diese Freiheit zuzugestehn. Rudolf fuhr mit erhöhter Stimme fort:
Als das Glück von der Erde sich wandte, Das Geschick alle Götter verbannte, Da standen die Felsen so kahl, Es verstummten der Liebenden Lieder, Sah der Mond auf Betrübte hernieder, Vergingen die Blumen im Thal.
Sorg' und Angst und Gram ohne Ende Nur zur Arbeit bewegten sich Hände, Trüb' und thränend der feurige Blick, Sehnsucht selber war nun entschwunden Keiner dachte der vorigen Stunden, Keiner wünschte sie heimlich zurück.
Nicht wahr, unterbrach sich Rudolf sel¬ ber, das war für die arme Menschheit eine traurige Lage, die so plötzlich das goldene Zeitalter verloren hatte? Aber hört nur weiter:
Alle Götter ohn' Erbarmen Sahn hinunter auf die Armen, Ihr Verderben ihr Entschluß.
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dieſe Freiheit zuzugeſtehn. Rudolf fuhr mit erhöhter Stimme fort:
Als das Glück von der Erde ſich wandte, Das Geſchick alle Götter verbannte, Da ſtanden die Felſen ſo kahl, Es verſtummten der Liebenden Lieder, Sah der Mond auf Betrübte hernieder, Vergingen die Blumen im Thal.
Sorg' und Angſt und Gram ohne Ende Nur zur Arbeit bewegten ſich Hände, Trüb' und thränend der feurige Blick, Sehnſucht ſelber war nun entſchwunden Keiner dachte der vorigen Stunden, Keiner wünſchte ſie heimlich zurück.
Nicht wahr, unterbrach ſich Rudolf ſel¬ ber, das war für die arme Menſchheit eine traurige Lage, die ſo plötzlich das goldene Zeitalter verloren hatte? Aber hört nur weiter:
Alle Götter ohn' Erbarmen Sahn hinunter auf die Armen, Ihr Verderben ihr Entſchluß.
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dieſe Freiheit zuzugeſtehn. Rudolf fuhr mit
erhöhter Stimme fort:
Als das Glück von der Erde ſich wandte,
Das Geſchick alle Götter verbannte,
Da ſtanden die Felſen ſo kahl,
Es verſtummten der Liebenden Lieder,
Sah der Mond auf Betrübte hernieder,
Vergingen die Blumen im Thal.
Sorg' und Angſt und Gram ohne Ende
Nur zur Arbeit bewegten ſich Hände,
Trüb' und thränend der feurige Blick,
Sehnſucht ſelber war nun entſchwunden
Keiner dachte der vorigen Stunden,
Keiner wünſchte ſie heimlich zurück.
Nicht wahr, unterbrach ſich Rudolf ſel¬
ber, das war für die arme Menſchheit eine
traurige Lage, die ſo plötzlich das goldene
Zeitalter verloren hatte? Aber hört nur
weiter:
Alle Götter ohn' Erbarmen
Sahn hinunter auf die Armen,
Ihr Verderben ihr Entſchluß.
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/75>, abgerufen am 16.02.2025.
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