Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. tanzt und jubilirt und betet zu Gott für diesenwundervollen Tag! Helena. Drüben, bei der Gevatterinn, Mann, können wir uns schnell einen bessern Anzug kaufen. Isidore. Ja, liebe Mutter, denn so könnt' ich unmöglich über die Straße gehn. Wasmuth. Schnell, und dann in die Kir- che! O laßt Euch die lieben theuern Hände küssen, ihr unser Wohlthäter! Kommt, Kinder. (alle gehn ab.) Abel. So kann ich doch sagen, ich habe nun etwas gesehn, was gewiß zu dem Allerseltensten und Wunderlichsten auf der Welt gehört, und das ich nicht glauben würde, wenn es mir ein andrer er- zählen wollte. Sechshundert Goldstücke! Verrückt ist der gute Mensch, das leidet keinen Zweifel, ist mir auch gleichgültig, nur woher, woher er das viele Geld nimmt, daß er es so wegschmeißen darf, darauf kommt es an, und dahinter muß ich kom- men, noch diese Nacht. Hat er es baar, so ent- geht mir's nicht, ist mit dem Beutel, wie ich bei- nah abergläubisch werde zu glauben, Hexerei oder Wunder im Spiel, so weiß ich den auch zu finden. Ich habe wohl bemerkt, daß er ihn seit der lezten Geschichte sorgfältig im Busen verwahrt und nicht mehr am Wamms trägt. Er wird mein, und hilft nichts anders, so wird ein Messer, wenn er schläft, seine Dienste thun, daß er nicht mehr erwacht. Sie wollen bald reisen; wie es auch sey, mein muß werden, was er an Schätzen hat. (geht ab.) Zweite Abtheilung. tanzt und jubilirt und betet zu Gott fuͤr dieſenwundervollen Tag! Helena. Druͤben, bei der Gevatterinn, Mann, koͤnnen wir uns ſchnell einen beſſern Anzug kaufen. Iſidore. Ja, liebe Mutter, denn ſo koͤnnt' ich unmoͤglich uͤber die Straße gehn. Wasmuth. Schnell, und dann in die Kir- che! O laßt Euch die lieben theuern Haͤnde kuͤſſen, ihr unſer Wohlthaͤter! Kommt, Kinder. (alle gehn ab.) Abel. So kann ich doch ſagen, ich habe nun etwas geſehn, was gewiß zu dem Allerſeltenſten und Wunderlichſten auf der Welt gehoͤrt, und das ich nicht glauben wuͤrde, wenn es mir ein andrer er- zaͤhlen wollte. Sechshundert Goldſtuͤcke! Verruͤckt iſt der gute Menſch, das leidet keinen Zweifel, iſt mir auch gleichguͤltig, nur woher, woher er das viele Geld nimmt, daß er es ſo wegſchmeißen darf, darauf kommt es an, und dahinter muß ich kom- men, noch dieſe Nacht. Hat er es baar, ſo ent- geht mir's nicht, iſt mit dem Beutel, wie ich bei- nah aberglaͤubiſch werde zu glauben, Hexerei oder Wunder im Spiel, ſo weiß ich den auch zu finden. Ich habe wohl bemerkt, daß er ihn ſeit der lezten Geſchichte ſorgfaͤltig im Buſen verwahrt und nicht mehr am Wamms traͤgt. Er wird mein, und hilft nichts anders, ſo wird ein Meſſer, wenn er ſchlaͤft, ſeine Dienſte thun, daß er nicht mehr erwacht. Sie wollen bald reiſen; wie es auch ſey, mein muß werden, was er an Schaͤtzen hat. (geht ab.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#Wasmuth"> <p><pb facs="#f0190" n="180"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> tanzt und jubilirt und betet zu Gott fuͤr dieſen<lb/> wundervollen Tag!</p> </sp><lb/> <sp who="#Helena"> <speaker><hi rendition="#g">Helena</hi>.</speaker> <p>Druͤben, bei der Gevatterinn, Mann,<lb/> koͤnnen wir uns ſchnell einen beſſern Anzug kaufen.</p> </sp><lb/> <sp who="#Iſidore"> <speaker><hi rendition="#g">Iſidore</hi>.</speaker> <p>Ja, liebe Mutter, denn ſo koͤnnt'<lb/> ich unmoͤglich uͤber die Straße gehn.</p> </sp><lb/> <sp who="#Wasmuth"> <speaker><hi rendition="#g">Wasmuth</hi>.</speaker> <p>Schnell, und dann in die Kir-<lb/> che! O laßt Euch die lieben theuern Haͤnde kuͤſſen,<lb/> ihr unſer Wohlthaͤter! 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Zweite Abtheilung.
tanzt und jubilirt und betet zu Gott fuͤr dieſen
wundervollen Tag!
Helena. Druͤben, bei der Gevatterinn, Mann,
koͤnnen wir uns ſchnell einen beſſern Anzug kaufen.
Iſidore. Ja, liebe Mutter, denn ſo koͤnnt'
ich unmoͤglich uͤber die Straße gehn.
Wasmuth. Schnell, und dann in die Kir-
che! O laßt Euch die lieben theuern Haͤnde kuͤſſen,
ihr unſer Wohlthaͤter! Kommt, Kinder.
(alle gehn ab.)
Abel. So kann ich doch ſagen, ich habe nun
etwas geſehn, was gewiß zu dem Allerſeltenſten und
Wunderlichſten auf der Welt gehoͤrt, und das ich
nicht glauben wuͤrde, wenn es mir ein andrer er-
zaͤhlen wollte. Sechshundert Goldſtuͤcke! Verruͤckt
iſt der gute Menſch, das leidet keinen Zweifel, iſt
mir auch gleichguͤltig, nur woher, woher er das
viele Geld nimmt, daß er es ſo wegſchmeißen darf,
darauf kommt es an, und dahinter muß ich kom-
men, noch dieſe Nacht. Hat er es baar, ſo ent-
geht mir's nicht, iſt mit dem Beutel, wie ich bei-
nah aberglaͤubiſch werde zu glauben, Hexerei oder
Wunder im Spiel, ſo weiß ich den auch zu finden.
Ich habe wohl bemerkt, daß er ihn ſeit der lezten
Geſchichte ſorgfaͤltig im Buſen verwahrt und nicht
mehr am Wamms traͤgt. Er wird mein, und hilft
nichts anders, ſo wird ein Meſſer, wenn er ſchlaͤft,
ſeine Dienſte thun, daß er nicht mehr erwacht.
Sie wollen bald reiſen; wie es auch ſey, mein
muß werden, was er an Schaͤtzen hat.
(geht ab.)
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