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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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erhabenen Stule küßete, auf welchem der Papst ihn erwartete. Nachdem er auf des Papstes Verlangen nicht nur seines Vaters Schenkung bestätigt, sondern solche noch mit einigen Theilen des longobardischen Reiches vermeret hatte; ging er zurük nach Pavia: und weil bisher mit Gewalt nichts auszurichten gewesen, sondern alle Stürme abgeschlagen waren; schlos er den Ort enger ein, daß Desiderius endlig durch Hunger und Krankheiten genöthiget ward sich zuergeben; worauf ihn Karl, samt seiner Gemahlin und einer Tochter, nach Lüttich schikte, wo er im Kloster bald verstarb. Die longobardischen Herzoge zu Benevent Spoleto und Friaul blieben ungestöret, Karl wolte sie als Lehnsleute betrachten, wie sie unter den longobardischen Königen gewesen waren: er konte jezt soviel weniger etwas wieder sie unternemen, weil die Sachsen sich empöret hatten und 774 in Heßen einfielen, welche 775 überzogen und nicht nur die Westwalen und Engerer, sondern auch die Ostwalen zur Unterwerfung gezwungen wurden. Inzwischen pflogen die longobardischen Herzoge Unterhandlungen mit Constantinopel wegen Aregisens Herstellung ins väterlige Reich. Constantin, welcher die Verordnungen gegen die Bilder und Anrusung der Heiligen geschärset, auch die Mönche, als hartnäkkige Verteidiger solches Heiligen und Bilderdienstes, abzuschaffen gesuchet hatte, starb damals 775 den 14 Sept.775

erhabenen Stule küßete, auf welchem der Papst ihn erwartete. Nachdem er auf des Papstes Verlangen nicht nur seines Vaters Schenkung bestätigt, sondern solche noch mit einigen Theilen des longobardischen Reiches vermeret hatte; ging er zurük nach Pavia: und weil bisher mit Gewalt nichts auszurichten gewesen, sondern alle Stürme abgeschlagen waren; schlos er den Ort enger ein, daß Desiderius endlig durch Hunger und Krankheiten genöthiget ward sich zuergeben; worauf ihn Karl, samt seiner Gemahlin und einer Tochter, nach Lüttich schikte, wo er im Kloster bald verstarb. Die longobardischen Herzoge zu Benevent Spoleto und Friaul blieben ungestöret, Karl wolte sie als Lehnsleute betrachten, wie sie unter den longobardischen Königen gewesen waren: er konte jezt soviel weniger etwas wieder sie unternemen, weil die Sachsen sich empöret hatten und 774 in Heßen einfielen, welche 775 überzogen und nicht nur die Westwalen und Engerer, sondern auch die Ostwalen zur Unterwerfung gezwungen wurden. Inzwischen pflogen die longobardischen Herzoge Unterhandlungen mit Constantinopel wegen Aregisens Herstellung ins väterlige Reich. Constantin, welcher die Verordnungen gegen die Bilder und Anrusung der Heiligen geschärset, auch die Mönche, als hartnäkkige Verteidiger solches Heiligen und Bilderdienstes, abzuschaffen gesuchet hatte, starb damals 775 den 14 Sept.775

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[251/0263] erhabenen Stule küßete, auf welchem der Papst ihn erwartete. Nachdem er auf des Papstes Verlangen nicht nur seines Vaters Schenkung bestätigt, sondern solche noch mit einigen Theilen des longobardischen Reiches vermeret hatte; ging er zurük nach Pavia: und weil bisher mit Gewalt nichts auszurichten gewesen, sondern alle Stürme abgeschlagen waren; schlos er den Ort enger ein, daß Desiderius endlig durch Hunger und Krankheiten genöthiget ward sich zuergeben; worauf ihn Karl, samt seiner Gemahlin und einer Tochter, nach Lüttich schikte, wo er im Kloster bald verstarb. Die longobardischen Herzoge zu Benevent Spoleto und Friaul blieben ungestöret, Karl wolte sie als Lehnsleute betrachten, wie sie unter den longobardischen Königen gewesen waren: er konte jezt soviel weniger etwas wieder sie unternemen, weil die Sachsen sich empöret hatten und 774 in Heßen einfielen, welche 775 überzogen und nicht nur die Westwalen und Engerer, sondern auch die Ostwalen zur Unterwerfung gezwungen wurden. Inzwischen pflogen die longobardischen Herzoge Unterhandlungen mit Constantinopel wegen Aregisens Herstellung ins väterlige Reich. Constantin, welcher die Verordnungen gegen die Bilder und Anrusung der Heiligen geschärset, auch die Mönche, als hartnäkkige Verteidiger solches Heiligen und Bilderdienstes, abzuschaffen gesuchet hatte, starb damals 775 den 14 Sept. 775

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/263>, abgerufen am 17.05.2024.