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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Zweite Abtheilung.
Herr. Er soll übergeschnappt seyn. Ist es
wahr?
Leibarzt. Nicht eigentlich übergeschnappt,
aber etwas gelitten hat sein Kopf. Seht nur
selbst die thurmhohe Mütze, die er sich aufgesetzt
hat; er sieht aus, wie der große Mogul.

Theodor tritt auf, mit einer sehr hohen Mütze auf dem
Kopf.
Theodor.. Guten Tag, ihr Herren; ich muß
mir doch das Wunder auch betrachten.
Flint. Das hab' ich zu Stand gebracht.
Nun?
Theodor.. Ganz gut, passabel, die Frisur
könnte etwas höher seyn, so würde die Figur ge-
winnen. Kommt morgen zu mir, zum Frisiren, ihr
seyd ein gescheuter Mann, wir werden uns ver-
ständigen. Die Tracht wird mich kleiden.
Leibarzt. Seyd ihr auch wohl? Warum
seyd ihr ausgegangen, und was bedeutet diese hohe
Mütze?
Theodor.. Narr, ich bin ganz gesund, muß
nach meinem Krankenlager Bewegung haben, und
unter meiner Mütze steckt schon die neumodische
Frisur, die ich noch heut Vormittag schonen will.
(Man hört eine Trompete) Was giebts denn da?
Leibarzt. Ein Karren mit wilden Thieren,
so scheints?
Theodor.. Von fremden Türken oder Per-
sern begleitet.
Flint. Da läuft das Volk alles von mei-
Zweite Abtheilung.
Herr. Er ſoll uͤbergeſchnappt ſeyn. Iſt es
wahr?
Leibarzt. Nicht eigentlich uͤbergeſchnappt,
aber etwas gelitten hat ſein Kopf. Seht nur
ſelbſt die thurmhohe Muͤtze, die er ſich aufgeſetzt
hat; er ſieht aus, wie der große Mogul.

Theodor tritt auf, mit einer ſehr hohen Muͤtze auf dem
Kopf.
Theodor.. Guten Tag, ihr Herren; ich muß
mir doch das Wunder auch betrachten.
Flint. Das hab' ich zu Stand gebracht.
Nun?
Theodor.. Ganz gut, paſſabel, die Friſur
koͤnnte etwas hoͤher ſeyn, ſo wuͤrde die Figur ge-
winnen. Kommt morgen zu mir, zum Friſiren, ihr
ſeyd ein geſcheuter Mann, wir werden uns ver-
ſtaͤndigen. Die Tracht wird mich kleiden.
Leibarzt. Seyd ihr auch wohl? Warum
ſeyd ihr ausgegangen, und was bedeutet dieſe hohe
Muͤtze?
Theodor.. Narr, ich bin ganz geſund, muß
nach meinem Krankenlager Bewegung haben, und
unter meiner Muͤtze ſteckt ſchon die neumodiſche
Friſur, die ich noch heut Vormittag ſchonen will.
(Man hoͤrt eine Trompete) Was giebts denn da?
Leibarzt. Ein Karren mit wilden Thieren,
ſo ſcheints?
Theodor.. Von fremden Tuͤrken oder Per-
ſern begleitet.
Flint. Da laͤuft das Volk alles von mei-
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[406/0416] Zweite Abtheilung. Herr. Er ſoll uͤbergeſchnappt ſeyn. Iſt es wahr? Leibarzt. Nicht eigentlich uͤbergeſchnappt, aber etwas gelitten hat ſein Kopf. Seht nur ſelbſt die thurmhohe Muͤtze, die er ſich aufgeſetzt hat; er ſieht aus, wie der große Mogul. Theodor tritt auf, mit einer ſehr hohen Muͤtze auf dem Kopf. Theodor.. Guten Tag, ihr Herren; ich muß mir doch das Wunder auch betrachten. Flint. Das hab' ich zu Stand gebracht. Nun? Theodor.. Ganz gut, paſſabel, die Friſur koͤnnte etwas hoͤher ſeyn, ſo wuͤrde die Figur ge- winnen. Kommt morgen zu mir, zum Friſiren, ihr ſeyd ein geſcheuter Mann, wir werden uns ver- ſtaͤndigen. Die Tracht wird mich kleiden. Leibarzt. Seyd ihr auch wohl? Warum ſeyd ihr ausgegangen, und was bedeutet dieſe hohe Muͤtze? Theodor.. Narr, ich bin ganz geſund, muß nach meinem Krankenlager Bewegung haben, und unter meiner Muͤtze ſteckt ſchon die neumodiſche Friſur, die ich noch heut Vormittag ſchonen will. (Man hoͤrt eine Trompete) Was giebts denn da? Leibarzt. Ein Karren mit wilden Thieren, ſo ſcheints? Theodor.. Von fremden Tuͤrken oder Per- ſern begleitet. Flint. Da laͤuft das Volk alles von mei-

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/416>, abgerufen am 21.06.2024.