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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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ren die Fremden wieder fort, und er er¬
wachte wie aus einem Entzücken zu sich und
den gewöhnlichen Empfindungen, den ge¬
wöhnlichen Spielen, dem gewöhnlichen Le¬
ben von einem Tage zum andern hinüber.
Dazwischen klangen immer die holden Wald¬
hornstöne in seine Existenz hinein, und vor
ihm stand wie der Mond das holde Ange¬
sicht des Kindes, dem er seine Blumen ge¬
schenkt hatte, nach denen er im Schlummer
oft die Hände ausstreckte, weil ihn dünkte,
er erhielte sie von dem Mädchen wieder.
Alles Liebe und Holde entlehnte er von ih¬
rem Bilde, alles Schöne was er sah, trug
er zu ihrer Gestalt hinüber; wenn er von
Engeln hörte, glaubte er einen zu kennen,
und sich von ihm gekannt, er war es über¬
zeugt, daß die Feldblumen einst ein Erken¬
nungszeichen zwischen ihnen beiden seyn
würden.

ren die Fremden wieder fort, und er er¬
wachte wie aus einem Entzücken zu ſich und
den gewöhnlichen Empfindungen, den ge¬
wöhnlichen Spielen, dem gewöhnlichen Le¬
ben von einem Tage zum andern hinüber.
Dazwiſchen klangen immer die holden Wald¬
hornstöne in ſeine Exiſtenz hinein, und vor
ihm ſtand wie der Mond das holde Ange¬
ſicht des Kindes, dem er ſeine Blumen ge¬
ſchenkt hatte, nach denen er im Schlummer
oft die Hände ausſtreckte, weil ihn dünkte,
er erhielte ſie von dem Mädchen wieder.
Alles Liebe und Holde entlehnte er von ih¬
rem Bilde, alles Schöne was er ſah, trug
er zu ihrer Geſtalt hinüber; wenn er von
Engeln hörte, glaubte er einen zu kennen,
und ſich von ihm gekannt, er war es über¬
zeugt, daß die Feldblumen einſt ein Erken¬
nungszeichen zwiſchen ihnen beiden ſeyn
würden.

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[75/0086] ren die Fremden wieder fort, und er er¬ wachte wie aus einem Entzücken zu ſich und den gewöhnlichen Empfindungen, den ge¬ wöhnlichen Spielen, dem gewöhnlichen Le¬ ben von einem Tage zum andern hinüber. Dazwiſchen klangen immer die holden Wald¬ hornstöne in ſeine Exiſtenz hinein, und vor ihm ſtand wie der Mond das holde Ange¬ ſicht des Kindes, dem er ſeine Blumen ge¬ ſchenkt hatte, nach denen er im Schlummer oft die Hände ausſtreckte, weil ihn dünkte, er erhielte ſie von dem Mädchen wieder. Alles Liebe und Holde entlehnte er von ih¬ rem Bilde, alles Schöne was er ſah, trug er zu ihrer Geſtalt hinüber; wenn er von Engeln hörte, glaubte er einen zu kennen, und ſich von ihm gekannt, er war es über¬ zeugt, daß die Feldblumen einſt ein Erken¬ nungszeichen zwiſchen ihnen beiden ſeyn würden.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/86>, abgerufen am 27.04.2024.