Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.Der 3te März. den Armen zu geben. Mit der Zeit dehnte Politik undglaube dieses Fasten auf Wochen aus, bis es endlich fünfhu[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Jahr hernach zu vierzig Tagen hinan wuchs; binnen welcher [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] auch Hochzeiten und Lustbarkeiten untersagt wurden. Aber [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] verwandelte man das Fasten in Speisewählerei, und gl[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Gott einen Dienst zu thun, wenn man Fische und nahrhafte [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] speisen statt Fleisch genösse. Auf diese Weise aber müßten[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] meisten Indianer zeitlebens, und zwar noch strenger fasten, [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] sie sich nicht nur des Fleisches, sondern auch aller lebendig ge[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] senen Dinge enthalten. Wenn Italien und sonderlich der [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] chenstaat mehr Fleisch als Fische hätte, oder wenn Rom and[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Ländern seine jetzige Fastenspeisen abkaufen müßte: ob dann [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Küchenzettel nicht ganz anders abgefaßt wäre? So aber brin[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] die Ausfuhr von Oel, und der Handel mit gedorrten oder gesalzn[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Fischen ein grosses ein. Fasten und leiblich sich bereiten ist eine feine äusserliche Zuch [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Eine Vorbereitung aufs Osterfest ist nicht hinreichend: auf Der
Der 3te Maͤrz. den Armen zu geben. Mit der Zeit dehnte Politik undglaube dieſes Faſten auf Wochen aus, bis es endlich fuͤnfhu[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Jahr hernach zu vierzig Tagen hinan wuchs; binnen welcher [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] auch Hochzeiten und Luſtbarkeiten unterſagt wurden. Aber [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] verwandelte man das Faſten in Speiſewaͤhlerei, und gl[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Gott einen Dienſt zu thun, wenn man Fiſche und nahrhafte [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ſpeiſen ſtatt Fleiſch genoͤſſe. Auf dieſe Weiſe aber muͤßten[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] meiſten Indianer zeitlebens, und zwar noch ſtrenger faſten, [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ſie ſich nicht nur des Fleiſches, ſondern auch aller lebendig ge[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ſenen Dinge enthalten. Wenn Italien und ſonderlich der [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] chenſtaat mehr Fleiſch als Fiſche haͤtte, oder wenn Rom and[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Laͤndern ſeine jetzige Faſtenſpeiſen abkaufen muͤßte: ob dann [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Kuͤchenzettel nicht ganz anders abgefaßt waͤre? So aber brin[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] die Ausfuhr von Oel, und der Handel mit gedorrten oder geſalzn[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Fiſchen ein groſſes ein. Faſten und leiblich ſich bereiten iſt eine feine aͤuſſerliche Zuch [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Eine Vorbereitung aufs Oſterfeſt iſt nicht hinreichend: auf Der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0169" n="132[162]"/><fw place="top" type="header">Der 3<hi rendition="#sup">te</hi> Maͤrz.</fw><lb/> den Armen zu geben. Mit der Zeit dehnte Politik und<lb/> glaube dieſes Faſten auf Wochen aus, bis es endlich fuͤnfhu<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/> Jahr hernach zu vierzig Tagen hinan wuchs; binnen welcher <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/> auch Hochzeiten und Luſtbarkeiten unterſagt wurden. Aber <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/> verwandelte man das Faſten in Speiſewaͤhlerei, und gl<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/> Gott einen Dienſt zu thun, wenn man Fiſche und nahrhafte <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/> ſpeiſen ſtatt Fleiſch genoͤſſe. Auf dieſe Weiſe aber muͤßten<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/> meiſten Indianer zeitlebens, und zwar noch ſtrenger faſten, <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/> ſie ſich nicht nur des Fleiſches, ſondern auch aller lebendig ge<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/> ſenen Dinge enthalten. Wenn Italien und ſonderlich der <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/> chenſtaat mehr Fleiſch als Fiſche haͤtte, oder wenn Rom and<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/> Laͤndern ſeine jetzige Faſtenſpeiſen abkaufen muͤßte: ob dann <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/> Kuͤchenzettel nicht ganz anders abgefaßt waͤre? So aber brin<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/> die Ausfuhr von Oel, und der Handel mit gedorrten oder geſalzn<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/> Fiſchen ein groſſes ein.</p><lb/> <p>Faſten und leiblich ſich bereiten iſt eine feine aͤuſſerliche Zuch <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/> aber weiter auch nichts. Enthaltung von allem Eſſen und T<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/> ken kan bei manchem dienlich ſeyn, Nachdenken und Andacht z<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/> befoͤrdern: bei manchem kan es das Gegentheil thun. Wer wil<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/> alſo hier Laſten aufbuͤrden, von denen die Apoſtel Jeſu nichts<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/> wußten? Maͤßigkeit iſt Tugend, Speiſewaͤhlerei Thorheit. Alle <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/> Kreatur Gottes iſt gut, und nichts verwerflich, das mit Dankſa-<lb/> gung empfangen wird. Paulus (1 Timoth. im 4ten Kap.) ſahe<lb/> dieſen Menſchentand voraus und warnte dafuͤr.</p><lb/> <p>Eine Vorbereitung aufs Oſterfeſt iſt nicht hinreichend: auf<lb/> den Tod muß ich mich bereiten, und folglich dein Leiden und dei-<lb/> nen Tod, o Jeſu! ohne Unterlaß bedenken. Nicht mein Magen,<lb/> ſondern mein Herz ſoll mit dir leiden, um deinem Herzen aͤhnli-<lb/> cher zu werden. Ein ſtrenges Faſten von fleiſchlichen Luͤſten und<lb/> Suͤnden: das iſt allein dir angenehm, und iſt eine wahre Kreu-<lb/> zigung meiner boͤſen Begierden. Dazu laß dieſe ſo genannte<lb/> Faſten und jede andre Jahrszeit geſegnet ſeyn!</p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [132[162]/0169]
Der 3te Maͤrz.
den Armen zu geben. Mit der Zeit dehnte Politik und
glaube dieſes Faſten auf Wochen aus, bis es endlich fuͤnfhu_
Jahr hernach zu vierzig Tagen hinan wuchs; binnen welcher _
auch Hochzeiten und Luſtbarkeiten unterſagt wurden. Aber _
verwandelte man das Faſten in Speiſewaͤhlerei, und gl_
Gott einen Dienſt zu thun, wenn man Fiſche und nahrhafte _
ſpeiſen ſtatt Fleiſch genoͤſſe. Auf dieſe Weiſe aber muͤßten_
meiſten Indianer zeitlebens, und zwar noch ſtrenger faſten, _
ſie ſich nicht nur des Fleiſches, ſondern auch aller lebendig ge_
ſenen Dinge enthalten. Wenn Italien und ſonderlich der _
chenſtaat mehr Fleiſch als Fiſche haͤtte, oder wenn Rom and_
Laͤndern ſeine jetzige Faſtenſpeiſen abkaufen muͤßte: ob dann _
Kuͤchenzettel nicht ganz anders abgefaßt waͤre? So aber brin_
die Ausfuhr von Oel, und der Handel mit gedorrten oder geſalzn_
Fiſchen ein groſſes ein.
Faſten und leiblich ſich bereiten iſt eine feine aͤuſſerliche Zuch _
aber weiter auch nichts. Enthaltung von allem Eſſen und T_
ken kan bei manchem dienlich ſeyn, Nachdenken und Andacht z_
befoͤrdern: bei manchem kan es das Gegentheil thun. Wer wil_
alſo hier Laſten aufbuͤrden, von denen die Apoſtel Jeſu nichts_
wußten? Maͤßigkeit iſt Tugend, Speiſewaͤhlerei Thorheit. Alle _
Kreatur Gottes iſt gut, und nichts verwerflich, das mit Dankſa-
gung empfangen wird. Paulus (1 Timoth. im 4ten Kap.) ſahe
dieſen Menſchentand voraus und warnte dafuͤr.
Eine Vorbereitung aufs Oſterfeſt iſt nicht hinreichend: auf
den Tod muß ich mich bereiten, und folglich dein Leiden und dei-
nen Tod, o Jeſu! ohne Unterlaß bedenken. Nicht mein Magen,
ſondern mein Herz ſoll mit dir leiden, um deinem Herzen aͤhnli-
cher zu werden. Ein ſtrenges Faſten von fleiſchlichen Luͤſten und
Suͤnden: das iſt allein dir angenehm, und iſt eine wahre Kreu-
zigung meiner boͤſen Begierden. Dazu laß dieſe ſo genannte
Faſten und jede andre Jahrszeit geſegnet ſeyn!
Der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/169 |
Zitationshilfe: | Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 132[162]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/169>, abgerufen am 16.02.2025. |