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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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bat demüthig um ein Nachtlager. Die El¬
tern bewilligten es mir gern, die Kleine
spielte ihre Aufgabe gut durch, sie zeigte
mir verstohlen, daß sie neben der Kammer
schlafen würde, die man mir einräumte; sie
wollte die Thür offen lassen. Das Abend¬
essen, die umständlichen Gespräche wurden
mir sehr lang, endlich ging alles schlafen,
meine Freundin aber hatte in der Wirth¬
schaft noch allerhand zu besorgen. Ich be¬
trachtete indessen meine Kammer, sie führte
auf der einen Seite nach dem Schlafzimmer
des Mädchens, auf der andern in einen
langen Gang, dessen äußerste Thür geöffnet
war. Freundlich schien durch diese die runde
Scheibe des Mondes, das schöne Licht lockt
mich hinaus, ein Garten empfängt mich.
Ich durchwandere auch diesen, gehe durch
ein Gatterthor, und verliere mich voller Er¬
wartungen im Felde.

bat demüthig um ein Nachtlager. Die El¬
tern bewilligten es mir gern, die Kleine
ſpielte ihre Aufgabe gut durch, ſie zeigte
mir verſtohlen, daß ſie neben der Kammer
ſchlafen würde, die man mir einräumte; ſie
wollte die Thür offen laſſen. Das Abend¬
eſſen, die umſtändlichen Geſpräche wurden
mir ſehr lang, endlich ging alles ſchlafen,
meine Freundin aber hatte in der Wirth¬
ſchaft noch allerhand zu beſorgen. Ich be¬
trachtete indeſſen meine Kammer, ſie führte
auf der einen Seite nach dem Schlafzimmer
des Mädchens, auf der andern in einen
langen Gang, deſſen äußerſte Thür geöffnet
war. Freundlich ſchien durch dieſe die runde
Scheibe des Mondes, das ſchöne Licht lockt
mich hinaus, ein Garten empfängt mich.
Ich durchwandere auch dieſen, gehe durch
ein Gatterthor, und verliere mich voller Er¬
wartungen im Felde.

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[158/0166] bat demüthig um ein Nachtlager. Die El¬ tern bewilligten es mir gern, die Kleine ſpielte ihre Aufgabe gut durch, ſie zeigte mir verſtohlen, daß ſie neben der Kammer ſchlafen würde, die man mir einräumte; ſie wollte die Thür offen laſſen. Das Abend¬ eſſen, die umſtändlichen Geſpräche wurden mir ſehr lang, endlich ging alles ſchlafen, meine Freundin aber hatte in der Wirth¬ ſchaft noch allerhand zu beſorgen. Ich be¬ trachtete indeſſen meine Kammer, ſie führte auf der einen Seite nach dem Schlafzimmer des Mädchens, auf der andern in einen langen Gang, deſſen äußerſte Thür geöffnet war. Freundlich ſchien durch dieſe die runde Scheibe des Mondes, das ſchöne Licht lockt mich hinaus, ein Garten empfängt mich. Ich durchwandere auch dieſen, gehe durch ein Gatterthor, und verliere mich voller Er¬ wartungen im Felde.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/166>, abgerufen am 28.03.2024.