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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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Ich glaube es wohl, antwortete Flo¬
restan, und vielleicht gelingt es manchem,
ohne daß er es sich gerade vorsetzt. Geh'
nach Rom, mein Freund, und dieser ewige
Frühling, nach dem Du Dich sehnst, blüht
dort in dem Hause des Agostins Ghigi. Der
göttliche Rafael hat ihn dort hingezaubert,
und man nennt diese Bilder gewöhnlich die
Geschichte des Amor und der Psyche. Diese
Luftgestalten schweben dort, vom blauen
Aether umgeben, und bedeutungsvoll von
großen frischen Blumenkränzen statt der
Rahmen eingeschränkt und abgesondert. --
Wenn Du diese Bildungen mit dem Auge
durchwanderst, so wird es Dir vielleicht so
seyn, wie mir immer bei ihrer Betrachtung
gewesen ist. Die Geschichte selbst ist so lieb¬
lich und zart, ein Bild der ewigen Jugend,
von dem Jünglingsgeiste, dem prophetischen
Sanzius, in seiner schönen Entzückung hin¬

Ich glaube es wohl, antwortete Flo¬
reſtan, und vielleicht gelingt es manchem,
ohne daß er es ſich gerade vorſetzt. Geh'
nach Rom, mein Freund, und dieſer ewige
Frühling, nach dem Du Dich ſehnſt, blüht
dort in dem Hauſe des Agoſtins Ghigi. Der
göttliche Rafael hat ihn dort hingezaubert,
und man nennt dieſe Bilder gewöhnlich die
Geſchichte des Amor und der Pſyche. Dieſe
Luftgeſtalten ſchweben dort, vom blauen
Aether umgeben, und bedeutungsvoll von
großen friſchen Blumenkränzen ſtatt der
Rahmen eingeſchränkt und abgeſondert. —
Wenn Du dieſe Bildungen mit dem Auge
durchwanderſt, ſo wird es Dir vielleicht ſo
ſeyn, wie mir immer bei ihrer Betrachtung
geweſen iſt. Die Geſchichte ſelbſt iſt ſo lieb¬
lich und zart, ein Bild der ewigen Jugend,
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[24/0032] Ich glaube es wohl, antwortete Flo¬ reſtan, und vielleicht gelingt es manchem, ohne daß er es ſich gerade vorſetzt. Geh' nach Rom, mein Freund, und dieſer ewige Frühling, nach dem Du Dich ſehnſt, blüht dort in dem Hauſe des Agoſtins Ghigi. Der göttliche Rafael hat ihn dort hingezaubert, und man nennt dieſe Bilder gewöhnlich die Geſchichte des Amor und der Pſyche. Dieſe Luftgeſtalten ſchweben dort, vom blauen Aether umgeben, und bedeutungsvoll von großen friſchen Blumenkränzen ſtatt der Rahmen eingeſchränkt und abgeſondert. — Wenn Du dieſe Bildungen mit dem Auge durchwanderſt, ſo wird es Dir vielleicht ſo ſeyn, wie mir immer bei ihrer Betrachtung geweſen iſt. Die Geſchichte ſelbſt iſt ſo lieb¬ lich und zart, ein Bild der ewigen Jugend, von dem Jünglingsgeiſte, dem prophetiſchen Sanzius, in ſeiner ſchönen Entzückung hin¬

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/32>, abgerufen am 19.04.2024.