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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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Da singen alle Frühlingslüfte,
Da duften und klingen die Blumendüfte,
Lieblich Rauschen geht das Thal entlang:
"Sey muthig, nicht bang!
Siehst Du des Mondes Schimmer,
Der Quellen hüpfendes Geflimmer?
In Wolken hoch die goldnen Hügel,
Der Morgenröthe himmelbreite Flügel?
Dir entgegen ziehn so Glück als Liebe,
Dich als Beute mit goldenen Netzen zu fahn,
So leise lieblich, daß keine Ausflucht bliebe
Umzingeln sie Dich, bald ist' um Dich gethan."
-- Was will das Glück mit mir beginnen?
O Frühlingsnachtigall, singst Du drein?
Schon dringt die sehnende Lieb' auf mich ein,
Wie Mondglanz webt's um meine Sinnen. --
Wie bang' ist mir's, gefangen mich zu geben,
Sie nah'n, die Schaaren der Wonne mit Heeres¬
macht!
Verloren, verträumt ist das fliehende Leben,
Schon rüstet sich Lieb' und Glück zur Schlacht.
Da ſingen alle Frühlingslüfte,
Da duften und klingen die Blumendüfte,
Lieblich Rauſchen geht das Thal entlang:
»Sey muthig, nicht bang!
Siehſt Du des Mondes Schimmer,
Der Quellen hüpfendes Geflimmer?
In Wolken hoch die goldnen Hügel,
Der Morgenröthe himmelbreite Flügel?
Dir entgegen ziehn ſo Glück als Liebe,
Dich als Beute mit goldenen Netzen zu fahn,
So leiſe lieblich, daß keine Ausflucht bliebe
Umzingeln ſie Dich, bald iſt' um Dich gethan.«
— Was will das Glück mit mir beginnen?
O Frühlingsnachtigall, ſingſt Du drein?
Schon dringt die ſehnende Lieb' auf mich ein,
Wie Mondglanz webt's um meine Sinnen. —
Wie bang' iſt mir's, gefangen mich zu geben,
Sie nah'n, die Schaaren der Wonne mit Heeres¬
macht!
Verloren, verträumt iſt das fliehende Leben,
Schon rüſtet ſich Lieb' und Glück zur Schlacht.
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[5/0013] Da ſingen alle Frühlingslüfte, Da duften und klingen die Blumendüfte, Lieblich Rauſchen geht das Thal entlang: »Sey muthig, nicht bang! Siehſt Du des Mondes Schimmer, Der Quellen hüpfendes Geflimmer? In Wolken hoch die goldnen Hügel, Der Morgenröthe himmelbreite Flügel? Dir entgegen ziehn ſo Glück als Liebe, Dich als Beute mit goldenen Netzen zu fahn, So leiſe lieblich, daß keine Ausflucht bliebe Umzingeln ſie Dich, bald iſt' um Dich gethan.« — Was will das Glück mit mir beginnen? O Frühlingsnachtigall, ſingſt Du drein? Schon dringt die ſehnende Lieb' auf mich ein, Wie Mondglanz webt's um meine Sinnen. — Wie bang' iſt mir's, gefangen mich zu geben, Sie nah'n, die Schaaren der Wonne mit Heeres¬ macht! Verloren, verträumt iſt das fliehende Leben, Schon rüſtet ſich Lieb' und Glück zur Schlacht.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/13>, abgerufen am 24.04.2024.