Aus Wolken kommt die frohe Stunde, O Mensch gesunde, Laß Leiden seyn und Bangigkeit Wenn Liebchens Kuß Dein Herz erfreut.
In Küssen webt ein Zaubersegen, Drum sey verwegen, Was schadet's, wenn der Donner rollt, Wenn nur der rothe Mund nicht schmollt.
Franz war erstaunt, denn er glaubte in diesem begleitenden Sänger Florestan zu er¬ kennen. Er war wie ein alter Mann ge¬ staltet, und verstellte, wie Sternbald glaub¬ te, auch seine Stimme; doch war er noch zweifelhaft. -- In kurzer Zeit hatte er beide aus den Augen verloren, so sehr er sich auch bemühte, sich durch die Menschen hindurchzudrängen.
Die beiden Gestalten lagen ihm immer im Sinne, er ging zum Kloster zurück, aber er konnte sie nicht vergessen, er wollte sie
Aus Wolken kommt die frohe Stunde, O Menſch geſunde, Laß Leiden ſeyn und Bangigkeit Wenn Liebchens Kuß Dein Herz erfreut.
In Küſſen webt ein Zauberſegen, Drum ſey verwegen, Was ſchadet's, wenn der Donner rollt, Wenn nur der rothe Mund nicht ſchmollt.
Franz war erſtaunt, denn er glaubte in dieſem begleitenden Sänger Floreſtan zu er¬ kennen. Er war wie ein alter Mann ge¬ ſtaltet, und verſtellte, wie Sternbald glaub¬ te, auch ſeine Stimme; doch war er noch zweifelhaft. — In kurzer Zeit hatte er beide aus den Augen verloren, ſo ſehr er ſich auch bemühte, ſich durch die Menſchen hindurchzudrängen.
Die beiden Geſtalten lagen ihm immer im Sinne, er ging zum Kloſter zurück, aber er konnte ſie nicht vergeſſen, er wollte ſie
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0335"n="327"/><lgtype="poem"><lgn="1"><l>Aus Wolken kommt die frohe Stunde,</l><lb/><l>O Menſch geſunde,</l><lb/><l>Laß Leiden ſeyn und Bangigkeit</l><lb/><l>Wenn Liebchens Kuß Dein Herz erfreut.</l><lb/></lg><lgn="2"><l>In Küſſen webt ein Zauberſegen,</l><lb/><l>Drum ſey verwegen,</l><lb/><l>Was ſchadet's, wenn der Donner rollt,</l><lb/><l>Wenn nur der rothe Mund nicht ſchmollt.</l><lb/></lg></lg><p>Franz war erſtaunt, denn er glaubte in<lb/>
dieſem begleitenden Sänger Floreſtan zu er¬<lb/>
kennen. Er war wie ein alter Mann ge¬<lb/>ſtaltet, und verſtellte, wie Sternbald glaub¬<lb/>
te, auch ſeine Stimme; doch war er noch<lb/>
zweifelhaft. — In kurzer Zeit hatte er<lb/>
beide aus den Augen verloren, ſo ſehr er<lb/>ſich auch bemühte, ſich durch die Menſchen<lb/>
hindurchzudrängen.</p><lb/><p>Die beiden Geſtalten lagen ihm immer<lb/>
im Sinne, er ging zum Kloſter zurück, aber<lb/>
er konnte ſie nicht vergeſſen, er wollte ſie<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[327/0335]
Aus Wolken kommt die frohe Stunde,
O Menſch geſunde,
Laß Leiden ſeyn und Bangigkeit
Wenn Liebchens Kuß Dein Herz erfreut.
In Küſſen webt ein Zauberſegen,
Drum ſey verwegen,
Was ſchadet's, wenn der Donner rollt,
Wenn nur der rothe Mund nicht ſchmollt.
Franz war erſtaunt, denn er glaubte in
dieſem begleitenden Sänger Floreſtan zu er¬
kennen. Er war wie ein alter Mann ge¬
ſtaltet, und verſtellte, wie Sternbald glaub¬
te, auch ſeine Stimme; doch war er noch
zweifelhaft. — In kurzer Zeit hatte er
beide aus den Augen verloren, ſo ſehr er
ſich auch bemühte, ſich durch die Menſchen
hindurchzudrängen.
Die beiden Geſtalten lagen ihm immer
im Sinne, er ging zum Kloſter zurück, aber
er konnte ſie nicht vergeſſen, er wollte ſie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/335>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.