Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

gleichmäßigem Absterben von des Vatern Bruder Abu-talleb erzogen worden, hatte auf seinen der Handlung wegen angestelten Reisen, in einem Kloster bei Bosra oder Bostrah, Bekantschaft gemacht mit einem Mönche, der Boheira oder Sergius hies, und von selbigen einigen Unterricht bekommen, (der vermuthlig die Lehre sehr in die Kürze zog, mit Verwerfung aller als gleichgültig angefehenen Unterscheidungen, welche Gedanken bei gehäuften Streitfragen und Spaltungen vielen einzukommen pflegen; dieser Mönch bekante sich indes entweder zu den Monophysiten oder zu den Nestorianern und wird gegen seine Klosterbrüder weniger von seinen Meinungen geäusert haben:) durch die Ehe mit einer vierzigjährigen Witwe, deren Handlung Muhamed vorhin gefüret hatte, gelangte er in seinem 28sten Jahre zu großem Reichthume und 608fing endlig in seinem 40sten Jahre 608 an sich für einen außerordentligen Boten Gottes auszugeben: er konte weder Schreiben, noch Lesen; aber Waraka, vom Geschlechte Navfal, konte solches, welcher schon vorher mit Bekentniße des einigen Gottes, dem Aberglauben und Bilderdienste der damaligen Christen entsaget hatte, auch nebst Muhameds Weibe, wovon er ein Oheim war, zuerst seine göilige Sendung erkante; (daß gnugsam zusehen ist, es haben diese beiden alles verabredet gehabt und zuvörderst das Weib zu überreden gesuchet, so Muhamed selbst ausge-

gleichmäßigem Absterben von des Vatern Bruder Abu-talleb erzogen worden, hatte auf seinen der Handlung wegen angestelten Reisen, in einem Kloster bei Bosra oder Bostrah, Bekantschaft gemacht mit einem Mönche, der Boheira oder Sergius hies, und von selbigen einigen Unterricht bekommen, (der vermuthlig die Lehre sehr in die Kürze zog, mit Verwerfung aller als gleichgültig angefehenen Unterscheidungen, welche Gedanken bei gehäuften Streitfragen und Spaltungen vielen einzukommen pflegen; dieser Mönch bekante sich indes entweder zu den Monophysiten oder zu den Nestorianern und wird gegen seine Klosterbrüder weniger von seinen Meinungen geäusert haben:) durch die Ehe mit einer vierzigjährigen Witwe, deren Handlung Muhamed vorhin gefüret hatte, gelangte er in seinem 28sten Jahre zu großem Reichthume und 608fing endlig in seinem 40sten Jahre 608 an sich für einen außerordentligen Boten Gottes auszugeben: er konte weder Schreiben, noch Lesen; aber Waraka, vom Geschlechte Navfal, konte solches, welcher schon vorher mit Bekentniße des einigen Gottes, dem Aberglauben und Bilderdienste der damaligen Christen entsaget hatte, auch nebst Muhameds Weibe, wovon er ein Oheim war, zuerst seine göilige Sendung erkante; (daß gnugsam zusehen ist, es haben diese beiden alles verabredet gehabt und zuvörderst das Weib zu überreden gesuchet, so Muhamed selbst ausge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0198" n="186"/>
gleichmäßigem Absterben von des Vatern Bruder Abu-talleb erzogen                      worden, hatte auf seinen der Handlung wegen angestelten Reisen, in einem Kloster                      bei Bosra oder Bostrah, Bekantschaft gemacht mit einem Mönche, der Boheira oder                      Sergius hies, und von selbigen einigen Unterricht bekommen, (der vermuthlig die                      Lehre sehr in die Kürze zog, mit Verwerfung aller als gleichgültig angefehenen                      Unterscheidungen, welche Gedanken bei gehäuften Streitfragen und Spaltungen                      vielen einzukommen pflegen; dieser Mönch bekante sich indes entweder zu den                      Monophysiten oder zu den Nestorianern und wird gegen seine Klosterbrüder weniger                      von seinen Meinungen geäusert haben:) durch die Ehe mit einer vierzigjährigen                      Witwe, deren Handlung Muhamed vorhin gefüret hatte, gelangte er in seinem 28sten                      Jahre zu großem Reichthume und <note place="left">608</note>fing endlig                      in seinem 40sten Jahre 608 an sich für einen außerordentligen Boten Gottes                      auszugeben: er konte weder Schreiben, noch Lesen; aber Waraka, vom Geschlechte                      Navfal, konte solches, welcher schon vorher mit Bekentniße des einigen Gottes,                      dem Aberglauben und Bilderdienste der damaligen Christen entsaget hatte, auch                      nebst Muhameds Weibe, wovon er ein Oheim war, zuerst seine göilige Sendung                      erkante; (daß gnugsam zusehen ist, es haben diese beiden alles verabredet gehabt                      und zuvörderst das Weib zu überreden gesuchet, so Muhamed selbst ausge-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0198] gleichmäßigem Absterben von des Vatern Bruder Abu-talleb erzogen worden, hatte auf seinen der Handlung wegen angestelten Reisen, in einem Kloster bei Bosra oder Bostrah, Bekantschaft gemacht mit einem Mönche, der Boheira oder Sergius hies, und von selbigen einigen Unterricht bekommen, (der vermuthlig die Lehre sehr in die Kürze zog, mit Verwerfung aller als gleichgültig angefehenen Unterscheidungen, welche Gedanken bei gehäuften Streitfragen und Spaltungen vielen einzukommen pflegen; dieser Mönch bekante sich indes entweder zu den Monophysiten oder zu den Nestorianern und wird gegen seine Klosterbrüder weniger von seinen Meinungen geäusert haben:) durch die Ehe mit einer vierzigjährigen Witwe, deren Handlung Muhamed vorhin gefüret hatte, gelangte er in seinem 28sten Jahre zu großem Reichthume und fing endlig in seinem 40sten Jahre 608 an sich für einen außerordentligen Boten Gottes auszugeben: er konte weder Schreiben, noch Lesen; aber Waraka, vom Geschlechte Navfal, konte solches, welcher schon vorher mit Bekentniße des einigen Gottes, dem Aberglauben und Bilderdienste der damaligen Christen entsaget hatte, auch nebst Muhameds Weibe, wovon er ein Oheim war, zuerst seine göilige Sendung erkante; (daß gnugsam zusehen ist, es haben diese beiden alles verabredet gehabt und zuvörderst das Weib zu überreden gesuchet, so Muhamed selbst ausge- 608

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/198
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/198>, abgerufen am 04.05.2024.