Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Sebastian denken? Ach, wenn du nun unter
klugen und vornehmen Leuten bist, wenn es
nun schon lange her ist, daß wir hier Ab¬
schied genommen haben, willst du mich auch
dann nie verachten?

O mein liebster Sebastian! rief Franz
schluchzend.

Wirst du immer noch Nürnberg so lie¬
ben, fuhr jener fort, und deinen Meister so
lieben, den wackern Albrecht? Wirst du dich
nie klüger fühlen? O versprich mir, daß du
derselbe Mensch bleiben willst, daß du dich
nicht vom Glanz des Fremden willst verfüh¬
ren laßen, daß alles dir noch eben so theuer
ist, daß ich dich noch eben so angehe.

O Sebastian sagte Franz, mag die gan¬
ze Welt klug und überklug werden, ich will
immer ein Kind bleiben.

Sebastian sagte: O wenn du einst mit
fremden abgebettelten Sitten wieder kämst,

B 2

Sebaſtian denken? Ach, wenn du nun unter
klugen und vornehmen Leuten biſt, wenn es
nun ſchon lange her iſt, daß wir hier Ab¬
ſchied genommen haben, willſt du mich auch
dann nie verachten?

O mein liebſter Sebaſtian! rief Franz
ſchluchzend.

Wirſt du immer noch Nürnberg ſo lie¬
ben, fuhr jener fort, und deinen Meiſter ſo
lieben, den wackern Albrecht? Wirſt du dich
nie klüger fühlen? O verſprich mir, daß du
derſelbe Menſch bleiben willſt, daß du dich
nicht vom Glanz des Fremden willſt verfüh¬
ren laßen, daß alles dir noch eben ſo theuer
iſt, daß ich dich noch eben ſo angehe.

O Sebaſtian ſagte Franz, mag die gan¬
ze Welt klug und überklug werden, ich will
immer ein Kind bleiben.

Sebaſtian ſagte: O wenn du einſt mit
fremden abgebettelten Sitten wieder kämſt,

B 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0030" n="19"/>
Seba&#x017F;tian denken? Ach, wenn du nun unter<lb/>
klugen und vornehmen Leuten bi&#x017F;t, wenn es<lb/>
nun &#x017F;chon lange her i&#x017F;t, daß wir hier Ab¬<lb/>
&#x017F;chied genommen haben, will&#x017F;t du mich auch<lb/>
dann nie verachten?</p><lb/>
            <p>O mein lieb&#x017F;ter Seba&#x017F;tian! rief Franz<lb/>
&#x017F;chluchzend.</p><lb/>
            <p>Wir&#x017F;t du immer noch Nürnberg &#x017F;o lie¬<lb/>
ben, fuhr jener fort, und deinen Mei&#x017F;ter &#x017F;o<lb/>
lieben, den wackern Albrecht? Wir&#x017F;t du dich<lb/>
nie klüger fühlen? O ver&#x017F;prich mir, daß du<lb/>
der&#x017F;elbe Men&#x017F;ch bleiben will&#x017F;t, daß du dich<lb/>
nicht vom Glanz des Fremden will&#x017F;t verfüh¬<lb/>
ren laßen, daß alles dir noch eben &#x017F;o theuer<lb/>
i&#x017F;t, daß ich dich noch eben &#x017F;o angehe.</p><lb/>
            <p>O Seba&#x017F;tian &#x017F;agte Franz, mag die gan¬<lb/>
ze Welt klug und überklug werden, ich will<lb/>
immer ein Kind bleiben.</p><lb/>
            <p>Seba&#x017F;tian &#x017F;agte: O wenn du ein&#x017F;t mit<lb/>
fremden abgebettelten Sitten wieder käm&#x017F;t,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 2<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0030] Sebaſtian denken? Ach, wenn du nun unter klugen und vornehmen Leuten biſt, wenn es nun ſchon lange her iſt, daß wir hier Ab¬ ſchied genommen haben, willſt du mich auch dann nie verachten? O mein liebſter Sebaſtian! rief Franz ſchluchzend. Wirſt du immer noch Nürnberg ſo lie¬ ben, fuhr jener fort, und deinen Meiſter ſo lieben, den wackern Albrecht? Wirſt du dich nie klüger fühlen? O verſprich mir, daß du derſelbe Menſch bleiben willſt, daß du dich nicht vom Glanz des Fremden willſt verfüh¬ ren laßen, daß alles dir noch eben ſo theuer iſt, daß ich dich noch eben ſo angehe. O Sebaſtian ſagte Franz, mag die gan¬ ze Welt klug und überklug werden, ich will immer ein Kind bleiben. Sebaſtian ſagte: O wenn du einſt mit fremden abgebettelten Sitten wieder kämſt, B 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/30
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/30>, abgerufen am 24.11.2024.