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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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Thorheiten des Lebens hinüber zu seyn, und
Ihr weckt eine neue Lust dazu in mir auf.

Am folgenden Morgen nahmen sie Ab¬
schied; der Pilgrim hatte sich mit dem Ein¬
siedel völlig versöhnt, sie schieden als gute
Freunde, Ludoviko führte den Zug an, die
übrigen folgten ihm.

Auf dem Wege erkundigte sich Ludoviko
nach Sternbald und seinem Gefährten Flo¬
restan, er lachte über diesen oft, der sich alle
Mühe gab, von ihm bemerkt zu werden,
Sternbald war still, und begleitete sie in
tiefen Gedanken. Ludoviko sagte zu Franz,
als er hörte, dieser sey ein Mahler: Nun,
mein Freund, wie treibt Ihr es mit Eurer
Kunst? Ich bin gern in der Gesellschaft von
Künstlern, denn gewöhnlich sind es die wun¬
derlichsten Menschen, auch fallen wegen ih¬
rer seltsamen Beschäftigung alle ihre Launen
mehr in die Augen, als bei andern Leuten.

Thorheiten des Lebens hinüber zu ſeyn, und
Ihr weckt eine neue Luſt dazu in mir auf.

Am folgenden Morgen nahmen ſie Ab¬
ſchied; der Pilgrim hatte ſich mit dem Ein¬
ſiedel völlig verſöhnt, ſie ſchieden als gute
Freunde, Ludoviko führte den Zug an, die
übrigen folgten ihm.

Auf dem Wege erkundigte ſich Ludoviko
nach Sternbald und ſeinem Gefährten Flo¬
reſtan, er lachte über dieſen oft, der ſich alle
Mühe gab, von ihm bemerkt zu werden,
Sternbald war ſtill, und begleitete ſie in
tiefen Gedanken. Ludoviko ſagte zu Franz,
als er hörte, dieſer ſey ein Mahler: Nun,
mein Freund, wie treibt Ihr es mit Eurer
Kunſt? Ich bin gern in der Geſellſchaft von
Künſtlern, denn gewöhnlich ſind es die wun¬
derlichſten Menſchen, auch fallen wegen ih¬
rer ſeltſamen Beſchäftigung alle ihre Launen
mehr in die Augen, als bei andern Leuten.

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[235/0243] Thorheiten des Lebens hinüber zu ſeyn, und Ihr weckt eine neue Luſt dazu in mir auf. Am folgenden Morgen nahmen ſie Ab¬ ſchied; der Pilgrim hatte ſich mit dem Ein¬ ſiedel völlig verſöhnt, ſie ſchieden als gute Freunde, Ludoviko führte den Zug an, die übrigen folgten ihm. Auf dem Wege erkundigte ſich Ludoviko nach Sternbald und ſeinem Gefährten Flo¬ reſtan, er lachte über dieſen oft, der ſich alle Mühe gab, von ihm bemerkt zu werden, Sternbald war ſtill, und begleitete ſie in tiefen Gedanken. Ludoviko ſagte zu Franz, als er hörte, dieſer ſey ein Mahler: Nun, mein Freund, wie treibt Ihr es mit Eurer Kunſt? Ich bin gern in der Geſellſchaft von Künſtlern, denn gewöhnlich ſind es die wun¬ derlichſten Menſchen, auch fallen wegen ih¬ rer ſeltſamen Beſchäftigung alle ihre Launen mehr in die Augen, als bei andern Leuten.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/243>, abgerufen am 28.03.2024.