Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. Daß ich nicht früher schon geredet habe,Allein die Freundschaft die mich diesem Jüngling Verband, mein heilges Wort nichts zu entdecken, Hielt mich zurück, doch Euer zorn'ger Wille Löst meine Zunge jezt. Er ist aus Cypern, So wie ihr wißt; in stillverschwiegner Stunde Entdeckt er mir, sein Vater, der von Adel Und arm geworden, hege neue Hoffnung Am Hofe seines Königes zu gelten. Nun kamen gestern plötzlich Briefe an, Die meinen Freund mit Freud' und Lust erfüllten: Der Vater ist wie sonst bei Hof in Gnade, Und schrieb dem Sohn, sogleich zu ihm zu kommen, Weil ihm der König einen Platz bestimmt; Jung, wie er ist, wollt' er sich nicht entdecken, Halb Schaam, daß er gedient, halb Furcht von Euch Erlaubniß nicht zu kriegen, trieb ihn an In schnellster Heimlichkeit Euch zu entfliehn. Graf. Mich freut sein Glück, doch kränkt mich auch sein Mißtraun, Hätt' er sich mir entdeckt, mit Geld und Liebe, Und mit Gefolge, wie es ihm geziemt, Hätt' ich ihn seinem Vater heimgesandt. Mich schmerzt es, daß ich ihn verloren habe. (geht ab.) Heinz. Also war der junge Mensch doch ein Edelmann? Friedrich. Ja, ja, man sah ihm gleich so Fortunat. Daß ich nicht fruͤher ſchon geredet habe,Allein die Freundſchaft die mich dieſem Juͤngling Verband, mein heilges Wort nichts zu entdecken, Hielt mich zuruͤck, doch Euer zorn'ger Wille Loͤſt meine Zunge jezt. Er iſt aus Cypern, So wie ihr wißt; in ſtillverſchwiegner Stunde Entdeckt er mir, ſein Vater, der von Adel Und arm geworden, hege neue Hoffnung Am Hofe ſeines Koͤniges zu gelten. Nun kamen geſtern ploͤtzlich Briefe an, Die meinen Freund mit Freud' und Luſt erfuͤllten: Der Vater iſt wie ſonſt bei Hof in Gnade, Und ſchrieb dem Sohn, ſogleich zu ihm zu kommen, Weil ihm der Koͤnig einen Platz beſtimmt; Jung, wie er iſt, wollt' er ſich nicht entdecken, Halb Schaam, daß er gedient, halb Furcht von Euch Erlaubniß nicht zu kriegen, trieb ihn an In ſchnellſter Heimlichkeit Euch zu entfliehn. Graf. Mich freut ſein Gluͤck, doch kraͤnkt mich auch ſein Mißtraun, Haͤtt' er ſich mir entdeckt, mit Geld und Liebe, Und mit Gefolge, wie es ihm geziemt, Haͤtt' ich ihn ſeinem Vater heimgeſandt. Mich ſchmerzt es, daß ich ihn verloren habe. (geht ab.) Heinz. Alſo war der junge Menſch doch ein Edelmann? Friedrich. Ja, ja, man ſah ihm gleich ſo <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#RUPERT"> <p><pb facs="#f0061" n="51"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> Daß ich nicht fruͤher ſchon geredet habe,<lb/> Allein die Freundſchaft die mich dieſem Juͤngling<lb/> Verband, mein heilges Wort nichts zu entdecken,<lb/> Hielt mich zuruͤck, doch Euer zorn'ger Wille<lb/> Loͤſt meine Zunge jezt. Er iſt aus Cypern,<lb/> So wie ihr wißt; in ſtillverſchwiegner Stunde<lb/> Entdeckt er mir, ſein Vater, der von Adel<lb/> Und arm geworden, hege neue Hoffnung<lb/> Am Hofe ſeines Koͤniges zu gelten.<lb/> Nun kamen geſtern ploͤtzlich Briefe an,<lb/> Die meinen Freund mit Freud' und Luſt erfuͤllten:<lb/> Der Vater iſt wie ſonſt bei Hof in Gnade,<lb/> Und ſchrieb dem Sohn, ſogleich zu ihm zu kommen,<lb/> Weil ihm der Koͤnig einen Platz beſtimmt;<lb/> Jung, wie er iſt, wollt' er ſich nicht entdecken,<lb/> Halb Schaam, daß er gedient, halb Furcht von<lb/><hi rendition="#et">Euch</hi><lb/> Erlaubniß nicht zu kriegen, trieb ihn an<lb/> In ſchnellſter Heimlichkeit Euch zu entfliehn.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRAF"> <speaker><hi rendition="#g">Graf</hi>.</speaker><lb/> <p>Mich freut ſein Gluͤck, doch kraͤnkt mich auch<lb/><hi rendition="#et">ſein Mißtraun,</hi><lb/> Haͤtt' er ſich mir entdeckt, mit Geld und Liebe,<lb/> Und mit Gefolge, wie es ihm geziemt,<lb/> Haͤtt' ich ihn ſeinem Vater heimgeſandt.<lb/> Mich ſchmerzt es, daß ich ihn verloren habe.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(geht ab.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#HEINZ"> <speaker><hi rendition="#g">Heinz</hi>.</speaker> <p>Alſo war der junge Menſch doch ein<lb/> Edelmann?</p> </sp><lb/> <sp who="#Friedrich"> <speaker><hi rendition="#g">Friedrich</hi>.</speaker> <p>Ja, ja, man ſah ihm gleich ſo<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [51/0061]
Fortunat.
Daß ich nicht fruͤher ſchon geredet habe,
Allein die Freundſchaft die mich dieſem Juͤngling
Verband, mein heilges Wort nichts zu entdecken,
Hielt mich zuruͤck, doch Euer zorn'ger Wille
Loͤſt meine Zunge jezt. Er iſt aus Cypern,
So wie ihr wißt; in ſtillverſchwiegner Stunde
Entdeckt er mir, ſein Vater, der von Adel
Und arm geworden, hege neue Hoffnung
Am Hofe ſeines Koͤniges zu gelten.
Nun kamen geſtern ploͤtzlich Briefe an,
Die meinen Freund mit Freud' und Luſt erfuͤllten:
Der Vater iſt wie ſonſt bei Hof in Gnade,
Und ſchrieb dem Sohn, ſogleich zu ihm zu kommen,
Weil ihm der Koͤnig einen Platz beſtimmt;
Jung, wie er iſt, wollt' er ſich nicht entdecken,
Halb Schaam, daß er gedient, halb Furcht von
Euch
Erlaubniß nicht zu kriegen, trieb ihn an
In ſchnellſter Heimlichkeit Euch zu entfliehn.
Graf.
Mich freut ſein Gluͤck, doch kraͤnkt mich auch
ſein Mißtraun,
Haͤtt' er ſich mir entdeckt, mit Geld und Liebe,
Und mit Gefolge, wie es ihm geziemt,
Haͤtt' ich ihn ſeinem Vater heimgeſandt.
Mich ſchmerzt es, daß ich ihn verloren habe.
(geht ab.)
Heinz. Alſo war der junge Menſch doch ein
Edelmann?
Friedrich. Ja, ja, man ſah ihm gleich ſo
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