Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

diesen Mann so oft, und nie mit der Ehr¬
furcht die er verdient. Wenn er auf dem
Nachen ausruft: Du trägst den Cäsar und
sein Glück! oder sinnend am Rubikon steht,
und nun noch einmahl kurz sein Vorhaben
erwägt, wenn er denn fortschreitet, und die
bedeutenden Worte sagt: der Würfel ist
geworfen
! dann bewegt sich mein ganzes
Herz vor Entzücken, alle meine Gedanken
versammeln sich um dem einen großen
Mann, und ich möchte ihn auf alle Weise
verherrlichen. Am liebsten sehe ich ihn vor
mir, wenn er durch die kleine Stadt in den
Alpen zieht, sein Gesellschafter ihn fragt:
ob denn hier auch wohl Neid und Verfol¬
gung und Plane zu Hause wären, und er
mit seiner höchsten Größe die tiefsinnigen
Worte sagt: Glaube mir, ich möchte lieber
hier der Erste, als in Rom der Zweyte
seyn.

dieſen Mann ſo oft, und nie mit der Ehr¬
furcht die er verdient. Wenn er auf dem
Nachen ausruft: Du trägſt den Cäſar und
ſein Glück! oder ſinnend am Rubikon ſteht,
und nun noch einmahl kurz ſein Vorhaben
erwägt, wenn er denn fortſchreitet, und die
bedeutenden Worte ſagt: der Würfel iſt
geworfen
! dann bewegt ſich mein ganzes
Herz vor Entzücken, alle meine Gedanken
verſammeln ſich um dem einen großen
Mann, und ich möchte ihn auf alle Weiſe
verherrlichen. Am liebſten ſehe ich ihn vor
mir, wenn er durch die kleine Stadt in den
Alpen zieht, ſein Geſellſchafter ihn fragt:
ob denn hier auch wohl Neid und Verfol¬
gung und Plane zu Hauſe wären, und er
mit ſeiner höchſten Größe die tiefſinnigen
Worte ſagt: Glaube mir, ich möchte lieber
hier der Erſte, als in Rom der Zweyte
ſeyn.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0257" n="244 [246]"/>
die&#x017F;en Mann &#x017F;o oft, und nie mit der Ehr¬<lb/>
furcht die er verdient. Wenn er auf dem<lb/>
Nachen ausruft: Du träg&#x017F;t den Cä&#x017F;ar und<lb/>
&#x017F;ein Glück! oder &#x017F;innend am Rubikon &#x017F;teht,<lb/>
und nun noch einmahl kurz &#x017F;ein Vorhaben<lb/>
erwägt, wenn er denn fort&#x017F;chreitet, und die<lb/>
bedeutenden Worte &#x017F;agt: <hi rendition="#g">der Würfel i&#x017F;t<lb/>
geworfen</hi>! dann bewegt &#x017F;ich mein ganzes<lb/>
Herz vor Entzücken, alle meine Gedanken<lb/>
ver&#x017F;ammeln &#x017F;ich um dem einen großen<lb/>
Mann, und ich möchte ihn auf alle Wei&#x017F;e<lb/>
verherrlichen. Am lieb&#x017F;ten &#x017F;ehe ich ihn vor<lb/>
mir, wenn er durch die kleine Stadt in den<lb/>
Alpen zieht, &#x017F;ein Ge&#x017F;ell&#x017F;chafter ihn fragt:<lb/>
ob denn hier auch wohl Neid und Verfol¬<lb/>
gung und Plane zu Hau&#x017F;e wären, und er<lb/>
mit &#x017F;einer höch&#x017F;ten Größe die tief&#x017F;innigen<lb/>
Worte &#x017F;agt: Glaube mir, ich möchte lieber<lb/>
hier der <hi rendition="#g">Er&#x017F;te</hi>, als in Rom der <hi rendition="#g">Zweyte</hi><lb/>
&#x017F;eyn.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[244 [246]/0257] dieſen Mann ſo oft, und nie mit der Ehr¬ furcht die er verdient. Wenn er auf dem Nachen ausruft: Du trägſt den Cäſar und ſein Glück! oder ſinnend am Rubikon ſteht, und nun noch einmahl kurz ſein Vorhaben erwägt, wenn er denn fortſchreitet, und die bedeutenden Worte ſagt: der Würfel iſt geworfen! dann bewegt ſich mein ganzes Herz vor Entzücken, alle meine Gedanken verſammeln ſich um dem einen großen Mann, und ich möchte ihn auf alle Weiſe verherrlichen. Am liebſten ſehe ich ihn vor mir, wenn er durch die kleine Stadt in den Alpen zieht, ſein Geſellſchafter ihn fragt: ob denn hier auch wohl Neid und Verfol¬ gung und Plane zu Hauſe wären, und er mit ſeiner höchſten Größe die tiefſinnigen Worte ſagt: Glaube mir, ich möchte lieber hier der Erſte, als in Rom der Zweyte ſeyn.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/257
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 244 [246]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/257>, abgerufen am 25.11.2024.