da sein angewünschter Vater, ihr Gemal, kaum tot sei, sie an kein Heiraten gedenken könne, und wen er ohne Ursach seine Gemahlln verstoßen wolte, müste sie künstig dergleichen besorgen, endlig sei es auch bei ihrem Stande unanständig zum zweiten male zuheirathen: sogleich wurden ihre Güter geraubet, ihre Gefärten weggenommen und zum theile getötet, sonderlig, auf ganz falsche Anklage, zu Nicea drei angesehene Frauen, so ihre vertraute Freundinnen waren; sie selbst muste mit ihrer Mutter ins Elend und wurde von einem Orte zum andern gejaget. 312Durch Boten, die sie heimlig 312 aus den Wüsten Syriens an ihren Vater schikte: berichtete sie diesem ihr Unglük: Diocletian sandte an Maximinum eine Botschaft über die andere, lies ihn endlig auch erinnern, wieviel er ihm schuldig sei; konte aber nicht erhalten, daß seine Tochter zurükgeschikket wurde. Zu gleicher Zeit lies Constantin allenthalben Maximians Namen, Denksäulen und Bildniße vertilgen; und weil meistens Diocletian bei ihm stand, wurde deßen Bild und Namen mit abgerißen und ausgelöschet. Da er dieses alles bei seinem Leben erfaren muste, welches keinem der höchsten Feldherrn vor ihm wiederfahren war: wünschte er zusterben, warf sich vol Verdrußes hin und her im Bette oder auf der Erde, genos fast weder Speise noch Ruhe, und verfiel in eine langwierige Krankheit, so ihn auszehrete.
da sein angewünschter Vater, ihr Gemal, kaum tot sei, sie an kein Heiraten gedenken könne, und wen er ohne Ursach seine Gemahlln verstoßen wolte, müste sie künstig dergleichen besorgen, endlig sei es auch bei ihrem Stande unanständig zum zweiten male zuheirathen: sogleich wurden ihre Güter geraubet, ihre Gefärten weggenommen und zum theile getötet, sonderlig, auf ganz falsche Anklage, zu Nicea drei angesehene Frauen, so ihre vertraute Freundinnen waren; sie selbst muste mit ihrer Mutter ins Elend und wurde von einem Orte zum andern gejaget. 312Durch Boten, die sie heimlig 312 aus den Wüsten Syriens an ihren Vater schikte: berichtete sie diesem ihr Unglük: Diocletian sandte an Maximinum eine Botschaft über die andere, lies ihn endlig auch erinnern, wieviel er ihm schuldig sei; konte aber nicht erhalten, daß seine Tochter zurükgeschikket wurde. Zu gleicher Zeit lies Constantin allenthalben Maximians Namen, Denksäulen und Bildniße vertilgen; und weil meistens Diocletian bei ihm stand, wurde deßen Bild und Namen mit abgerißen und ausgelöschet. Da er dieses alles bei seinem Leben erfaren muste, welches keinem der höchsten Feldherrn vor ihm wiederfahren war: wünschte er zusterben, warf sich vol Verdrußes hin und her im Bette oder auf der Erde, genos fast weder Speise noch Ruhe, und verfiel in eine langwierige Krankheit, so ihn auszehrete.
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da sein angewünschter Vater, ihr Gemal, kaum tot sei, sie an kein Heiraten gedenken könne, und wen er ohne Ursach seine Gemahlln verstoßen wolte, müste sie künstig dergleichen besorgen, endlig sei es auch bei ihrem Stande unanständig zum zweiten male zuheirathen: sogleich wurden ihre Güter geraubet, ihre Gefärten weggenommen und zum theile getötet, sonderlig, auf ganz falsche Anklage, zu Nicea drei angesehene Frauen, so ihre vertraute Freundinnen waren; sie selbst muste mit ihrer Mutter ins Elend und wurde von einem Orte zum andern gejaget. <noteplace="left">312</note>Durch Boten, die sie heimlig 312 aus den Wüsten Syriens an ihren Vater schikte: berichtete sie diesem ihr Unglük: Diocletian sandte an Maximinum eine Botschaft über die andere, lies ihn endlig auch erinnern, wieviel er ihm schuldig sei; konte aber nicht erhalten, daß seine Tochter zurükgeschikket wurde. Zu gleicher Zeit lies Constantin allenthalben Maximians Namen, Denksäulen und Bildniße vertilgen; und weil meistens Diocletian bei ihm stand, wurde deßen Bild und Namen mit abgerißen und ausgelöschet. Da er dieses alles bei seinem Leben erfaren muste, welches keinem der höchsten Feldherrn vor ihm wiederfahren war: wünschte er zusterben, warf sich vol Verdrußes hin und her im Bette oder auf der Erde, genos fast weder Speise noch Ruhe, und verfiel in eine langwierige Krankheit, so ihn auszehrete.</p></div></body></text></TEI>
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da sein angewünschter Vater, ihr Gemal, kaum tot sei, sie an kein Heiraten gedenken könne, und wen er ohne Ursach seine Gemahlln verstoßen wolte, müste sie künstig dergleichen besorgen, endlig sei es auch bei ihrem Stande unanständig zum zweiten male zuheirathen: sogleich wurden ihre Güter geraubet, ihre Gefärten weggenommen und zum theile getötet, sonderlig, auf ganz falsche Anklage, zu Nicea drei angesehene Frauen, so ihre vertraute Freundinnen waren; sie selbst muste mit ihrer Mutter ins Elend und wurde von einem Orte zum andern gejaget. Durch Boten, die sie heimlig 312 aus den Wüsten Syriens an ihren Vater schikte: berichtete sie diesem ihr Unglük: Diocletian sandte an Maximinum eine Botschaft über die andere, lies ihn endlig auch erinnern, wieviel er ihm schuldig sei; konte aber nicht erhalten, daß seine Tochter zurükgeschikket wurde. Zu gleicher Zeit lies Constantin allenthalben Maximians Namen, Denksäulen und Bildniße vertilgen; und weil meistens Diocletian bei ihm stand, wurde deßen Bild und Namen mit abgerißen und ausgelöschet. Da er dieses alles bei seinem Leben erfaren muste, welches keinem der höchsten Feldherrn vor ihm wiederfahren war: wünschte er zusterben, warf sich vol Verdrußes hin und her im Bette oder auf der Erde, genos fast weder Speise noch Ruhe, und verfiel in eine langwierige Krankheit, so ihn auszehrete.
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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/60>, abgerufen am 09.11.2024.
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