Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

in Gallien sein Vorfar gewolt und verordnet hatte, lies auch nach Spanien sehr eigenmächtige Befehle ergehen. Severi kaiserlige Würde ward in Gallien nicht erkant: Aegidius, welchen Majorian zum Feldherren ernant hatte, wiedersezte sich ihm, und als derselbe 464 starb, behielt sein Sohn Syagrius464 Soißons seinen Siz, als ein unabhengiger Fürst. Nachdem Severus 465 verstorben465 herschte Richomar in Italien ohne Kaiser fast zwei Jahre, bis 466 Anthemius,466 Marciam Schwiegersohn, ernant wurde, mit Richomers Bewilligung, der deßen Tochter eheligte. Anthemius hatte vor, die algemeine Gewißensfreiheit einzufüren, aber der Papst Hilarius wiedersezte sich: Dieser, der zur Ehre des heiligen Johannis des Evangelisten und Johannis des Täufers Kirchen erbauet hatte, welches jezt gebräuchlig wurde, starb 467 und bekam den467 20 September Simplicium zum Nachfolger. Da die Verfaßung des römischen Reichs also verändert war, daß Constantinopel der Hauptsiz worden, indem der westlige Kaiser von dem östligen abhing, der ihn sezte; so suchte man zu Constantinopel auch die Verfaßung der Kirche darnach einzurichten: als Acacius 471 Patriarch worden, erhielt er471 im folgenden Jahre von Kaiser Leo eine Verordnung, wodurch selbiger nicht nur alle Vorzüge der Kirche zu Constantinopel bestätigte, sondern auch dem dasigen Bischofe der Vor-

in Gallien sein Vorfar gewolt und verordnet hatte, lies auch nach Spanien sehr eigenmächtige Befehle ergehen. Severi kaiserlige Würde ward in Gallien nicht erkant: Aegidius, welchen Majorian zum Feldherren ernant hatte, wiedersezte sich ihm, und als derselbe 464 starb, behielt sein Sohn Syagrius464 Soißons seinen Siz, als ein unabhengiger Fürst. Nachdem Severus 465 verstorben465 herschte Richomar in Italien ohne Kaiser fast zwei Jahre, bis 466 Anthemius,466 Marciam Schwiegersohn, ernant wurde, mit Richomers Bewilligung, der deßen Tochter eheligte. Anthemius hatte vor, die algemeine Gewißensfreiheit einzufüren, aber der Papst Hilarius wiedersezte sich: Dieser, der zur Ehre des heiligen Johannis des Evangelisten und Johannis des Täufers Kirchen erbauet hatte, welches jezt gebräuchlig wurde, starb 467 und bekam den467 20 September Simplicium zum Nachfolger. Da die Verfaßung des römischen Reichs also verändert war, daß Constantinopel der Hauptsiz worden, indem der westlige Kaiser von dem östligen abhing, der ihn sezte; so suchte man zu Constantinopel auch die Verfaßung der Kirche darnach einzurichten: als Acacius 471 Patriarch worden, erhielt er471 im folgenden Jahre von Kaiser Leo eine Verordnung, wodurch selbiger nicht nur alle Vorzüge der Kirche zu Constantinopel bestätigte, sondern auch dem dasigen Bischofe der Vor-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0155" n="143"/>
in Gallien sein Vorfar gewolt und verordnet hatte, lies auch nach Spanien sehr                      eigenmächtige Befehle ergehen. Severi kaiserlige Würde ward in Gallien nicht                      erkant: Aegidius, welchen Majorian zum Feldherren ernant hatte, wiedersezte sich                      ihm, und als derselbe 464 starb, behielt sein Sohn Syagrius<note place="right">464</note> Soißons seinen Siz, als ein unabhengiger                      Fürst. Nachdem Severus 465 verstorben<note place="right">465</note>                      herschte Richomar in Italien ohne Kaiser fast zwei Jahre, bis 466                          Anthemius,<note place="right">466</note> Marciam Schwiegersohn,                      ernant wurde, mit Richomers Bewilligung, der deßen Tochter eheligte. Anthemius                      hatte vor, die algemeine Gewißensfreiheit einzufüren, aber der Papst Hilarius                      wiedersezte sich: Dieser, der zur Ehre des heiligen Johannis des Evangelisten                      und Johannis des Täufers Kirchen erbauet hatte, welches jezt gebräuchlig wurde,                      starb 467 und bekam den<note place="right">467</note> 20 September                      Simplicium zum Nachfolger. Da die Verfaßung des römischen Reichs also verändert                      war, daß Constantinopel der Hauptsiz worden, indem der westlige Kaiser von dem                      östligen abhing, der ihn sezte; so suchte man zu Constantinopel auch die                      Verfaßung der Kirche darnach einzurichten: als Acacius 471 Patriarch worden,                      erhielt er<note place="right">471</note> im folgenden Jahre von Kaiser                      Leo eine Verordnung, wodurch selbiger nicht nur alle Vorzüge der Kirche zu                      Constantinopel bestätigte, sondern auch dem dasigen Bischofe der Vor-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0155] in Gallien sein Vorfar gewolt und verordnet hatte, lies auch nach Spanien sehr eigenmächtige Befehle ergehen. Severi kaiserlige Würde ward in Gallien nicht erkant: Aegidius, welchen Majorian zum Feldherren ernant hatte, wiedersezte sich ihm, und als derselbe 464 starb, behielt sein Sohn Syagrius Soißons seinen Siz, als ein unabhengiger Fürst. Nachdem Severus 465 verstorben herschte Richomar in Italien ohne Kaiser fast zwei Jahre, bis 466 Anthemius, Marciam Schwiegersohn, ernant wurde, mit Richomers Bewilligung, der deßen Tochter eheligte. Anthemius hatte vor, die algemeine Gewißensfreiheit einzufüren, aber der Papst Hilarius wiedersezte sich: Dieser, der zur Ehre des heiligen Johannis des Evangelisten und Johannis des Täufers Kirchen erbauet hatte, welches jezt gebräuchlig wurde, starb 467 und bekam den 20 September Simplicium zum Nachfolger. Da die Verfaßung des römischen Reichs also verändert war, daß Constantinopel der Hauptsiz worden, indem der westlige Kaiser von dem östligen abhing, der ihn sezte; so suchte man zu Constantinopel auch die Verfaßung der Kirche darnach einzurichten: als Acacius 471 Patriarch worden, erhielt er im folgenden Jahre von Kaiser Leo eine Verordnung, wodurch selbiger nicht nur alle Vorzüge der Kirche zu Constantinopel bestätigte, sondern auch dem dasigen Bischofe der Vor- 464 465 466 467 471

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/155
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/155>, abgerufen am 04.05.2024.