war; so hatte doch Karl Ansehen genug, daß er solchen auch wieder Willen der Stände unternemen und befelen konte. Desiderius hatte zwar die Alpen besezet: Karl fand aber Wegweiser, welche durch Nebenwege einen Haufen seiner Leute aufs Gebürge fürete, der die Longobarden, so die Wege besezet hielten, unvermuthet angrif und auf die Flucht brachte; da den das fränkische Heer ungehindert übers Gebirge ging, das longobardische leigtlig zerstreuete, Desiderium, der sich im Felde nicht halten konte, in Pavia belagerte. Da sich die Belagerung verzog, weil der Ort von den Longobarden wohl verteidiget ward: lies Karl ein Theil des Heeres daselbst, brach mit einem Theile im 774Winter 774 auf und rükte vor Verona, wo sich Adalgisus, Desiderii Sohn samt Karlomans Wittwe und Söhnen befand. Als Adalgisus aufs äuserste gebracht war, entkam er des Nachts und floh nach Constantinopel, wo er als Patricius verstarb: der Ort ergab sich, Karlmanns Wittwe und Söhne wurden über die Alpen gebracht und man hörete weiter nichts von ihnen; es ergaben sich auch die andern Städte auf der Nordseite des Poflußes und Karl vereinigte sich wieder mit seinem Heere vor Pavia, ging aber selbst gegen das Osterfest nach Rom, wo er von den Obrigkeiten ehrerbietig eingeholet ward und hinwieder dem Papste große Ehrerbietung bezeigte, indem er die Stuffen zu dem
war; so hatte doch Karl Ansehen genug, daß er solchen auch wieder Willen der Stände unternemen und befelen konte. Desiderius hatte zwar die Alpen besezet: Karl fand aber Wegweiser, welche durch Nebenwege einen Haufen seiner Leute aufs Gebürge fürete, der die Longobarden, so die Wege besezet hielten, unvermuthet angrif und auf die Flucht brachte; da den das fränkische Heer ungehindert übers Gebirge ging, das longobardische leigtlig zerstreuete, Desiderium, der sich im Felde nicht halten konte, in Pavia belagerte. Da sich die Belagerung verzog, weil der Ort von den Longobarden wohl verteidiget ward: lies Karl ein Theil des Heeres daselbst, brach mit einem Theile im 774Winter 774 auf und rükte vor Verona, wo sich Adalgisus, Desiderii Sohn samt Karlomans Wittwe und Söhnen befand. Als Adalgisus aufs äuserste gebracht war, entkam er des Nachts und floh nach Constantinopel, wo er als Patricius verstarb: der Ort ergab sich, Karlmanns Wittwe und Söhne wurden über die Alpen gebracht und man hörete weiter nichts von ihnen; es ergaben sich auch die andern Städte auf der Nordseite des Poflußes und Karl vereinigte sich wieder mit seinem Heere vor Pavia, ging aber selbst gegen das Osterfest nach Rom, wo er von den Obrigkeiten ehrerbietig eingeholet ward und hinwieder dem Papste große Ehrerbietung bezeigte, indem er die Stuffen zu dem
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0262"n="250"/>
war; so hatte doch Karl Ansehen genug, daß er solchen auch wieder Willen der Stände unternemen und befelen konte. Desiderius hatte zwar die Alpen besezet: Karl fand aber Wegweiser, welche durch Nebenwege einen Haufen seiner Leute aufs Gebürge fürete, der die Longobarden, so die Wege besezet hielten, unvermuthet angrif und auf die Flucht brachte; da den das fränkische Heer ungehindert übers Gebirge ging, das longobardische leigtlig zerstreuete, Desiderium, der sich im Felde nicht halten konte, in Pavia belagerte. Da sich die Belagerung verzog, weil der Ort von den Longobarden wohl verteidiget ward: lies Karl ein Theil des Heeres daselbst, brach mit einem Theile im <noteplace="left">774</note>Winter 774 auf und rükte vor Verona, wo sich Adalgisus, Desiderii Sohn samt Karlomans Wittwe und Söhnen befand. Als Adalgisus aufs äuserste gebracht war, entkam er des Nachts und floh nach Constantinopel, wo er als Patricius verstarb: der Ort ergab sich, Karlmanns Wittwe und Söhne wurden über die Alpen gebracht und man hörete weiter nichts von ihnen; es ergaben sich auch die andern Städte auf der Nordseite des Poflußes und Karl vereinigte sich wieder mit seinem Heere vor Pavia, ging aber selbst gegen das Osterfest nach Rom, wo er von den Obrigkeiten ehrerbietig eingeholet ward und hinwieder dem Papste große Ehrerbietung bezeigte, indem er die Stuffen zu dem
</p></div></body></text></TEI>
[250/0262]
war; so hatte doch Karl Ansehen genug, daß er solchen auch wieder Willen der Stände unternemen und befelen konte. Desiderius hatte zwar die Alpen besezet: Karl fand aber Wegweiser, welche durch Nebenwege einen Haufen seiner Leute aufs Gebürge fürete, der die Longobarden, so die Wege besezet hielten, unvermuthet angrif und auf die Flucht brachte; da den das fränkische Heer ungehindert übers Gebirge ging, das longobardische leigtlig zerstreuete, Desiderium, der sich im Felde nicht halten konte, in Pavia belagerte. Da sich die Belagerung verzog, weil der Ort von den Longobarden wohl verteidiget ward: lies Karl ein Theil des Heeres daselbst, brach mit einem Theile im Winter 774 auf und rükte vor Verona, wo sich Adalgisus, Desiderii Sohn samt Karlomans Wittwe und Söhnen befand. Als Adalgisus aufs äuserste gebracht war, entkam er des Nachts und floh nach Constantinopel, wo er als Patricius verstarb: der Ort ergab sich, Karlmanns Wittwe und Söhne wurden über die Alpen gebracht und man hörete weiter nichts von ihnen; es ergaben sich auch die andern Städte auf der Nordseite des Poflußes und Karl vereinigte sich wieder mit seinem Heere vor Pavia, ging aber selbst gegen das Osterfest nach Rom, wo er von den Obrigkeiten ehrerbietig eingeholet ward und hinwieder dem Papste große Ehrerbietung bezeigte, indem er die Stuffen zu dem
774
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
Ligaturen werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.
Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/262>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.