Erd' und Himmel nun in Küssen Wie mit Liebesschaam entbrennt, Ach! ich muß den Frevel büßen, Lange noch die Holde missen Die mein ganzes Herze nennt.
Morgenröthe kommt gegangen, Macht den Tag von Banden frei, Erd' und Himmel bräutlich prangen, Aber ach! ich bin gefangen, Einsam hier im süßen Mai.
Lieb' und Mailust ist verschwunden, Ist nur Mai in ihrem Blick, Keine Rose wird erfunden, Flieht und eilt ihr trägen Stunden, Bringt die Braut mir bald zurück.
Es war Rudolf, der nun hervortrat, und sich zu Sternbald an dem Rande des Springbrunnens niedersetzte. Ich erkannte Dich wohl, sagte Franz, aber ich wollte Dich in Deinem zärtlichen Gesange nicht
Erd' und Himmel nun in Küſſen Wie mit Liebesſchaam entbrennt, Ach! ich muß den Frevel büßen, Lange noch die Holde miſſen Die mein ganzes Herze nennt.
Morgenröthe kommt gegangen, Macht den Tag von Banden frei, Erd' und Himmel bräutlich prangen, Aber ach! ich bin gefangen, Einſam hier im ſüßen Mai.
Lieb' und Mailuſt iſt verſchwunden, Iſt nur Mai in ihrem Blick, Keine Roſe wird erfunden, Flieht und eilt ihr trägen Stunden, Bringt die Braut mir bald zurück.
Es war Rudolf, der nun hervortrat, und ſich zu Sternbald an dem Rande des Springbrunnens niederſetzte. Ich erkannte Dich wohl, ſagte Franz, aber ich wollte Dich in Deinem zärtlichen Geſange nicht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0087"n="79"/><lgn="6"><l>Erd' und Himmel nun in Küſſen</l><lb/><l>Wie mit Liebesſchaam entbrennt,</l><lb/><l>Ach! ich muß den Frevel büßen,</l><lb/><l>Lange noch die Holde miſſen</l><lb/><l>Die mein ganzes Herze nennt.</l><lb/></lg><lgn="7"><l>Morgenröthe kommt gegangen,</l><lb/><l>Macht den Tag von Banden frei,</l><lb/><l>Erd' und Himmel bräutlich prangen,</l><lb/><l>Aber ach! ich bin gefangen,</l><lb/><l>Einſam hier im ſüßen Mai.</l><lb/></lg><lgn="8"><l>Lieb' und Mailuſt iſt verſchwunden,</l><lb/><l>Iſt nur Mai in ihrem Blick,</l><lb/><l>Keine Roſe wird erfunden,</l><lb/><l>Flieht und eilt ihr trägen Stunden,</l><lb/><l>Bringt die Braut mir bald zurück.</l><lb/></lg></lg><p>Es war Rudolf, der nun hervortrat,<lb/>
und ſich zu Sternbald an dem Rande des<lb/>
Springbrunnens niederſetzte. Ich erkannte<lb/>
Dich wohl, ſagte Franz, aber ich wollte<lb/>
Dich in Deinem zärtlichen Geſange nicht<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[79/0087]
Erd' und Himmel nun in Küſſen
Wie mit Liebesſchaam entbrennt,
Ach! ich muß den Frevel büßen,
Lange noch die Holde miſſen
Die mein ganzes Herze nennt.
Morgenröthe kommt gegangen,
Macht den Tag von Banden frei,
Erd' und Himmel bräutlich prangen,
Aber ach! ich bin gefangen,
Einſam hier im ſüßen Mai.
Lieb' und Mailuſt iſt verſchwunden,
Iſt nur Mai in ihrem Blick,
Keine Roſe wird erfunden,
Flieht und eilt ihr trägen Stunden,
Bringt die Braut mir bald zurück.
Es war Rudolf, der nun hervortrat,
und ſich zu Sternbald an dem Rande des
Springbrunnens niederſetzte. Ich erkannte
Dich wohl, ſagte Franz, aber ich wollte
Dich in Deinem zärtlichen Geſange nicht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/87>, abgerufen am 26.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.