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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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ihn daran; wo er diese nicht wiederfindet,
da dünkt ihm nichts recht zu seyn. Ich
mögte Dich jetzt mündlich sprechen, um
recht viel von Dir zu hören, um Dir
recht viel zu sagen; denn je länger Du fort
bist, je mehr empfinde ich Deine Abwesen¬
heit, und daß ich mit Niemand, selbst mit
Dürer nicht das reden kann, was ich mit
Dir gern sprechen möchte.

Die Helden des Römischen Alterthums
wandeln jetzt mit ihrer Größe durch mein
Gemüth; so wie ich genese, will ich den
Versuch anstellen, aus ihren Geschichten et¬
was zu mahlen. Ich kann es Dir nicht be¬
schreiben, wie sich seit einiger Zeit das Hel¬
denalter so lebendig vor mir regt; bis dahin
sah ich die Geschichte als eine Sache an,
die nur unsre Neugier angehe, aber es hat
sich mir darinn eine ganz andre Welt ent¬
wickelt. Vorzüglich gern möchte ich aus Cä¬
sars Geschichte etwas bilden, man nennt

ihn daran; wo er dieſe nicht wiederfindet,
da dünkt ihm nichts recht zu ſeyn. Ich
mögte Dich jetzt mündlich ſprechen, um
recht viel von Dir zu hören, um Dir
recht viel zu ſagen; denn je länger Du fort
biſt, je mehr empfinde ich Deine Abweſen¬
heit, und daß ich mit Niemand, ſelbſt mit
Dürer nicht das reden kann, was ich mit
Dir gern ſprechen möchte.

Die Helden des Römiſchen Alterthums
wandeln jetzt mit ihrer Größe durch mein
Gemüth; ſo wie ich geneſe, will ich den
Verſuch anſtellen, aus ihren Geſchichten et¬
was zu mahlen. Ich kann es Dir nicht be¬
ſchreiben, wie ſich ſeit einiger Zeit das Hel¬
denalter ſo lebendig vor mir regt; bis dahin
ſah ich die Geſchichte als eine Sache an,
die nur unſre Neugier angehe, aber es hat
ſich mir darinn eine ganz andre Welt ent¬
wickelt. Vorzüglich gern möchte ich aus Cä¬
ſars Geſchichte etwas bilden, man nennt

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[243 [245]/0256] ihn daran; wo er dieſe nicht wiederfindet, da dünkt ihm nichts recht zu ſeyn. Ich mögte Dich jetzt mündlich ſprechen, um recht viel von Dir zu hören, um Dir recht viel zu ſagen; denn je länger Du fort biſt, je mehr empfinde ich Deine Abweſen¬ heit, und daß ich mit Niemand, ſelbſt mit Dürer nicht das reden kann, was ich mit Dir gern ſprechen möchte. Die Helden des Römiſchen Alterthums wandeln jetzt mit ihrer Größe durch mein Gemüth; ſo wie ich geneſe, will ich den Verſuch anſtellen, aus ihren Geſchichten et¬ was zu mahlen. Ich kann es Dir nicht be¬ ſchreiben, wie ſich ſeit einiger Zeit das Hel¬ denalter ſo lebendig vor mir regt; bis dahin ſah ich die Geſchichte als eine Sache an, die nur unſre Neugier angehe, aber es hat ſich mir darinn eine ganz andre Welt ent¬ wickelt. Vorzüglich gern möchte ich aus Cä¬ ſars Geſchichte etwas bilden, man nennt

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 243 [245]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/256>, abgerufen am 09.05.2024.