Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Fortunat.
Siebente Scene.
(Zimmer)


Fortunat, Leopold.
Fortunat.
Es ist schon spät, und da wir morgen früh
Mit Tages Anbruch abzureisen denken,
So werf' ich mich bekleidet auf das Bett.
Leopold.
Ich folge gern dem Beispiel, doch Euch, Herr,
Der Ihr des ungewohnt, wird es ermüden.
Fortunat.
Ich habe größere Beschwer erduldet.
Leopold.
So gehen wir nach Eurer Heimath nun?
Fortunat.
Ja, Du hast mir die Sehnsucht aufgeweckt,
Und, sonderbar, daß ich nicht früher schon
Des Vaterlands, der theuren Eltern dachte;
Der Trieb, mir Land und Städte zu besehn,
Verdeckte ganz mir mein Gemüth und Herz
Für jede andre Luft, doch können wir
Von dort noch manches fremde Reich besuchen.
Die Nacht ist still, kein Lüftchen regt sich jezt,
Kein Schall, kein Athem in der Einsamkeit, --
Nun schlafe wohl, -- das Auge fällt mir zu.

(entschläft.)
Leopold.
Lieg hier, mein Schwerdt, daß wenn Besuch
uns wieder
Fortunat.
Siebente Scene.
(Zimmer)


Fortunat, Leopold.
Fortunat.
Es iſt ſchon ſpaͤt, und da wir morgen fruͤh
Mit Tages Anbruch abzureiſen denken,
So werf' ich mich bekleidet auf das Bett.
Leopold.
Ich folge gern dem Beiſpiel, doch Euch, Herr,
Der Ihr des ungewohnt, wird es ermuͤden.
Fortunat.
Ich habe groͤßere Beſchwer erduldet.
Leopold.
So gehen wir nach Eurer Heimath nun?
Fortunat.
Ja, Du haſt mir die Sehnſucht aufgeweckt,
Und, ſonderbar, daß ich nicht fruͤher ſchon
Des Vaterlands, der theuren Eltern dachte;
Der Trieb, mir Land und Staͤdte zu beſehn,
Verdeckte ganz mir mein Gemuͤth und Herz
Fuͤr jede andre Luft, doch koͤnnen wir
Von dort noch manches fremde Reich beſuchen.
Die Nacht iſt ſtill, kein Luͤftchen regt ſich jezt,
Kein Schall, kein Athem in der Einſamkeit, —
Nun ſchlafe wohl, — das Auge faͤllt mir zu.

(entſchlaͤft.)
Leopold.
Lieg hier, mein Schwerdt, daß wenn Beſuch
uns wieder
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0191" n="181"/>
            <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Siebente Scene</hi>.</hi> </head><lb/>
              <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Zimmer</hi>)</hi> </stage><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
              <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Fortunat, Leopold</hi>.</hi> </stage><lb/>
              <sp who="#FORT">
                <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Es i&#x017F;t &#x017F;chon &#x017F;pa&#x0364;t, und da wir morgen fru&#x0364;h<lb/>
Mit Tages Anbruch abzurei&#x017F;en denken,<lb/>
So werf' ich mich bekleidet auf das Bett.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Leopold">
                <speaker><hi rendition="#g">Leopold</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ich folge gern dem Bei&#x017F;piel, doch Euch, Herr,<lb/>
Der Ihr des ungewohnt, wird es ermu&#x0364;den.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FORT">
                <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ich habe gro&#x0364;ßere Be&#x017F;chwer erduldet.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Leopold">
                <speaker><hi rendition="#g">Leopold</hi>.</speaker><lb/>
                <p>So gehen wir nach Eurer Heimath nun?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FORT">
                <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ja, Du ha&#x017F;t mir die Sehn&#x017F;ucht aufgeweckt,<lb/>
Und, &#x017F;onderbar, daß ich nicht fru&#x0364;her &#x017F;chon<lb/>
Des Vaterlands, der theuren Eltern dachte;<lb/>
Der Trieb, mir Land und Sta&#x0364;dte zu be&#x017F;ehn,<lb/>
Verdeckte ganz mir mein Gemu&#x0364;th und Herz<lb/>
Fu&#x0364;r jede andre Luft, doch ko&#x0364;nnen wir<lb/>
Von dort noch manches fremde Reich be&#x017F;uchen.<lb/>
Die Nacht i&#x017F;t &#x017F;till, kein Lu&#x0364;ftchen regt &#x017F;ich jezt,<lb/>
Kein Schall, kein Athem in der Ein&#x017F;amkeit, &#x2014;<lb/>
Nun &#x017F;chlafe wohl, &#x2014; das Auge fa&#x0364;llt mir zu.</p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#et">(ent&#x017F;chla&#x0364;ft.)</hi> </stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Leopold">
                <speaker><hi rendition="#g">Leopold</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Lieg hier, mein Schwerdt, daß wenn Be&#x017F;uch<lb/><hi rendition="#et">uns wieder</hi><lb/></p>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0191] Fortunat. Siebente Scene. (Zimmer) Fortunat, Leopold. Fortunat. Es iſt ſchon ſpaͤt, und da wir morgen fruͤh Mit Tages Anbruch abzureiſen denken, So werf' ich mich bekleidet auf das Bett. Leopold. Ich folge gern dem Beiſpiel, doch Euch, Herr, Der Ihr des ungewohnt, wird es ermuͤden. Fortunat. Ich habe groͤßere Beſchwer erduldet. Leopold. So gehen wir nach Eurer Heimath nun? Fortunat. Ja, Du haſt mir die Sehnſucht aufgeweckt, Und, ſonderbar, daß ich nicht fruͤher ſchon Des Vaterlands, der theuren Eltern dachte; Der Trieb, mir Land und Staͤdte zu beſehn, Verdeckte ganz mir mein Gemuͤth und Herz Fuͤr jede andre Luft, doch koͤnnen wir Von dort noch manches fremde Reich beſuchen. Die Nacht iſt ſtill, kein Luͤftchen regt ſich jezt, Kein Schall, kein Athem in der Einſamkeit, — Nun ſchlafe wohl, — das Auge faͤllt mir zu. (entſchlaͤft.) Leopold. Lieg hier, mein Schwerdt, daß wenn Beſuch uns wieder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/191
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/191>, abgerufen am 27.11.2024.