Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.In goldenen Pokalen Verbirget die Freude sich gern, Es funkeln in den Schaalen Ha! des Weines liebe Strahlen, Es regt sich die Welle ein schimmernder Stern. In tiefen Bergesklüften Wo Gold und der Edelstein keimt, In Meeres fernen Schlüften In Adlers hohen Lüften, Nirgend Wein wie auf glücklicher Erde schäumt. Gern mancher sucht' in Schlünden Wo selber dem Bergmann graut, In felsigen Gewinden, Könnt' er die Wonne finden Die so freundlich uns aus dem Becher beschaut. -- Rudolf hielt inne. Ist es mir, Herr Der Dichter besann sich ein Weilchen, In goldenen Pokalen Verbirget die Freude ſich gern, Es funkeln in den Schaalen Ha! des Weines liebe Strahlen, Es regt ſich die Welle ein ſchimmernder Stern. In tiefen Bergesklüften Wo Gold und der Edelſtein keimt, In Meeres fernen Schlüften In Adlers hohen Lüften, Nirgend Wein wie auf glücklicher Erde ſchäumt. Gern mancher ſucht' in Schlünden Wo ſelber dem Bergmann graut, In felſigen Gewinden, Könnt' er die Wonne finden Die ſo freundlich uns aus dem Becher beſchaut. — Rudolf hielt inne. Iſt es mir, Herr Der Dichter beſann ſich ein Weilchen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0074" n="66"/> <lg n="2"> <l>In goldenen Pokalen</l><lb/> <l>Verbirget die Freude ſich gern,</l><lb/> <l>Es funkeln in den Schaalen</l><lb/> <l>Ha! des Weines liebe Strahlen,</l><lb/> <l>Es regt ſich die Welle ein ſchimmernder Stern.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>In tiefen Bergesklüften</l><lb/> <l>Wo Gold und der Edelſtein keimt,</l><lb/> <l>In Meeres fernen Schlüften</l><lb/> <l>In Adlers hohen Lüften,</l><lb/> <l>Nirgend Wein wie auf glücklicher Erde ſchäumt.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Gern mancher ſucht' in Schlünden</l><lb/> <l>Wo ſelber dem Bergmann graut,</l><lb/> <l>In felſigen Gewinden,</l><lb/> <l>Könnt' er die Wonne finden</l><lb/> <l>Die ſo freundlich uns aus dem Becher beſchaut. —</l><lb/> </lg> </lg> <p>Rudolf hielt inne. Iſt es mir, Herr<lb/> Poet, fragte er beſcheiden, nun wohl ver¬<lb/> gönnt, das Silbenmaas ein wenig zu ver¬<lb/> ändern?</p><lb/> <p>Der Dichter beſann ſich ein Weilchen,<lb/> dann nickte er mit dem Kopfe, um ihm<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0074]
In goldenen Pokalen
Verbirget die Freude ſich gern,
Es funkeln in den Schaalen
Ha! des Weines liebe Strahlen,
Es regt ſich die Welle ein ſchimmernder Stern.
In tiefen Bergesklüften
Wo Gold und der Edelſtein keimt,
In Meeres fernen Schlüften
In Adlers hohen Lüften,
Nirgend Wein wie auf glücklicher Erde ſchäumt.
Gern mancher ſucht' in Schlünden
Wo ſelber dem Bergmann graut,
In felſigen Gewinden,
Könnt' er die Wonne finden
Die ſo freundlich uns aus dem Becher beſchaut. —
Rudolf hielt inne. Iſt es mir, Herr
Poet, fragte er beſcheiden, nun wohl ver¬
gönnt, das Silbenmaas ein wenig zu ver¬
ändern?
Der Dichter beſann ſich ein Weilchen,
dann nickte er mit dem Kopfe, um ihm
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