant, aber auf Anlas des unflätigen Joban Caso, Erzbischofs zu Benevent und päpstligen Gesandten, öffentlig wiederrufen, war darauf in Leibes- und Gemüthskrankheit verfallen und nach Padua gebracht worden, konte doch weder durch Arzneien geheilet, noch durch Zuspruch beruhiget werden, leugnete die Barmherzigkeit Gottes nicht, sagte aber, er habe daran kein Theil, wäre der Verleuchnung wegen zur ewigen Qual verdammet und empfände sie schon; er wurde zurükgebracht und starb in solcher Verzweifelung. Vergerins der ihn oft hatte trösten wollen, gab nun alles auf, ging ins Valtelin und nach Rhätien, ward leztlig nach Tübingen berufen. Römischgesinte und Wiedersteher schrieben wieder das Mittelbuch; die Söhne des alten Johan Fridrichs namens nicht an und ihr Vater erklärte, daß er seinen Söhnen das nicht rathen dürfte, was er selbst nicht mit gutem Gewißen thun könne: man fur fort es den Reichsstädren aufzudringen; nach Ulm kam der Kaiser selbst, lies den 16 AErntem. die dasigen Lehrer in Eisen schlagen und sie, als er über Speier weiter in die Niederlande reisete, gefangen wegfüren, auch erst im siebenden Monathe wieder in Freiheit sezen; am härtesten erging es der Stadt
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dua und fand hieselbst den Spira mit Verzweiflung ringen. Franz Spira, ein Rechtslehrter zu Citadella bei Padua, hatte die reine Lehre angenommen und öffentlig bekant, aber auf Anlas des unflätigen Joban Caso, Erzbischofs zu Benevent und päpstligen Gesandten, öffentlig wiederrufen, war darauf in Leibes- und Gemüthskrankheit verfallen und nach Padua gebracht worden, konte doch weder durch Arzneien geheilet, noch durch Zuspruch beruhiget werden, leugnete die Barmherzigkeit Gottes nicht, sagte aber, er habe daran kein Theil, wäre der Verleuchnung wegen zur ewigen Qual verdammet und empfände sie schon; er wurde zurükgebracht und starb in solcher Verzweifelung. Vergerins der ihn oft hatte trösten wollen, gab nun alles auf, ging ins Valtelin und nach Rhätien, ward leztlig nach Tübingen berufen. Römischgesinte und Wiedersteher schrieben wieder das Mittelbuch; die Söhne des alten Johan Fridrichs namens nicht an und ihr Vater erklärte, daß er seinen Söhnen das nicht rathen dürfte, was er selbst nicht mit gutem Gewißen thun könne: man fur fort es den Reichsstädren aufzudringen; nach Ulm kam der Kaiser selbst, lies den 16 AErntem. die dasigen Lehrer in Eisen schlagen und sie, als er über Speier weiter in die Niederlande reisete, gefangen wegfüren, auch erst im siebenden Monathe wieder in Freiheit sezen; am härtesten erging es der Stadt
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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 755. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/767>, abgerufen am 23.11.2024.
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