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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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Ursprung hat von den morgenländischen Irlehrern, die sich selbst Gnostiker oder Leute von Einsicht nanten, wovon die Nikolaiten ein Haufe waren: diese sind insbesondere genant, mit einer Absicht auf die Bedeutung des Namens Nikolaus, welcher einen Besieger des Volks anzeiget, anzudeuten, daß dieses Gesez der Ehelosigkeit von dem, welcher Gottes Volk unters Joch bringe und von seinem Anhange den Bekennern aufgedrungen werde.

Der Stul zu Rom hatte seine Diener und Boten, die sich ihm witmeten und ihres eigenen sichtbaren Vortheils halber seine angemaste Gewalt, sein vorgegebenes götliges Ansehen unterstüzten: diese Boshaften gaben sich für götlige Boten aus; aber es war jezt noch nicht schwer den Unterschied einzusehen, die Redligen fanden den Ungrund ihres Vorgebens leicht in der künen Verwechslung des Ewigen mit einem irdischen Gotte, der sich wieder ihn auflenete: also fanden diese lügenhaften Zeugen gnugsamen Wiederspruch und ihr eigenes Gewißen muste ihnen wiedersprechen, muste ihnen bezeugen, daß ihr Vorgeben boshaft und erlogen, daß ihr irdischer Sin und aus demselben fliessender Dienst jenes irdischen Gottes den warhaften Gott im Himmel beleidige, der solches in den Ewigkeiten ahnden werde: Diese Gewißensbiße waren eine Strafe, die bei noch helle scheinendem Lichte der Warheit er-

Ursprung hat von den morgenländischen Irlehrern, die sich selbst Gnostiker oder Leute von Einsicht nanten, wovon die Nikolaiten ein Haufe waren: diese sind insbesondere genant, mit einer Absicht auf die Bedeutung des Namens Nikolaus, welcher einen Besieger des Volks anzeiget, anzudeuten, daß dieses Gesez der Ehelosigkeit von dem, welcher Gottes Volk unters Joch bringe und von seinem Anhange den Bekennern aufgedrungen werde.

Der Stul zu Rom hatte seine Diener und Boten, die sich ihm witmeten und ihres eigenen sichtbaren Vortheils halber seine angemaste Gewalt, sein vorgegebenes götliges Ansehen unterstüzten: diese Boshaften gaben sich für götlige Boten aus; aber es war jezt noch nicht schwer den Unterschied einzusehen, die Redligen fanden den Ungrund ihres Vorgebens leicht in der künen Verwechslung des Ewigen mit einem irdischen Gotte, der sich wieder ihn auflenete: also fanden diese lügenhaften Zeugen gnugsamen Wiederspruch und ihr eigenes Gewißen muste ihnen wiedersprechen, muste ihnen bezeugen, daß ihr Vorgeben boshaft und erlogen, daß ihr irdischer Sin und aus demselben fliessender Dienst jenes irdischen Gottes den warhaften Gott im Himmel beleidige, der solches in den Ewigkeiten ahnden werde: Diese Gewißensbiße waren eine Strafe, die bei noch helle scheinendem Lichte der Warheit er-

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[271/0283] Ursprung hat von den morgenländischen Irlehrern, die sich selbst Gnostiker oder Leute von Einsicht nanten, wovon die Nikolaiten ein Haufe waren: diese sind insbesondere genant, mit einer Absicht auf die Bedeutung des Namens Nikolaus, welcher einen Besieger des Volks anzeiget, anzudeuten, daß dieses Gesez der Ehelosigkeit von dem, welcher Gottes Volk unters Joch bringe und von seinem Anhange den Bekennern aufgedrungen werde. Der Stul zu Rom hatte seine Diener und Boten, die sich ihm witmeten und ihres eigenen sichtbaren Vortheils halber seine angemaste Gewalt, sein vorgegebenes götliges Ansehen unterstüzten: diese Boshaften gaben sich für götlige Boten aus; aber es war jezt noch nicht schwer den Unterschied einzusehen, die Redligen fanden den Ungrund ihres Vorgebens leicht in der künen Verwechslung des Ewigen mit einem irdischen Gotte, der sich wieder ihn auflenete: also fanden diese lügenhaften Zeugen gnugsamen Wiederspruch und ihr eigenes Gewißen muste ihnen wiedersprechen, muste ihnen bezeugen, daß ihr Vorgeben boshaft und erlogen, daß ihr irdischer Sin und aus demselben fliessender Dienst jenes irdischen Gottes den warhaften Gott im Himmel beleidige, der solches in den Ewigkeiten ahnden werde: Diese Gewißensbiße waren eine Strafe, die bei noch helle scheinendem Lichte der Warheit er-

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/283>, abgerufen am 17.05.2024.