Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

fassen, sein Buch verachten, und es als den
Sitten und der Zucht zuwieder verdammen,
es möchte vielleicht einiges besser darinn
mangeln können, aber ich muß gestehen,
daß es mich im Ganzen immer sehr ergötzt
hat. Die Schalkheit des Knechtes Eulen¬
spiegel ist so eigen, viele seiner Streiche ge¬
ben zu so manchen kuriosen Gedanken Ver¬
anlassung, daß ich mich ordentlich dazu an¬
getrieben fühlte, sein seltsames Konterfey in
Kupfer zu bringen.

Ihr habt es auch wacker ausgerichtet,
sagte Albert Dürer, und ich danke Euch
höchlich für Euer Geschenk. Ihr habt den
berüchtigten Schalksknecht da erschaffen, wie
er gewißlich ausgesehn haben muß, die
schielenden Augen und die verdrehte Nase
drücken sein seltsames Gemüth vortreflich
aus, in diesen Lippen habt Ihr seinen Witz
der oft beissend genug war, herrlich ange¬

faſſen, ſein Buch verachten, und es als den
Sitten und der Zucht zuwieder verdammen,
es möchte vielleicht einiges beſſer darinn
mangeln können, aber ich muß geſtehen,
daß es mich im Ganzen immer ſehr ergötzt
hat. Die Schalkheit des Knechtes Eulen¬
ſpiegel iſt ſo eigen, viele ſeiner Streiche ge¬
ben zu ſo manchen kurioſen Gedanken Ver¬
anlaſſung, daß ich mich ordentlich dazu an¬
getrieben fühlte, ſein ſeltſames Konterfey in
Kupfer zu bringen.

Ihr habt es auch wacker ausgerichtet,
ſagte Albert Dürer, und ich danke Euch
höchlich für Euer Geſchenk. Ihr habt den
berüchtigten Schalksknecht da erſchaffen, wie
er gewißlich ausgeſehn haben muß, die
ſchielenden Augen und die verdrehte Naſe
drücken ſein ſeltſames Gemüth vortreflich
aus, in dieſen Lippen habt Ihr ſeinen Witz
der oft beiſſend genug war, herrlich ange¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0217" n="206"/>
fa&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ein Buch verachten, und es als den<lb/>
Sitten und der Zucht zuwieder verdammen,<lb/>
es möchte vielleicht einiges be&#x017F;&#x017F;er darinn<lb/>
mangeln können, aber ich muß ge&#x017F;tehen,<lb/>
daß es mich im Ganzen immer &#x017F;ehr ergötzt<lb/>
hat. Die Schalkheit des Knechtes Eulen¬<lb/>
&#x017F;piegel i&#x017F;t &#x017F;o eigen, viele &#x017F;einer Streiche ge¬<lb/>
ben zu &#x017F;o manchen kurio&#x017F;en Gedanken Ver¬<lb/>
anla&#x017F;&#x017F;ung, daß ich mich ordentlich dazu an¬<lb/>
getrieben fühlte, &#x017F;ein &#x017F;elt&#x017F;ames Konterfey in<lb/>
Kupfer zu bringen.</p><lb/>
            <p>Ihr habt es auch wacker ausgerichtet,<lb/>
&#x017F;agte Albert Dürer, und ich danke Euch<lb/>
höchlich für Euer Ge&#x017F;chenk. Ihr habt den<lb/>
berüchtigten Schalksknecht da er&#x017F;chaffen, wie<lb/>
er gewißlich ausge&#x017F;ehn haben muß, die<lb/>
&#x017F;chielenden Augen und die verdrehte Na&#x017F;e<lb/>
drücken &#x017F;ein &#x017F;elt&#x017F;ames Gemüth vortreflich<lb/>
aus, in die&#x017F;en Lippen habt Ihr &#x017F;einen Witz<lb/>
der oft bei&#x017F;&#x017F;end genug war, herrlich ange¬<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[206/0217] faſſen, ſein Buch verachten, und es als den Sitten und der Zucht zuwieder verdammen, es möchte vielleicht einiges beſſer darinn mangeln können, aber ich muß geſtehen, daß es mich im Ganzen immer ſehr ergötzt hat. Die Schalkheit des Knechtes Eulen¬ ſpiegel iſt ſo eigen, viele ſeiner Streiche ge¬ ben zu ſo manchen kurioſen Gedanken Ver¬ anlaſſung, daß ich mich ordentlich dazu an¬ getrieben fühlte, ſein ſeltſames Konterfey in Kupfer zu bringen. Ihr habt es auch wacker ausgerichtet, ſagte Albert Dürer, und ich danke Euch höchlich für Euer Geſchenk. Ihr habt den berüchtigten Schalksknecht da erſchaffen, wie er gewißlich ausgeſehn haben muß, die ſchielenden Augen und die verdrehte Naſe drücken ſein ſeltſames Gemüth vortreflich aus, in dieſen Lippen habt Ihr ſeinen Witz der oft beiſſend genug war, herrlich ange¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/217
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/217>, abgerufen am 24.11.2024.