Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Ist dieser Feengarten, rief Roderigo aus,
nicht wie durch Zauberei hierher gekommen?
Wenn wir mit dem Besitzer des Hauses be¬
kannt wären, wie erquicklich müßte es seyn,
in diesen anmuthigen Grotten auszuruhen,
in diesen dunkeln Gängen zu spazieren, und
sich mit süßen Früchten abzukühlen? Wenn
wir nur einen Menschen wahrnähmen, der
uns die Erlaubniß ertheilen könnte!

Indem wurde Ludoviko einige Bäume
mit sehr schönen Früchten gewahr, die im
Garten standen, große saftige Birnen und
hochrothe Pflaumen. Er hatte einen schnel¬
len Entschluß gefaßt. Laßt uns, meine gu¬
ten Freunde, rief er aus, ohne Zeremonien
über das Spalier dieses Gartens steigen,
uns in jener Grotte ausruhen, mit Früchten
sättigen, und dann den Mondschein abwar¬
ten, um unsre Reise fortzusetzen.

Alle waren über seine Verwegenheit in

R 2

Iſt dieſer Feengarten, rief Roderigo aus,
nicht wie durch Zauberei hierher gekommen?
Wenn wir mit dem Beſitzer des Hauſes be¬
kannt wären, wie erquicklich müßte es ſeyn,
in dieſen anmuthigen Grotten auszuruhen,
in dieſen dunkeln Gängen zu ſpazieren, und
ſich mit ſüßen Früchten abzukühlen? Wenn
wir nur einen Menſchen wahrnähmen, der
uns die Erlaubniß ertheilen könnte!

Indem wurde Ludoviko einige Bäume
mit ſehr ſchönen Früchten gewahr, die im
Garten ſtanden, große ſaftige Birnen und
hochrothe Pflaumen. Er hatte einen ſchnel¬
len Entſchluß gefaßt. Laßt uns, meine gu¬
ten Freunde, rief er aus, ohne Zeremonien
über das Spalier dieſes Gartens ſteigen,
uns in jener Grotte ausruhen, mit Früchten
ſättigen, und dann den Mondſchein abwar¬
ten, um unſre Reiſe fortzuſetzen.

Alle waren über ſeine Verwegenheit in

R 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0267" n="259"/>
          <p>I&#x017F;t die&#x017F;er Feengarten, rief Roderigo aus,<lb/>
nicht wie durch Zauberei hierher gekommen?<lb/>
Wenn wir mit dem Be&#x017F;itzer des Hau&#x017F;es be¬<lb/>
kannt wären, wie erquicklich müßte es &#x017F;eyn,<lb/>
in die&#x017F;en anmuthigen Grotten auszuruhen,<lb/>
in die&#x017F;en dunkeln Gängen zu &#x017F;pazieren, und<lb/>
&#x017F;ich mit &#x017F;üßen Früchten abzukühlen? Wenn<lb/>
wir nur einen Men&#x017F;chen wahrnähmen, der<lb/>
uns die Erlaubniß ertheilen könnte!</p><lb/>
          <p>Indem wurde Ludoviko einige Bäume<lb/>
mit &#x017F;ehr &#x017F;chönen Früchten gewahr, die im<lb/>
Garten &#x017F;tanden, große &#x017F;aftige Birnen und<lb/>
hochrothe Pflaumen. Er hatte einen &#x017F;chnel¬<lb/>
len Ent&#x017F;chluß gefaßt. Laßt uns, meine gu¬<lb/>
ten Freunde, rief er aus, ohne Zeremonien<lb/>
über das Spalier die&#x017F;es Gartens &#x017F;teigen,<lb/>
uns in jener Grotte ausruhen, mit Früchten<lb/>
&#x017F;ättigen, und dann den Mond&#x017F;chein abwar¬<lb/>
ten, um un&#x017F;re Rei&#x017F;e fortzu&#x017F;etzen.</p><lb/>
          <p>Alle waren über &#x017F;eine Verwegenheit in<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 2<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[259/0267] Iſt dieſer Feengarten, rief Roderigo aus, nicht wie durch Zauberei hierher gekommen? Wenn wir mit dem Beſitzer des Hauſes be¬ kannt wären, wie erquicklich müßte es ſeyn, in dieſen anmuthigen Grotten auszuruhen, in dieſen dunkeln Gängen zu ſpazieren, und ſich mit ſüßen Früchten abzukühlen? Wenn wir nur einen Menſchen wahrnähmen, der uns die Erlaubniß ertheilen könnte! Indem wurde Ludoviko einige Bäume mit ſehr ſchönen Früchten gewahr, die im Garten ſtanden, große ſaftige Birnen und hochrothe Pflaumen. Er hatte einen ſchnel¬ len Entſchluß gefaßt. Laßt uns, meine gu¬ ten Freunde, rief er aus, ohne Zeremonien über das Spalier dieſes Gartens ſteigen, uns in jener Grotte ausruhen, mit Früchten ſättigen, und dann den Mondſchein abwar¬ ten, um unſre Reiſe fortzuſetzen. Alle waren über ſeine Verwegenheit in R 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/267
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/267>, abgerufen am 23.11.2024.