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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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stören; doch siehst Du munterer aus, als
ich Dich erwartet hätte.

Ich bin recht vergnügt, sagte Florestan,
der heutige Tag ist einer meiner heitersten;
denn ich kenne nichts Schöneres, als so
recht viel und mancherlei durch einander zu
empfinden, und deutlich zu fühlen, wie
durch Kopf und Herz gleichsam goldene
Sterne ziehn, und den schweren Menschen
wie mit einer lieben wohlthätigen Flamme
durchschimmern. Wir sollten täglich recht
viele Stimmungen und frische Anklänge zu
erleben suchen statt uns aus Trägheit in
uns selbst und die alltägliche Gewöhnlichkeit
zu verlieren.

Der Schluß Deines heutigen Trinklie¬
des, antwortete Franz, hat mir nicht gefal¬
len; es ist doch immer unerlaubt, auf diese
Art mit dem Leichtsinn zu scherzen.

O, mein Freund, rief Rudolf aus, wie

bist

ſtören; doch ſiehſt Du munterer aus, als
ich Dich erwartet hätte.

Ich bin recht vergnügt, ſagte Floreſtan,
der heutige Tag iſt einer meiner heiterſten;
denn ich kenne nichts Schöneres, als ſo
recht viel und mancherlei durch einander zu
empfinden, und deutlich zu fühlen, wie
durch Kopf und Herz gleichſam goldene
Sterne ziehn, und den ſchweren Menſchen
wie mit einer lieben wohlthätigen Flamme
durchſchimmern. Wir ſollten täglich recht
viele Stimmungen und friſche Anklänge zu
erleben ſuchen ſtatt uns aus Trägheit in
uns ſelbſt und die alltägliche Gewöhnlichkeit
zu verlieren.

Der Schluß Deines heutigen Trinklie¬
des, antwortete Franz, hat mir nicht gefal¬
len; es iſt doch immer unerlaubt, auf dieſe
Art mit dem Leichtſinn zu ſcherzen.

O, mein Freund, rief Rudolf aus, wie

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[80/0088] ſtören; doch ſiehſt Du munterer aus, als ich Dich erwartet hätte. Ich bin recht vergnügt, ſagte Floreſtan, der heutige Tag iſt einer meiner heiterſten; denn ich kenne nichts Schöneres, als ſo recht viel und mancherlei durch einander zu empfinden, und deutlich zu fühlen, wie durch Kopf und Herz gleichſam goldene Sterne ziehn, und den ſchweren Menſchen wie mit einer lieben wohlthätigen Flamme durchſchimmern. Wir ſollten täglich recht viele Stimmungen und friſche Anklänge zu erleben ſuchen ſtatt uns aus Trägheit in uns ſelbſt und die alltägliche Gewöhnlichkeit zu verlieren. Der Schluß Deines heutigen Trinklie¬ des, antwortete Franz, hat mir nicht gefal¬ len; es iſt doch immer unerlaubt, auf dieſe Art mit dem Leichtſinn zu ſcherzen. O, mein Freund, rief Rudolf aus, wie biſt

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/88>, abgerufen am 25.04.2024.