Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

da sein angewünschter Vater, ihr Gemal, kaum tot sei, sie an kein Heiraten gedenken könne, und wen er ohne Ursach seine Gemahlln verstoßen wolte, müste sie künstig dergleichen besorgen, endlig sei es auch bei ihrem Stande unanständig zum zweiten male zuheirathen: sogleich wurden ihre Güter geraubet, ihre Gefärten weggenommen und zum theile getötet, sonderlig, auf ganz falsche Anklage, zu Nicea drei angesehene Frauen, so ihre vertraute Freundinnen waren; sie selbst muste mit ihrer Mutter ins Elend und wurde von einem Orte zum andern gejaget. 312Durch Boten, die sie heimlig 312 aus den Wüsten Syriens an ihren Vater schikte: berichtete sie diesem ihr Unglük: Diocletian sandte an Maximinum eine Botschaft über die andere, lies ihn endlig auch erinnern, wieviel er ihm schuldig sei; konte aber nicht erhalten, daß seine Tochter zurükgeschikket wurde. Zu gleicher Zeit lies Constantin allenthalben Maximians Namen, Denksäulen und Bildniße vertilgen; und weil meistens Diocletian bei ihm stand, wurde deßen Bild und Namen mit abgerißen und ausgelöschet. Da er dieses alles bei seinem Leben erfaren muste, welches keinem der höchsten Feldherrn vor ihm wiederfahren war: wünschte er zusterben, warf sich vol Verdrußes hin und her im Bette oder auf der Erde, genos fast weder Speise noch Ruhe, und verfiel in eine langwierige Krankheit, so ihn auszehrete.

da sein angewünschter Vater, ihr Gemal, kaum tot sei, sie an kein Heiraten gedenken könne, und wen er ohne Ursach seine Gemahlln verstoßen wolte, müste sie künstig dergleichen besorgen, endlig sei es auch bei ihrem Stande unanständig zum zweiten male zuheirathen: sogleich wurden ihre Güter geraubet, ihre Gefärten weggenommen und zum theile getötet, sonderlig, auf ganz falsche Anklage, zu Nicea drei angesehene Frauen, so ihre vertraute Freundinnen waren; sie selbst muste mit ihrer Mutter ins Elend und wurde von einem Orte zum andern gejaget. 312Durch Boten, die sie heimlig 312 aus den Wüsten Syriens an ihren Vater schikte: berichtete sie diesem ihr Unglük: Diocletian sandte an Maximinum eine Botschaft über die andere, lies ihn endlig auch erinnern, wieviel er ihm schuldig sei; konte aber nicht erhalten, daß seine Tochter zurükgeschikket wurde. Zu gleicher Zeit lies Constantin allenthalben Maximians Namen, Denksäulen und Bildniße vertilgen; und weil meistens Diocletian bei ihm stand, wurde deßen Bild und Namen mit abgerißen und ausgelöschet. Da er dieses alles bei seinem Leben erfaren muste, welches keinem der höchsten Feldherrn vor ihm wiederfahren war: wünschte er zusterben, warf sich vol Verdrußes hin und her im Bette oder auf der Erde, genos fast weder Speise noch Ruhe, und verfiel in eine langwierige Krankheit, so ihn auszehrete.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0060" n="48"/>
da sein                      angewünschter Vater, ihr Gemal, kaum tot sei, sie an kein Heiraten gedenken                      könne, und wen er ohne Ursach seine Gemahlln verstoßen wolte, müste sie künstig                      dergleichen besorgen, endlig sei es auch bei ihrem Stande unanständig zum                      zweiten male zuheirathen: sogleich wurden ihre Güter geraubet, ihre Gefärten                      weggenommen und zum theile getötet, sonderlig, auf ganz falsche Anklage, zu                      Nicea drei angesehene Frauen, so ihre vertraute Freundinnen waren; sie selbst                      muste mit ihrer Mutter ins Elend und wurde von einem Orte zum andern gejaget.                          <note place="left">312</note>Durch Boten, die sie heimlig 312 aus den                      Wüsten Syriens an ihren Vater schikte: berichtete sie diesem ihr Unglük:                      Diocletian sandte an Maximinum eine Botschaft über die andere, lies ihn endlig                      auch erinnern, wieviel er ihm schuldig sei; konte aber nicht erhalten, daß seine                      Tochter zurükgeschikket wurde. Zu gleicher Zeit lies Constantin allenthalben                      Maximians Namen, Denksäulen und Bildniße vertilgen; und weil meistens Diocletian                      bei ihm stand, wurde deßen Bild und Namen mit abgerißen und ausgelöschet. Da er                      dieses alles bei seinem Leben erfaren muste, welches keinem der höchsten                      Feldherrn vor ihm wiederfahren war: wünschte er zusterben, warf sich vol                      Verdrußes hin und her im Bette oder auf der Erde, genos fast weder Speise noch                      Ruhe, und verfiel in eine langwierige Krankheit, so ihn auszehrete.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0060] da sein angewünschter Vater, ihr Gemal, kaum tot sei, sie an kein Heiraten gedenken könne, und wen er ohne Ursach seine Gemahlln verstoßen wolte, müste sie künstig dergleichen besorgen, endlig sei es auch bei ihrem Stande unanständig zum zweiten male zuheirathen: sogleich wurden ihre Güter geraubet, ihre Gefärten weggenommen und zum theile getötet, sonderlig, auf ganz falsche Anklage, zu Nicea drei angesehene Frauen, so ihre vertraute Freundinnen waren; sie selbst muste mit ihrer Mutter ins Elend und wurde von einem Orte zum andern gejaget. Durch Boten, die sie heimlig 312 aus den Wüsten Syriens an ihren Vater schikte: berichtete sie diesem ihr Unglük: Diocletian sandte an Maximinum eine Botschaft über die andere, lies ihn endlig auch erinnern, wieviel er ihm schuldig sei; konte aber nicht erhalten, daß seine Tochter zurükgeschikket wurde. Zu gleicher Zeit lies Constantin allenthalben Maximians Namen, Denksäulen und Bildniße vertilgen; und weil meistens Diocletian bei ihm stand, wurde deßen Bild und Namen mit abgerißen und ausgelöschet. Da er dieses alles bei seinem Leben erfaren muste, welches keinem der höchsten Feldherrn vor ihm wiederfahren war: wünschte er zusterben, warf sich vol Verdrußes hin und her im Bette oder auf der Erde, genos fast weder Speise noch Ruhe, und verfiel in eine langwierige Krankheit, so ihn auszehrete. 312

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/60
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/60>, abgerufen am 06.05.2024.