Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

"fluth mit sehnsüchtigen Augen suchen. Es
"ist nur das, daß wir nicht redlich mit uns
"selber umgehen. Warum ängstigen wir
"uns in unsern Verhältnissen so ab, um
"nur das bischen Brod zu haben, das wir
"selber darüber nicht einmahl in Ruhe ver¬
"zehren können? Warum treten wir denn
"nicht manchmal aus uns heraus und schüt¬
"teln alles das ab, was uns quält und
"drückt, und holen darüber frischen Athem
"und fühlen die himmlische Freiheit, die
"uns eigentlich angebohren ist? Dann müs¬
"sen wir der Kriege und Schlachten, der
"Zänkereien und Verläumdungen auf einige
"Zeit vergessen, alles hinter uns lassen und
"die Augen davor zudrücken, daß es in die¬
"ser Welt so kunterbunt hergeht und sich
"alles toll und verworren durcheinander
"schiebt, damit irgend einmahl der himmli¬
"sche Friede eine Gelegenheit fände, sich auf

«fluth mit ſehnſüchtigen Augen ſuchen. Es
«iſt nur das, daß wir nicht redlich mit uns
»ſelber umgehen. Warum ängſtigen wir
«uns in unſern Verhältniſſen ſo ab, um
«nur das bischen Brod zu haben, das wir
«ſelber darüber nicht einmahl in Ruhe ver¬
«zehren können? Warum treten wir denn
«nicht manchmal aus uns heraus und ſchüt¬
«teln alles das ab, was uns quält und
«drückt, und holen darüber friſchen Athem
«und fühlen die himmliſche Freiheit, die
«uns eigentlich angebohren iſt? Dann müſ¬
«ſen wir der Kriege und Schlachten, der
«Zänkereien und Verläumdungen auf einige
«Zeit vergeſſen, alles hinter uns laſſen und
«die Augen davor zudrücken, daß es in die¬
«ſer Welt ſo kunterbunt hergeht und ſich
«alles toll und verworren durcheinander
«ſchiebt, damit irgend einmahl der himmli¬
«ſche Friede eine Gelegenheit fände, ſich auf

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0057" n="46"/>
«fluth mit &#x017F;ehn&#x017F;üchtigen Augen &#x017F;uchen. Es<lb/>
«i&#x017F;t nur das, daß wir nicht redlich mit uns<lb/>
»&#x017F;elber umgehen. Warum äng&#x017F;tigen wir<lb/>
«uns in un&#x017F;ern Verhältni&#x017F;&#x017F;en &#x017F;o ab, um<lb/>
«nur das bischen Brod zu haben, das wir<lb/>
«&#x017F;elber darüber nicht einmahl in Ruhe ver¬<lb/>
«zehren können? Warum treten wir denn<lb/>
«nicht manchmal aus uns heraus und &#x017F;chüt¬<lb/>
«teln alles das ab, was uns quält und<lb/>
«drückt, und holen darüber fri&#x017F;chen Athem<lb/>
«und fühlen die himmli&#x017F;che Freiheit, die<lb/>
«uns eigentlich angebohren i&#x017F;t? Dann mü&#x017F;¬<lb/>
«&#x017F;en wir der Kriege und Schlachten, der<lb/>
«Zänkereien und Verläumdungen auf einige<lb/>
«Zeit verge&#x017F;&#x017F;en, alles hinter uns la&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
«die Augen davor zudrücken, daß es in die¬<lb/>
«&#x017F;er Welt &#x017F;o kunterbunt hergeht und &#x017F;ich<lb/>
«alles toll und verworren durcheinander<lb/>
«&#x017F;chiebt, damit irgend einmahl der himmli¬<lb/>
«&#x017F;che Friede eine Gelegenheit fände, &#x017F;ich auf<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0057] «fluth mit ſehnſüchtigen Augen ſuchen. Es «iſt nur das, daß wir nicht redlich mit uns »ſelber umgehen. Warum ängſtigen wir «uns in unſern Verhältniſſen ſo ab, um «nur das bischen Brod zu haben, das wir «ſelber darüber nicht einmahl in Ruhe ver¬ «zehren können? Warum treten wir denn «nicht manchmal aus uns heraus und ſchüt¬ «teln alles das ab, was uns quält und «drückt, und holen darüber friſchen Athem «und fühlen die himmliſche Freiheit, die «uns eigentlich angebohren iſt? Dann müſ¬ «ſen wir der Kriege und Schlachten, der «Zänkereien und Verläumdungen auf einige «Zeit vergeſſen, alles hinter uns laſſen und «die Augen davor zudrücken, daß es in die¬ «ſer Welt ſo kunterbunt hergeht und ſich «alles toll und verworren durcheinander «ſchiebt, damit irgend einmahl der himmli¬ «ſche Friede eine Gelegenheit fände, ſich auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/57
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/57>, abgerufen am 27.04.2024.