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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.

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Der 3te März.
den Armen zu geben. Mit der Zeit dehnte Politik und
glaube dieses Fasten auf Wochen aus, bis es endlich fünfhu[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Jahr hernach zu vierzig Tagen hinan wuchs; binnen welcher [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
auch Hochzeiten und Lustbarkeiten untersagt wurden. Aber [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
verwandelte man das Fasten in Speisewählerei, und gl[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Gott einen Dienst zu thun, wenn man Fische und nahrhafte [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
speisen statt Fleisch genösse. Auf diese Weise aber müßten[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
meisten Indianer zeitlebens, und zwar noch strenger fasten, [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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Ländern seine jetzige Fastenspeisen abkaufen müßte: ob dann [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Küchenzettel nicht ganz anders abgefaßt wäre? So aber brin[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
die Ausfuhr von Oel, und der Handel mit gedorrten oder gesalzn[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Fischen ein grosses ein.

Fasten und leiblich sich bereiten ist eine feine äusserliche Zuch [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
aber weiter auch nichts. Enthaltung von allem Essen und T[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
ken kan bei manchem dienlich seyn, Nachdenken und Andacht z[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
befördern: bei manchem kan es das Gegentheil thun. Wer wil[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
also hier Lasten aufbürden, von denen die Apostel Jesu nichts[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
wußten? Mäßigkeit ist Tugend, Speisewählerei Thorheit. Alle [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Kreatur Gottes ist gut, und nichts verwerflich, das mit Danksa-
gung empfangen wird. Paulus (1 Timoth. im 4ten Kap.) sahe
diesen Menschentand voraus und warnte dafür.

Eine Vorbereitung aufs Osterfest ist nicht hinreichend: auf
den Tod muß ich mich bereiten, und folglich dein Leiden und dei-
nen Tod, o Jesu! ohne Unterlaß bedenken. Nicht mein Magen,
sondern mein Herz soll mit dir leiden, um deinem Herzen ähnli-
cher zu werden. Ein strenges Fasten von fleischlichen Lüsten und
Sünden: das ist allein dir angenehm, und ist eine wahre Kreu-
zigung meiner bösen Begierden. Dazu laß diese so genannte
Fasten und jede andre Jahrszeit gesegnet seyn!

Der

Der 3te Maͤrz.
den Armen zu geben. Mit der Zeit dehnte Politik und
glaube dieſes Faſten auf Wochen aus, bis es endlich fuͤnfhu[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Jahr hernach zu vierzig Tagen hinan wuchs; binnen welcher [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
auch Hochzeiten und Luſtbarkeiten unterſagt wurden. Aber [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
verwandelte man das Faſten in Speiſewaͤhlerei, und gl[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Gott einen Dienſt zu thun, wenn man Fiſche und nahrhafte [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
ſpeiſen ſtatt Fleiſch genoͤſſe. Auf dieſe Weiſe aber muͤßten[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
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Fiſchen ein groſſes ein.

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Kreatur Gottes iſt gut, und nichts verwerflich, das mit Dankſa-
gung empfangen wird. Paulus (1 Timoth. im 4ten Kap.) ſahe
dieſen Menſchentand voraus und warnte dafuͤr.

Eine Vorbereitung aufs Oſterfeſt iſt nicht hinreichend: auf
den Tod muß ich mich bereiten, und folglich dein Leiden und dei-
nen Tod, o Jeſu! ohne Unterlaß bedenken. Nicht mein Magen,
ſondern mein Herz ſoll mit dir leiden, um deinem Herzen aͤhnli-
cher zu werden. Ein ſtrenges Faſten von fleiſchlichen Luͤſten und
Suͤnden: das iſt allein dir angenehm, und iſt eine wahre Kreu-
zigung meiner boͤſen Begierden. Dazu laß dieſe ſo genannte
Faſten und jede andre Jahrszeit geſegnet ſeyn!

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[132[162]/0169] Der 3te Maͤrz. den Armen zu geben. Mit der Zeit dehnte Politik und glaube dieſes Faſten auf Wochen aus, bis es endlich fuͤnfhu_ Jahr hernach zu vierzig Tagen hinan wuchs; binnen welcher _ auch Hochzeiten und Luſtbarkeiten unterſagt wurden. Aber _ verwandelte man das Faſten in Speiſewaͤhlerei, und gl_ Gott einen Dienſt zu thun, wenn man Fiſche und nahrhafte _ ſpeiſen ſtatt Fleiſch genoͤſſe. Auf dieſe Weiſe aber muͤßten_ meiſten Indianer zeitlebens, und zwar noch ſtrenger faſten, _ ſie ſich nicht nur des Fleiſches, ſondern auch aller lebendig ge_ ſenen Dinge enthalten. Wenn Italien und ſonderlich der _ chenſtaat mehr Fleiſch als Fiſche haͤtte, oder wenn Rom and_ Laͤndern ſeine jetzige Faſtenſpeiſen abkaufen muͤßte: ob dann _ Kuͤchenzettel nicht ganz anders abgefaßt waͤre? So aber brin_ die Ausfuhr von Oel, und der Handel mit gedorrten oder geſalzn_ Fiſchen ein groſſes ein. Faſten und leiblich ſich bereiten iſt eine feine aͤuſſerliche Zuch _ aber weiter auch nichts. Enthaltung von allem Eſſen und T_ ken kan bei manchem dienlich ſeyn, Nachdenken und Andacht z_ befoͤrdern: bei manchem kan es das Gegentheil thun. Wer wil_ alſo hier Laſten aufbuͤrden, von denen die Apoſtel Jeſu nichts_ wußten? Maͤßigkeit iſt Tugend, Speiſewaͤhlerei Thorheit. Alle _ Kreatur Gottes iſt gut, und nichts verwerflich, das mit Dankſa- gung empfangen wird. Paulus (1 Timoth. im 4ten Kap.) ſahe dieſen Menſchentand voraus und warnte dafuͤr. Eine Vorbereitung aufs Oſterfeſt iſt nicht hinreichend: auf den Tod muß ich mich bereiten, und folglich dein Leiden und dei- nen Tod, o Jeſu! ohne Unterlaß bedenken. Nicht mein Magen, ſondern mein Herz ſoll mit dir leiden, um deinem Herzen aͤhnli- cher zu werden. Ein ſtrenges Faſten von fleiſchlichen Luͤſten und Suͤnden: das iſt allein dir angenehm, und iſt eine wahre Kreu- zigung meiner boͤſen Begierden. Dazu laß dieſe ſo genannte Faſten und jede andre Jahrszeit geſegnet ſeyn! Der

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 132[162]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/169>, abgerufen am 13.06.2024.