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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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Dir geschieht schon Recht, sagte Franz,
wenn Du manchmal für Deinen übertriebe¬
nen Muthwillen bestraft wirst.

O, daß Ihr allenthalben Übertreibungen
findet! rief Florestan aus, Ihr seyd immer
besorgt, Euch in allen Gedanken und Ge¬
fühlen zu mäßigen. Aber es gelingt nie¬
mals und ist unmöglich, in einem Gebiete
zu messen und zu wägen, wo kein Maas
und Gewicht anerkannt wird. Es freut mich,
Dich auch einmal verliebt zu sehn.

Franz sagte: Ich weiß nicht, ob ich
verliebt bin, aber Du ängstigest mich mit
Deinen Reden; wozu wäre es auch, da wir
so bald abreisen müssen?

Florestan lachte, und gab ihm gar keine
Antwort. -- Nun, wie haben Dir die neu¬
lichen Lieder gefallen? sagte er, und die Lich¬
ter, der Wald? Nicht wahr, es war der
Mühe werth, fröhlich zu seyn?

(2r Th.) L

Dir geſchieht ſchon Recht, ſagte Franz,
wenn Du manchmal für Deinen übertriebe¬
nen Muthwillen beſtraft wirſt.

O, daß Ihr allenthalben Übertreibungen
findet! rief Floreſtan aus, Ihr ſeyd immer
beſorgt, Euch in allen Gedanken und Ge¬
fühlen zu mäßigen. Aber es gelingt nie¬
mals und iſt unmöglich, in einem Gebiete
zu meſſen und zu wägen, wo kein Maas
und Gewicht anerkannt wird. Es freut mich,
Dich auch einmal verliebt zu ſehn.

Franz ſagte: Ich weiß nicht, ob ich
verliebt bin, aber Du ängſtigeſt mich mit
Deinen Reden; wozu wäre es auch, da wir
ſo bald abreiſen müſſen?

Floreſtan lachte, und gab ihm gar keine
Antwort. — Nun, wie haben Dir die neu¬
lichen Lieder gefallen? ſagte er, und die Lich¬
ter, der Wald? Nicht wahr, es war der
Mühe werth, fröhlich zu ſeyn?

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[161/0169] Dir geſchieht ſchon Recht, ſagte Franz, wenn Du manchmal für Deinen übertriebe¬ nen Muthwillen beſtraft wirſt. O, daß Ihr allenthalben Übertreibungen findet! rief Floreſtan aus, Ihr ſeyd immer beſorgt, Euch in allen Gedanken und Ge¬ fühlen zu mäßigen. Aber es gelingt nie¬ mals und iſt unmöglich, in einem Gebiete zu meſſen und zu wägen, wo kein Maas und Gewicht anerkannt wird. Es freut mich, Dich auch einmal verliebt zu ſehn. Franz ſagte: Ich weiß nicht, ob ich verliebt bin, aber Du ängſtigeſt mich mit Deinen Reden; wozu wäre es auch, da wir ſo bald abreiſen müſſen? Floreſtan lachte, und gab ihm gar keine Antwort. — Nun, wie haben Dir die neu¬ lichen Lieder gefallen? ſagte er, und die Lich¬ ter, der Wald? Nicht wahr, es war der Mühe werth, fröhlich zu ſeyn? (2r Th.) L

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/169>, abgerufen am 27.04.2024.