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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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schen, gleich im Augenblicke alles auffaßt und
versteht. Je öfter ich die Figuren wieder
sehe, je bekannter werden sie mir, ja ich
kann sagen, daß sie meine Freunde werden,
daß sie für mich eben so gut leben und da
sind, als die übrigen Menschen. Darum
liebe ich die Mahler so ungemein, denn sie
sind gleichsam Schöpfer, und können schaf¬
fen und darstellen, was ihnen gelüstet.

Von diesem Augenblicke bemühte sich
Vansen sehr um Sternbald; dieser nannte
Ihm seinen Namen, und ward von jenem
sehr dringend gebeten, ihn in Antwerpen in
seinem Hause zu besuchen, und etwas für
ihn zu mahlen. Auf der fortgesetzten Reise
gerieth Franz mit dem unbekannten Jüng¬
linge in ein Gespräch und erfuhr von
diesem, daß er sich Rudolph Florestan
nenne, daß er aus Italien sey, jetzt Eng¬
land besucht habe, und nach seiner Heimath

ſchen, gleich im Augenblicke alles auffaßt und
verſteht. Je öfter ich die Figuren wieder
ſehe, je bekannter werden ſie mir, ja ich
kann ſagen, daß ſie meine Freunde werden,
daß ſie für mich eben ſo gut leben und da
ſind, als die übrigen Menſchen. Darum
liebe ich die Mahler ſo ungemein, denn ſie
ſind gleichſam Schöpfer, und können ſchaf¬
fen und darſtellen, was ihnen gelüſtet.

Von dieſem Augenblicke bemühte ſich
Vanſen ſehr um Sternbald; dieſer nannte
Ihm ſeinen Namen, und ward von jenem
ſehr dringend gebeten, ihn in Antwerpen in
ſeinem Hauſe zu beſuchen, und etwas für
ihn zu mahlen. Auf der fortgeſetzten Reiſe
gerieth Franz mit dem unbekannten Jüng¬
linge in ein Geſpräch und erfuhr von
dieſem, daß er ſich Rudolph Floreſtan
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[278/0289] ſchen, gleich im Augenblicke alles auffaßt und verſteht. Je öfter ich die Figuren wieder ſehe, je bekannter werden ſie mir, ja ich kann ſagen, daß ſie meine Freunde werden, daß ſie für mich eben ſo gut leben und da ſind, als die übrigen Menſchen. Darum liebe ich die Mahler ſo ungemein, denn ſie ſind gleichſam Schöpfer, und können ſchaf¬ fen und darſtellen, was ihnen gelüſtet. Von dieſem Augenblicke bemühte ſich Vanſen ſehr um Sternbald; dieſer nannte Ihm ſeinen Namen, und ward von jenem ſehr dringend gebeten, ihn in Antwerpen in ſeinem Hauſe zu beſuchen, und etwas für ihn zu mahlen. Auf der fortgeſetzten Reiſe gerieth Franz mit dem unbekannten Jüng¬ linge in ein Geſpräch und erfuhr von dieſem, daß er ſich Rudolph Floreſtan nenne, daß er aus Italien ſey, jetzt Eng¬ land beſucht habe, und nach ſeiner Heimath

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/289>, abgerufen am 22.11.2024.