Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

wobei er den 30 Maj an den Papst mit großer Demuth und Unterwerfung schrieb. Der Papst aber bestelte zu Rom ein Gericht selbige Sache zuentscheiden und ernante den Prierias zum Kläger, lies auch zu Ende Jul. eine Ladung an Luthern ergehen binnen sechzig Tagen zu Rom zuerscheinen, welche durch des Cardinals von Cajetan Besorgung den 7 Aug. an Luthern gebracht wurde: diesen Cardinal einen Dominitaner, hatte der Papst nach Augsburg geschikt zu dem daselbst angesezten Reichstage, wo der Kaiser die Wahl seines Enkels, des Königs Karl von Spanien, zum Nachfolger im römisch teutschen Reiche betreiben wolte, der Cardinal zum Scheine vom Türkenkriege reden, einen Zehnten für den Papst fordern, den Ablashandel unterstüzen solte, beide aber ihres Zweks verfeleten: ehe noch die bestimten sechzig Tage verfloßen waren, lies der Papst den 23 Aug. Befel ab an den Cardinal, daß er Luthern, der bereits für einen Abtrünnigen erkläret sei, zu Augsburg verhören und im Falle des Wiederrufs ihn frei sprechen, sonst aber sich seiner bemächtigen und ihn gen Rom schikken, auch alle seine Beschüzer und Anhänger in den Ban thun und aller Ehre verlustig erklären solte; er schrieb selbiges Tages zugleich an den Kurfürsten Fridrich Ernstson von Sachsen, wen er an Luthers Lehre kein Theil näme, mögte er ihn auch den Schuz versagen, ihn und sei-

wobei er den 30 Maj an den Papst mit großer Demuth und Unterwerfung schrieb. Der Papst aber bestelte zu Rom ein Gericht selbige Sache zuentscheiden und ernante den Prierias zum Kläger, lies auch zu Ende Jul. eine Ladung an Luthern ergehen binnen sechzig Tagen zu Rom zuerscheinen, welche durch des Cardinals von Cajetan Besorgung den 7 Aug. an Luthern gebracht wurde: diesen Cardinal einen Dominitaner, hatte der Papst nach Augsburg geschikt zu dem daselbst angesezten Reichstage, wo der Kaiser die Wahl seines Enkels, des Königs Karl von Spanien, zum Nachfolger im römisch teutschen Reiche betreiben wolte, der Cardinal zum Scheine vom Türkenkriege reden, einen Zehnten für den Papst fordern, den Ablashandel unterstüzen solte, beide aber ihres Zweks verfeleten: ehe noch die bestimten sechzig Tage verfloßen waren, lies der Papst den 23 Aug. Befel ab an den Cardinal, daß er Luthern, der bereits für einen Abtrünnigen erkläret sei, zu Augsburg verhören und im Falle des Wiederrufs ihn frei sprechen, sonst aber sich seiner bemächtigen und ihn gen Rom schikken, auch alle seine Beschüzer und Anhänger in den Ban thun und aller Ehre verlustig erklären solte; er schrieb selbiges Tages zugleich an den Kurfürsten Fridrich Ernstson von Sachsen, wen er an Luthers Lehre kein Theil näme, mögte er ihn auch den Schuz versagen, ihn und sei-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0672" n="660"/>
wobei er den 30 Maj an den                      Papst mit großer Demuth und Unterwerfung schrieb. Der Papst aber bestelte zu Rom                      ein Gericht selbige Sache zuentscheiden und ernante den Prierias zum Kläger,                      lies auch zu Ende Jul. eine Ladung an Luthern ergehen binnen sechzig Tagen zu                      Rom zuerscheinen, welche durch des Cardinals von Cajetan Besorgung den 7 Aug. an                      Luthern gebracht wurde: diesen Cardinal einen Dominitaner, hatte der Papst nach                      Augsburg geschikt zu dem daselbst angesezten Reichstage, wo der Kaiser die Wahl                      seines Enkels, des Königs Karl von Spanien, zum Nachfolger im römisch teutschen                      Reiche betreiben wolte, der Cardinal zum Scheine vom Türkenkriege reden, einen                      Zehnten für den Papst fordern, den Ablashandel unterstüzen solte, beide aber                      ihres Zweks verfeleten: ehe noch die bestimten sechzig Tage verfloßen waren,                      lies der Papst den 23 Aug. Befel ab an den Cardinal, daß er Luthern, der bereits                      für einen Abtrünnigen erkläret sei, zu Augsburg verhören und im Falle des                      Wiederrufs ihn frei sprechen, sonst aber sich seiner bemächtigen und ihn gen Rom                      schikken, auch alle seine Beschüzer und Anhänger in den Ban thun und aller Ehre                      verlustig erklären solte; er schrieb selbiges Tages zugleich an den Kurfürsten                      Fridrich Ernstson von Sachsen, wen er an Luthers Lehre kein Theil näme, mögte er                      ihn auch den Schuz versagen, ihn und sei-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[660/0672] wobei er den 30 Maj an den Papst mit großer Demuth und Unterwerfung schrieb. Der Papst aber bestelte zu Rom ein Gericht selbige Sache zuentscheiden und ernante den Prierias zum Kläger, lies auch zu Ende Jul. eine Ladung an Luthern ergehen binnen sechzig Tagen zu Rom zuerscheinen, welche durch des Cardinals von Cajetan Besorgung den 7 Aug. an Luthern gebracht wurde: diesen Cardinal einen Dominitaner, hatte der Papst nach Augsburg geschikt zu dem daselbst angesezten Reichstage, wo der Kaiser die Wahl seines Enkels, des Königs Karl von Spanien, zum Nachfolger im römisch teutschen Reiche betreiben wolte, der Cardinal zum Scheine vom Türkenkriege reden, einen Zehnten für den Papst fordern, den Ablashandel unterstüzen solte, beide aber ihres Zweks verfeleten: ehe noch die bestimten sechzig Tage verfloßen waren, lies der Papst den 23 Aug. Befel ab an den Cardinal, daß er Luthern, der bereits für einen Abtrünnigen erkläret sei, zu Augsburg verhören und im Falle des Wiederrufs ihn frei sprechen, sonst aber sich seiner bemächtigen und ihn gen Rom schikken, auch alle seine Beschüzer und Anhänger in den Ban thun und aller Ehre verlustig erklären solte; er schrieb selbiges Tages zugleich an den Kurfürsten Fridrich Ernstson von Sachsen, wen er an Luthers Lehre kein Theil näme, mögte er ihn auch den Schuz versagen, ihn und sei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/672
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/672>, abgerufen am 22.11.2024.