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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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ist dann Reichthum und Liebe und Kunst?
Die edelsten Geister haben müssen Abschied
nehmen, warum sollen es die schwächern
nicht schon früher thun, um sich einzu¬
lernen?

Florestan verwunderte sich über seinen
Freund, doch bezwang er diesmal seinen
Muthwillen, und antwortete mit keinem
Scherze, weil Franz zu ernstlich gesprochen
hatte. Er vermuthete im Herzen Stern¬
balds einen geheimen Kummer, er gab ihn
daher schweigend die Hand, und Arm in
Arm gingen sie herzlich zur Hütte des ar¬
men Klausners zurück.

Der Ritter stand angekleidet vor der
Thür. Die Röthe war auf seine Wangen
zurückgekommen und sein Gesicht glänzte im
Sonnenschein, seine Augen funkelten freund¬
lich, er war ein schöner Mann. Der Pil¬
grim und der Einsiedler hatten sich zu einer

iſt dann Reichthum und Liebe und Kunſt?
Die edelſten Geiſter haben müſſen Abſchied
nehmen, warum ſollen es die ſchwächern
nicht ſchon früher thun, um ſich einzu¬
lernen?

Floreſtan verwunderte ſich über ſeinen
Freund, doch bezwang er diesmal ſeinen
Muthwillen, und antwortete mit keinem
Scherze, weil Franz zu ernſtlich geſprochen
hatte. Er vermuthete im Herzen Stern¬
balds einen geheimen Kummer, er gab ihn
daher ſchweigend die Hand, und Arm in
Arm gingen ſie herzlich zur Hütte des ar¬
men Klausners zurück.

Der Ritter ſtand angekleidet vor der
Thür. Die Röthe war auf ſeine Wangen
zurückgekommen und ſein Geſicht glänzte im
Sonnenſchein, ſeine Augen funkelten freund¬
lich, er war ein ſchöner Mann. Der Pil¬
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[189/0197] iſt dann Reichthum und Liebe und Kunſt? Die edelſten Geiſter haben müſſen Abſchied nehmen, warum ſollen es die ſchwächern nicht ſchon früher thun, um ſich einzu¬ lernen? Floreſtan verwunderte ſich über ſeinen Freund, doch bezwang er diesmal ſeinen Muthwillen, und antwortete mit keinem Scherze, weil Franz zu ernſtlich geſprochen hatte. Er vermuthete im Herzen Stern¬ balds einen geheimen Kummer, er gab ihn daher ſchweigend die Hand, und Arm in Arm gingen ſie herzlich zur Hütte des ar¬ men Klausners zurück. Der Ritter ſtand angekleidet vor der Thür. Die Röthe war auf ſeine Wangen zurückgekommen und ſein Geſicht glänzte im Sonnenſchein, ſeine Augen funkelten freund¬ lich, er war ein ſchöner Mann. Der Pil¬ grim und der Einſiedler hatten ſich zu einer

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/197>, abgerufen am 26.04.2024.