Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.Die Lilie kömmt, und reicht ihm die weißen Fingern, Die Tulpe steht mit dickem Kopfputz da, Die Rose tritt bescheiden nah, Aurikelchen und alle Blumen, vornehm und geringer. Der bunte Teppich ist nun gestickt, Die Liebe tritt aus Jasminlauben hervor. Da danken die Menschen, Da jauchzet der Vögel ganzes Chor, Denn alle fühlen sich beglückt. Dann küßt der Frühling die zarten Blumen¬ wangen, Und scheidet und sagt: ich muß nun gehn. Da sterben sie alle an süßem Verlangen, Daß sie mit welken Häuptern stehn. Der Frühling spricht: vollendet ist mein Thun,
Ich habe schon die Schwalben herbestellt, Sie tragen mich in eine andre Welt, Ich will in Indiens duftenden Gefilden ruhn. Die Lilie kömmt, und reicht ihm die weißen Fingern, Die Tulpe ſteht mit dickem Kopfputz da, Die Roſe tritt beſcheiden nah, Aurikelchen und alle Blumen, vornehm und geringer. Der bunte Teppich iſt nun geſtickt, Die Liebe tritt aus Jasminlauben hervor. Da danken die Menſchen, Da jauchzet der Vögel ganzes Chor, Denn alle fühlen ſich beglückt. Dann küßt der Frühling die zarten Blumen¬ wangen, Und ſcheidet und ſagt: ich muß nun gehn. Da ſterben ſie alle an ſüßem Verlangen, Daß ſie mit welken Häuptern ſtehn. Der Frühling ſpricht: vollendet iſt mein Thun,
Ich habe ſchon die Schwalben herbeſtellt, Sie tragen mich in eine andre Welt, Ich will in Indiens duftenden Gefilden ruhn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0285" n="274"/> <lg n="22"> <l>Die Lilie kömmt, und reicht ihm die weißen<lb/><hi rendition="#et">Fingern,</hi></l><lb/> <l>Die Tulpe ſteht mit dickem Kopfputz da,</l><lb/> <l>Die Roſe tritt beſcheiden nah,</l><lb/> <l>Aurikelchen und alle Blumen, vornehm und geringer.</l><lb/> </lg> <lg n="23"> <l>Der bunte Teppich iſt nun geſtickt,</l><lb/> <l>Die Liebe tritt aus Jasminlauben hervor.</l><lb/> <l>Da danken die Menſchen, Da jauchzet der Vögel</l><lb/> <l>ganzes Chor,</l><lb/> <l>Denn alle fühlen ſich beglückt.</l><lb/> </lg> <lg n="24"> <l>Dann küßt der Frühling die zarten Blumen¬</l><lb/> <l>wangen,</l><lb/> <l>Und ſcheidet und ſagt: ich muß nun gehn.</l><lb/> <l>Da ſterben ſie alle an ſüßem Verlangen,</l><lb/> <l>Daß ſie mit welken Häuptern ſtehn.</l><lb/> </lg> <lg n="25"> <l>Der Frühling ſpricht: vollendet iſt mein Thun,</l><lb/> <l>Ich habe ſchon die Schwalben herbeſtellt,</l><lb/> <l>Sie tragen mich in eine andre Welt,</l><lb/> <l>Ich will in Indiens duftenden Gefilden ruhn.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [274/0285]
Die Lilie kömmt, und reicht ihm die weißen
Fingern,
Die Tulpe ſteht mit dickem Kopfputz da,
Die Roſe tritt beſcheiden nah,
Aurikelchen und alle Blumen, vornehm und geringer.
Der bunte Teppich iſt nun geſtickt,
Die Liebe tritt aus Jasminlauben hervor.
Da danken die Menſchen, Da jauchzet der Vögel
ganzes Chor,
Denn alle fühlen ſich beglückt.
Dann küßt der Frühling die zarten Blumen¬
wangen,
Und ſcheidet und ſagt: ich muß nun gehn.
Da ſterben ſie alle an ſüßem Verlangen,
Daß ſie mit welken Häuptern ſtehn.
Der Frühling ſpricht: vollendet iſt mein Thun,
Ich habe ſchon die Schwalben herbeſtellt,
Sie tragen mich in eine andre Welt,
Ich will in Indiens duftenden Gefilden ruhn.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |