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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Zweite Abtheilung.
schossen zusammen, daß er wie ein ehrlicher Mann
leben konnte; so fing er an zu wuchern, und hat
nun diesen großen Gasthof gekauft, aber Niemand
will bei ihm einkehren, weil er die Leute so über-
mäßig schindet.
2. Frau. Ganz recht, Gevatterinn und er
soll ehedem schon mal ein ordentlicher geborner
und getaufter Christ gewesen seyn, und sich in der
Türkei zu einem reinen Gaten gemacht haben, des
Geldes wegen. Abel nennt er sich, aber er sollte
Cain heißen, der hochmüthige Spitzbube!
Einige. Platz! ich höre schon die Musik.
Andre. Weg, eilt, daß wir noch etwas zu
sehn kriegen.
(die meisten ab.)
Isidore. Wenn wir zu Hause geblieben wä-
ren, hätten wir das nicht erlebt.

Abel kömmt zurück.
Abel. Noch da, Isidorchen? Seyd Ihr denn
gar nicht neugierig, mein allerliebstes Kind?
Alexis. Komm, Liebe, es ist die höchste Zeit.
Abel. Was der junge Mensch eifersüchtig ist!
Wer weiß, ob die junge Einfalt mich doch nicht
einmal Euch vorzieht, und ich hätte sie Euch wohl
längst weggeheiratet, wenn sie nur eine irgend rä-
sonable Aussteuer hätte, aber sie ist ja ärmer als
eine Kirchenmaus.
Isidore. Zum Heirathen gehören zwei, Herr
Abel.
Abel. Wie schnippisch, und wie hübsch es ihr
steht, wenn sie einem so grob begegnet.

Zweite Abtheilung.
ſchoſſen zuſammen, daß er wie ein ehrlicher Mann
leben konnte; ſo fing er an zu wuchern, und hat
nun dieſen großen Gaſthof gekauft, aber Niemand
will bei ihm einkehren, weil er die Leute ſo uͤber-
maͤßig ſchindet.
2. Frau. Ganz recht, Gevatterinn und er
ſoll ehedem ſchon mal ein ordentlicher geborner
und getaufter Chriſt geweſen ſeyn, und ſich in der
Tuͤrkei zu einem reinen Gaten gemacht haben, des
Geldes wegen. Abel nennt er ſich, aber er ſollte
Cain heißen, der hochmuͤthige Spitzbube!
Einige. Platz! ich hoͤre ſchon die Muſik.
Andre. Weg, eilt, daß wir noch etwas zu
ſehn kriegen.
(die meiſten ab.)
Iſidore. Wenn wir zu Hauſe geblieben waͤ-
ren, haͤtten wir das nicht erlebt.

Abel koͤmmt zuruͤck.
Abel. Noch da, Iſidorchen? Seyd Ihr denn
gar nicht neugierig, mein allerliebſtes Kind?
Alexis. Komm, Liebe, es iſt die hoͤchſte Zeit.
Abel. Was der junge Menſch eiferſuͤchtig iſt!
Wer weiß, ob die junge Einfalt mich doch nicht
einmal Euch vorzieht, und ich haͤtte ſie Euch wohl
laͤngſt weggeheiratet, wenn ſie nur eine irgend raͤ-
ſonable Ausſteuer haͤtte, aber ſie iſt ja aͤrmer als
eine Kirchenmaus.
Iſidore. Zum Heirathen gehoͤren zwei, Herr
Abel.
Abel. Wie ſchnippiſch, und wie huͤbſch es ihr
ſteht, wenn ſie einem ſo grob begegnet.

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[154/0164] Zweite Abtheilung. ſchoſſen zuſammen, daß er wie ein ehrlicher Mann leben konnte; ſo fing er an zu wuchern, und hat nun dieſen großen Gaſthof gekauft, aber Niemand will bei ihm einkehren, weil er die Leute ſo uͤber- maͤßig ſchindet. 2. Frau. Ganz recht, Gevatterinn und er ſoll ehedem ſchon mal ein ordentlicher geborner und getaufter Chriſt geweſen ſeyn, und ſich in der Tuͤrkei zu einem reinen Gaten gemacht haben, des Geldes wegen. Abel nennt er ſich, aber er ſollte Cain heißen, der hochmuͤthige Spitzbube! Einige. Platz! ich hoͤre ſchon die Muſik. Andre. Weg, eilt, daß wir noch etwas zu ſehn kriegen. (die meiſten ab.) Iſidore. Wenn wir zu Hauſe geblieben waͤ- ren, haͤtten wir das nicht erlebt. Abel koͤmmt zuruͤck. Abel. Noch da, Iſidorchen? Seyd Ihr denn gar nicht neugierig, mein allerliebſtes Kind? Alexis. Komm, Liebe, es iſt die hoͤchſte Zeit. Abel. Was der junge Menſch eiferſuͤchtig iſt! Wer weiß, ob die junge Einfalt mich doch nicht einmal Euch vorzieht, und ich haͤtte ſie Euch wohl laͤngſt weggeheiratet, wenn ſie nur eine irgend raͤ- ſonable Ausſteuer haͤtte, aber ſie iſt ja aͤrmer als eine Kirchenmaus. Iſidore. Zum Heirathen gehoͤren zwei, Herr Abel. Abel. Wie ſchnippiſch, und wie huͤbſch es ihr ſteht, wenn ſie einem ſo grob begegnet.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/164>, abgerufen am 23.11.2024.