Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

ihm und seinen Anhängern das Todesurtheil; da Ludwig solches mildern wolte und nach dem Rathe seiner Hofleute ihn blenden lies, starb er davon dennoch. Die Gewißensunruhe, so sich darauf bei ihm einfand, machte 819ihn 819 geneigt abzudanken, welches auch am dienligsten gewesen wäre, doch lies er sich überreden von solchen Vorhaben abzustehen und aufs neue zuheiraten; berief 821aber 821 die Verbanneten zurük und verzieh allen, die an Bernhards Anschlägen Theil genommen: seine Unruhe drang ihn 822sogar auf dem Reichstage zu Attigni 822 Buße zuthun oder sich der Kirchenzucht öffentlig zuunterwerfen. Durch den Papst 823Paschalis lies er 823 Lotharium zum Kaiser und Könige von Italien krönen, durch welche wiederholte Krönungen vom Papste die Meinung Zuwachs bekam, daß die päpstlige Krönung zur Kaiserwürde nothwendig sei und solche dadurch ertheilet werde. Bei einer gespaltenen Wahl nach Paschalis 824Tode 824 hatte Ludwig mehr Gelegenheit, als vorhin, seine Rechte auszuüben: er lies die Wahl, samt eingelaufenen Klagen über Mängel dortiger Verfaßung, durch Lotharen untersuchen; welcher Eugenium in der Würde bestätigte, mit Erneuerung des Gesezes von zusuchender kaiserligen Genemhaltung vor der Einsegnung eines Papstes. Ebbo, welcher 816 Erzbischof zu Rheims geworden, hatte bereits, bei

ihm und seinen Anhängern das Todesurtheil; da Ludwig solches mildern wolte und nach dem Rathe seiner Hofleute ihn blenden lies, starb er davon dennoch. Die Gewißensunruhe, so sich darauf bei ihm einfand, machte 819ihn 819 geneigt abzudanken, welches auch am dienligsten gewesen wäre, doch lies er sich überreden von solchen Vorhaben abzustehen und aufs neue zuheiraten; berief 821aber 821 die Verbanneten zurük und verzieh allen, die an Bernhards Anschlägen Theil genommen: seine Unruhe drang ihn 822sogar auf dem Reichstage zu Attigni 822 Buße zuthun oder sich der Kirchenzucht öffentlig zuunterwerfen. Durch den Papst 823Paschalis lies er 823 Lotharium zum Kaiser und Könige von Italien krönen, durch welche wiederholte Krönungen vom Papste die Meinung Zuwachs bekam, daß die päpstlige Krönung zur Kaiserwürde nothwendig sei und solche dadurch ertheilet werde. Bei einer gespaltenen Wahl nach Paschalis 824Tode 824 hatte Ludwig mehr Gelegenheit, als vorhin, seine Rechte auszuüben: er lies die Wahl, samt eingelaufenen Klagen über Mängel dortiger Verfaßung, durch Lotharen untersuchen; welcher Eugenium in der Würde bestätigte, mit Erneuerung des Gesezes von zusuchender kaiserligen Genemhaltung vor der Einsegnung eines Papstes. Ebbo, welcher 816 Erzbischof zu Rheims geworden, hatte bereits, bei

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0274" n="262"/>
ihm und seinen Anhängern das Todesurtheil; da Ludwig                      solches mildern wolte und nach dem Rathe seiner Hofleute ihn blenden lies, starb                      er davon dennoch. Die Gewißensunruhe, so sich darauf bei ihm einfand, machte                          <note place="left">819</note>ihn 819 geneigt abzudanken, welches auch                      am dienligsten gewesen wäre, doch lies er sich überreden von solchen Vorhaben                      abzustehen und aufs neue zuheiraten; berief <note place="left">821</note>aber 821 die Verbanneten zurük und verzieh allen, die an Bernhards                      Anschlägen Theil genommen: seine Unruhe drang ihn <note place="left">822</note>sogar auf dem Reichstage zu Attigni 822 Buße zuthun oder sich der                      Kirchenzucht öffentlig zuunterwerfen. Durch den Papst <note place="left">823</note>Paschalis lies er 823 Lotharium zum Kaiser und Könige von Italien                      krönen, durch welche wiederholte Krönungen vom Papste die Meinung Zuwachs bekam,                      daß die päpstlige Krönung zur Kaiserwürde nothwendig sei und solche dadurch                      ertheilet werde. Bei einer gespaltenen Wahl nach Paschalis <note place="left">824</note>Tode 824 hatte Ludwig mehr Gelegenheit, als                      vorhin, seine Rechte auszuüben: er lies die Wahl, samt eingelaufenen Klagen über                      Mängel dortiger Verfaßung, durch Lotharen untersuchen; welcher Eugenium in der                      Würde bestätigte, mit Erneuerung des Gesezes von zusuchender kaiserligen                      Genemhaltung vor der Einsegnung eines Papstes. Ebbo, welcher 816 Erzbischof zu                      Rheims geworden, hatte bereits, bei
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0274] ihm und seinen Anhängern das Todesurtheil; da Ludwig solches mildern wolte und nach dem Rathe seiner Hofleute ihn blenden lies, starb er davon dennoch. Die Gewißensunruhe, so sich darauf bei ihm einfand, machte ihn 819 geneigt abzudanken, welches auch am dienligsten gewesen wäre, doch lies er sich überreden von solchen Vorhaben abzustehen und aufs neue zuheiraten; berief aber 821 die Verbanneten zurük und verzieh allen, die an Bernhards Anschlägen Theil genommen: seine Unruhe drang ihn sogar auf dem Reichstage zu Attigni 822 Buße zuthun oder sich der Kirchenzucht öffentlig zuunterwerfen. Durch den Papst Paschalis lies er 823 Lotharium zum Kaiser und Könige von Italien krönen, durch welche wiederholte Krönungen vom Papste die Meinung Zuwachs bekam, daß die päpstlige Krönung zur Kaiserwürde nothwendig sei und solche dadurch ertheilet werde. Bei einer gespaltenen Wahl nach Paschalis Tode 824 hatte Ludwig mehr Gelegenheit, als vorhin, seine Rechte auszuüben: er lies die Wahl, samt eingelaufenen Klagen über Mängel dortiger Verfaßung, durch Lotharen untersuchen; welcher Eugenium in der Würde bestätigte, mit Erneuerung des Gesezes von zusuchender kaiserligen Genemhaltung vor der Einsegnung eines Papstes. Ebbo, welcher 816 Erzbischof zu Rheims geworden, hatte bereits, bei 819 821 822 823 824

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/274
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/274>, abgerufen am 25.11.2024.