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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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sen Schwanz das dritte Theil der Sterne herabris und auf die Erde warf; dieser Drache trat vor das Weib um ihr Kind, wen sie geboren hätte, zufressen; sie gebar einen Sohn der alle Völker mit einem eisernen Stabe beherschen solte: dieses Kind ward entrükt zu Gotte und seinem Stule. Der Drache zeiget in dieser vielbedeutenden Bildersprache der Offenbarung nicht nur den Argen an; sondern auch seine Stiftungen, Einrichtungen so ihme gemäs, Gotte aber zuwieder sind; den Gözendienst und abgöttischen Aberglauben, imgleichen eine gewaltsam eigenmächtige Herschaft und Reichsverfaßung, bei welcher das Volk unterdrükket und Gottes Gemeine verfolget wird; zuvörderst also das heidnisch Römische Reich, nach deßen Beschaffenheit auch das Bild entworfen ist: der Hauptsiz dieses Reichs war eine Stadt auf sieben Bergen; 179 es wechselten aber auch in demselben oder folgten aufeinander sieben verschiedene Verfaßungen, es wurde zu verschiedenen Zeiten beherschet von Königen, Bürgermeistern, Worthaltern, Kriegesobersten, zehen Männern und von Feldherren mit höchster Gewalt, weswegen seine sieben Häupter als gekrönet vorgestellet sind; durch seine Kriegesmacht bezwang es den dritten Theil des bewonten Erdbodens, stürzte also viele Fürsten und Könige; daher es zehn große Länder unter sich begrif, Italien und Afrika, Spanien,

sen Schwanz das dritte Theil der Sterne herabris und auf die Erde warf; dieser Drache trat vor das Weib um ihr Kind, wen sie geboren hätte, zufressen; sie gebar einen Sohn der alle Völker mit einem eisernen Stabe beherschen solte: dieses Kind ward entrükt zu Gotte und seinem Stule. Der Drache zeiget in dieser vielbedeutenden Bildersprache der Offenbarung nicht nur den Argen an; sondern auch seine Stiftungen, Einrichtungen so ihme gemäs, Gotte aber zuwieder sind; den Gözendienst und abgöttischen Aberglauben, imgleichen eine gewaltsam eigenmächtige Herschaft und Reichsverfaßung, bei welcher das Volk unterdrükket und Gottes Gemeine verfolget wird; zuvörderst also das heidnisch Römische Reich, nach deßen Beschaffenheit auch das Bild entworfen ist: der Hauptsiz dieses Reichs war eine Stadt auf sieben Bergen; 179 es wechselten aber auch in demselben oder folgten aufeinander sieben verschiedene Verfaßungen, es wurde zu verschiedenen Zeiten beherschet von Königen, Bürgermeistern, Worthaltern, Kriegesobersten, zehen Männern und von Feldherren mit höchster Gewalt, weswegen seine sieben Häupter als gekrönet vorgestellet sind; durch seine Kriegesmacht bezwang es den dritten Theil des bewonten Erdbodens, stürzte also viele Fürsten und Könige; daher es zehn große Länder unter sich begrif, Italien und Afrika, Spanien,

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[53/0065] sen Schwanz das dritte Theil der Sterne herabris und auf die Erde warf; dieser Drache trat vor das Weib um ihr Kind, wen sie geboren hätte, zufressen; sie gebar einen Sohn der alle Völker mit einem eisernen Stabe beherschen solte: dieses Kind ward entrükt zu Gotte und seinem Stule. Der Drache zeiget in dieser vielbedeutenden Bildersprache der Offenbarung nicht nur den Argen an; sondern auch seine Stiftungen, Einrichtungen so ihme gemäs, Gotte aber zuwieder sind; den Gözendienst und abgöttischen Aberglauben, imgleichen eine gewaltsam eigenmächtige Herschaft und Reichsverfaßung, bei welcher das Volk unterdrükket und Gottes Gemeine verfolget wird; zuvörderst also das heidnisch Römische Reich, nach deßen Beschaffenheit auch das Bild entworfen ist: der Hauptsiz dieses Reichs war eine Stadt auf sieben Bergen; 179 es wechselten aber auch in demselben oder folgten aufeinander sieben verschiedene Verfaßungen, es wurde zu verschiedenen Zeiten beherschet von Königen, Bürgermeistern, Worthaltern, Kriegesobersten, zehen Männern und von Feldherren mit höchster Gewalt, weswegen seine sieben Häupter als gekrönet vorgestellet sind; durch seine Kriegesmacht bezwang es den dritten Theil des bewonten Erdbodens, stürzte also viele Fürsten und Könige; daher es zehn große Länder unter sich begrif, Italien und Afrika, Spanien,

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/65>, abgerufen am 27.11.2024.