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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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durch ein kleines, angenehmes Gehölz, und
fanden sich auf einem runden, grünen
Rasenplatz, vor ihnen lag ein Garten,
mit einem Stakete umgeben, durch dessen
Stäbe und Verzierungen man hindurchblicken
konnte. Alles war artig eingerichtet, das
Geländer war allenthalben durchbrochen ge¬
arbeitet, eiserne Thüren zeigten sich an etli¬
chen Stellen, kein Pallast war sichtbar.
Dichte Baumgänge lagen vor ihnen, kühle
Felsengrotten, Springbrunnen hörte man
aus der Ferne plätschern. Alle standen still,
in dem zauberischen Anblicke verloren, den
niemand erwartet hatte: späte Rosen glüh¬
ten ihnen von schlanken, erhabenen Stäm¬
men entgegen, weiter ab standen dunkel¬
rothe Malven, die wie krause gewundene
Säulen die dämmerndgrünen Gänge zu stützen
schienen. Alles umher war still, keine Men¬
schenstimme war zu vernehmen.

durch ein kleines, angenehmes Gehölz, und
fanden ſich auf einem runden, grünen
Raſenplatz, vor ihnen lag ein Garten,
mit einem Stakete umgeben, durch deſſen
Stäbe und Verzierungen man hindurchblicken
konnte. Alles war artig eingerichtet, das
Geländer war allenthalben durchbrochen ge¬
arbeitet, eiſerne Thüren zeigten ſich an etli¬
chen Stellen, kein Pallaſt war ſichtbar.
Dichte Baumgänge lagen vor ihnen, kühle
Felſengrotten, Springbrunnen hörte man
aus der Ferne plätſchern. Alle ſtanden ſtill,
in dem zauberiſchen Anblicke verloren, den
niemand erwartet hatte: ſpäte Roſen glüh¬
ten ihnen von ſchlanken, erhabenen Stäm¬
men entgegen, weiter ab ſtanden dunkel¬
rothe Malven, die wie krauſe gewundene
Säulen die dämmerndgrünen Gänge zu ſtützen
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[258/0266] durch ein kleines, angenehmes Gehölz, und fanden ſich auf einem runden, grünen Raſenplatz, vor ihnen lag ein Garten, mit einem Stakete umgeben, durch deſſen Stäbe und Verzierungen man hindurchblicken konnte. Alles war artig eingerichtet, das Geländer war allenthalben durchbrochen ge¬ arbeitet, eiſerne Thüren zeigten ſich an etli¬ chen Stellen, kein Pallaſt war ſichtbar. Dichte Baumgänge lagen vor ihnen, kühle Felſengrotten, Springbrunnen hörte man aus der Ferne plätſchern. Alle ſtanden ſtill, in dem zauberiſchen Anblicke verloren, den niemand erwartet hatte: ſpäte Roſen glüh¬ ten ihnen von ſchlanken, erhabenen Stäm¬ men entgegen, weiter ab ſtanden dunkel¬ rothe Malven, die wie krauſe gewundene Säulen die dämmerndgrünen Gänge zu ſtützen ſchienen. Alles umher war ſtill, keine Men¬ ſchenſtimme war zu vernehmen.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/266>, abgerufen am 25.11.2024.