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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Fortunat.
ner Dame weg und zum Vieh hin. So ist der
Pöbel, Gesellen, bleibt! ruhig!

Ein Karren fährt herein, mit einem großen Käfi[g], in
welchem sich Dietrich als Sa[ - 1 Zeichen fehlt]yr befindet. Mar-
tin
und Bertha in fremder Tracht, voran der
Ausrufer mit einer Trompete.
Ausrufer. (stößt in die Trompete) Ein achtbar
edles Publikum beliebe hier zu sehen einen höchst
merkwürdigen Satyr oder Waldgott, den man mit
großen Unkosten aus dem fremden entlegenen Grie-
chenlande herübergeschaf[f]t hat.

(Das Volk drängt sich neugierig um den Käfig her.)
Ein Mann. Sieh, Frau, wie doch unsre
Vorfahren, als sie noch Heiden waren, so kurios
ausgesehn haben.
Frau. Gott behüt uns unsrer Sünden, es
ist ja ein Thier, Du Mann, ein wildes Vieh.
Mann. Nein, es ist keine Bestie; sieh nur
seine kluge Miene, er hat schon Conduite gelernt.
Leibarzt. Wunder über Wunder! Ich muß
nachher den Kerl genauer untersuchen.
Theodor. (zum Leibarzt) Seht, Freund, wie-
der was Neues; man weiß in der That nicht,
was man sagen oder denken soll.
Flint. (herbei springend.) Aber um des Him-
mels Willen, was giebt es denn eigentlich hier? --
Wie? -- Was? -- Was ist das für ein Crea-
tur oder Personage? -- Wie, auch gehörnt? --
Mein Seel, ich glaube, -- ja -- ich sehe -- der
Fremde ist aus könglichem Blut, er hat -- Was
hab' ich gesagt? Leute, ums Himmels Willen, ich
habe doch nichts gesagt? Nein, ich meine nichts
damit; ich spreche ohne Verstand und Bewußtseyn:
Fortunat.
ner Dame weg und zum Vieh hin. So iſt der
Poͤbel, Geſellen, bleibt! ruhig!

Ein Karren faͤhrt herein, mit einem großen Kaͤfi[g], in
welchem ſich Dietrich als Sa[ – 1 Zeichen fehlt]yr befindet. Mar-
tin
und Bertha in fremder Tracht, voran der
Ausrufer mit einer Trompete.
Ausrufer. (ſtoͤßt in die Trompete) Ein achtbar
edles Publikum beliebe hier zu ſehen einen hoͤchſt
merkwuͤrdigen Satyr oder Waldgott, den man mit
großen Unkoſten aus dem fremden entlegenen Grie-
chenlande heruͤbergeſchaf[f]t hat.

(Das Volk draͤngt ſich neugierig um den Kaͤfig her.)
Ein Mann. Sieh, Frau, wie doch unſre
Vorfahren, als ſie noch Heiden waren, ſo kurios
ausgeſehn haben.
Frau. Gott behuͤt uns unſrer Suͤnden, es
iſt ja ein Thier, Du Mann, ein wildes Vieh.
Mann. Nein, es iſt keine Beſtie; ſieh nur
ſeine kluge Miene, er hat ſchon Conduite gelernt.
Leibarzt. Wunder uͤber Wunder! Ich muß
nachher den Kerl genauer unterſuchen.
Theodor. (zum Leibarzt) Seht, Freund, wie-
der was Neues; man weiß in der That nicht,
was man ſagen oder denken ſoll.
Flint. (herbei ſpringend.) Aber um des Him-
mels Willen, was giebt es denn eigentlich hier? —
Wie? — Was? — Was iſt das fuͤr ein Crea-
tur oder Perſonage? — Wie, auch gehoͤrnt? —
Mein Seel, ich glaube, — ja — ich ſehe — der
Fremde iſt aus koͤnglichem Blut, er hat — Was
hab' ich geſagt? Leute, ums Himmels Willen, ich
habe doch nichts geſagt? Nein, ich meine nichts
damit; ich ſpreche ohne Verſtand und Bewußtſeyn:
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[407/0417] Fortunat. ner Dame weg und zum Vieh hin. So iſt der Poͤbel, Geſellen, bleibt! ruhig! Ein Karren faͤhrt herein, mit einem großen Kaͤfig, in welchem ſich Dietrich als Sa_yr befindet. Mar- tin und Bertha in fremder Tracht, voran der Ausrufer mit einer Trompete. Ausrufer. (ſtoͤßt in die Trompete) Ein achtbar edles Publikum beliebe hier zu ſehen einen hoͤchſt merkwuͤrdigen Satyr oder Waldgott, den man mit großen Unkoſten aus dem fremden entlegenen Grie- chenlande heruͤbergeſchafft hat. (Das Volk draͤngt ſich neugierig um den Kaͤfig her.) Ein Mann. Sieh, Frau, wie doch unſre Vorfahren, als ſie noch Heiden waren, ſo kurios ausgeſehn haben. Frau. Gott behuͤt uns unſrer Suͤnden, es iſt ja ein Thier, Du Mann, ein wildes Vieh. Mann. Nein, es iſt keine Beſtie; ſieh nur ſeine kluge Miene, er hat ſchon Conduite gelernt. Leibarzt. Wunder uͤber Wunder! Ich muß nachher den Kerl genauer unterſuchen. Theodor. (zum Leibarzt) Seht, Freund, wie- der was Neues; man weiß in der That nicht, was man ſagen oder denken ſoll. Flint. (herbei ſpringend.) Aber um des Him- mels Willen, was giebt es denn eigentlich hier? — Wie? — Was? — Was iſt das fuͤr ein Crea- tur oder Perſonage? — Wie, auch gehoͤrnt? — Mein Seel, ich glaube, — ja — ich ſehe — der Fremde iſt aus koͤnglichem Blut, er hat — Was hab' ich geſagt? Leute, ums Himmels Willen, ich habe doch nichts geſagt? Nein, ich meine nichts damit; ich ſpreche ohne Verſtand und Bewußtſeyn:

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/417>, abgerufen am 29.11.2024.