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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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sich an Liedern und aufgegebenen Räthseln.
Jetzt ertrug Sternbald den Muthwillen der
Poesie, die in alten Reimen die Reize der
Liebsten lobpries: er stimmte mit ein, und
verließ die blonde Emma niemals, wenig¬
stens mit den Augen.

Der Abend brach ein, in gespaltenen
Schimmern floß das Abendroth durch den
Wald, die lieblichste, stillste Luft umgab die
Natur, und bewegte auch nicht die Blätter
am Baume. Rudolf, dessen Phantasie im¬
mer geschäftig war, ließ nun eine lange
Tafel bereiten, auf die eben so viele Blu¬
men als Speisen gesetzt wurden, dazwischen
die Lichter, die kein Wind verlöschte, son¬
dern die ruhig fortbrannten, und einen zau¬
berischen, berauschenden Anblick gewährten.
Man aß unter schallender Musik, dann wur¬
den die Tische aus einander geschoben, und
umher zwischen den Bäumen vertheilt, die

ſich an Liedern und aufgegebenen Räthſeln.
Jetzt ertrug Sternbald den Muthwillen der
Poeſie, die in alten Reimen die Reize der
Liebſten lobpries: er ſtimmte mit ein, und
verließ die blonde Emma niemals, wenig¬
ſtens mit den Augen.

Der Abend brach ein, in geſpaltenen
Schimmern floß das Abendroth durch den
Wald, die lieblichſte, ſtillſte Luft umgab die
Natur, und bewegte auch nicht die Blätter
am Baume. Rudolf, deſſen Phantaſie im¬
mer geſchäftig war, ließ nun eine lange
Tafel bereiten, auf die eben ſo viele Blu¬
men als Speiſen geſetzt wurden, dazwiſchen
die Lichter, die kein Wind verlöſchte, ſon¬
dern die ruhig fortbrannten, und einen zau¬
beriſchen, berauſchenden Anblick gewährten.
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den die Tiſche aus einander geſchoben, und
umher zwiſchen den Bäumen vertheilt, die

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[150/0158] ſich an Liedern und aufgegebenen Räthſeln. Jetzt ertrug Sternbald den Muthwillen der Poeſie, die in alten Reimen die Reize der Liebſten lobpries: er ſtimmte mit ein, und verließ die blonde Emma niemals, wenig¬ ſtens mit den Augen. Der Abend brach ein, in geſpaltenen Schimmern floß das Abendroth durch den Wald, die lieblichſte, ſtillſte Luft umgab die Natur, und bewegte auch nicht die Blätter am Baume. Rudolf, deſſen Phantaſie im¬ mer geſchäftig war, ließ nun eine lange Tafel bereiten, auf die eben ſo viele Blu¬ men als Speiſen geſetzt wurden, dazwiſchen die Lichter, die kein Wind verlöſchte, ſon¬ dern die ruhig fortbrannten, und einen zau¬ beriſchen, berauſchenden Anblick gewährten. Man aß unter ſchallender Muſik, dann wur¬ den die Tiſche aus einander geſchoben, und umher zwiſchen den Bäumen vertheilt, die

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/158>, abgerufen am 25.04.2024.