Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Blaubart.
vielleicht finde ich Leute, die mich besser verstehn.
Arzt. Wie Ihr wollt.
Hugo zu den Vorigen.
Hugo. Mein Fräulein, Eure Schwester
wünscht Euch zu sprechen. Sie hat eine Bitte
an Euch.
Anne. Ich gehe, sie aufzusuchen. (ab.)
Hugo. Und Ihr seid noch immer so finster,
Junker? -- Ihr solltet heirathen, die Liebe würde
Euch wie eine Sonne aufgehn, und Ihr würdet
dann die Welt nicht mehr so dunkel finden.
Arzt. Er sollte nur Arznei nehmen, so würde
er schon besser werden. Könnt ich ihn nur von
der Verachtung gegen meine Wissenschaft heilen,
so wäre schon das meist. geschehn.
Hugo. Vielleicht ist eine unglückliche Liebe
an Eurem Zustande Schuld.
Arzt. Ach nein! Er hat gewiß schon seit
mehreren Jahren keine Diät gehalten, und da
rächt sich die Natur nachher.
Hugo. Sucht Euch ein schönes Mädchen aus.
Arzt. Es sind nur Unordnungen im Un-
terleibe.
Hugo. Ihr scheint ein verständiger Mann,
nehmt Euch meines Freundes an.
Arzt. Er läßt sich nicht rathen.
Hugo. Es wird noch mit ihm besser werden,
wenn er nur erst heirathet.
Simon. Ihr seid ein schlechter Prophet,
Herr Ritter. -- Seht, Doktor, alle Leute geben
Der Blaubart.
vielleicht finde ich Leute, die mich beſſer verſtehn.
Arzt. Wie Ihr wollt.
Hugo zu den Vorigen.
Hugo. Mein Fraͤulein, Eure Schweſter
wuͤnſcht Euch zu ſprechen. Sie hat eine Bitte
an Euch.
Anne. Ich gehe, ſie aufzuſuchen. (ab.)
Hugo. Und Ihr ſeid noch immer ſo finſter,
Junker? — Ihr ſolltet heirathen, die Liebe wuͤrde
Euch wie eine Sonne aufgehn, und Ihr wuͤrdet
dann die Welt nicht mehr ſo dunkel finden.
Arzt. Er ſollte nur Arznei nehmen, ſo wuͤrde
er ſchon beſſer werden. Koͤnnt ich ihn nur von
der Verachtung gegen meine Wiſſenſchaft heilen,
ſo waͤre ſchon das meiſt. geſchehn.
Hugo. Vielleicht iſt eine ungluͤckliche Liebe
an Eurem Zuſtande Schuld.
Arzt. Ach nein! Er hat gewiß ſchon ſeit
mehreren Jahren keine Diaͤt gehalten, und da
raͤcht ſich die Natur nachher.
Hugo. Sucht Euch ein ſchoͤnes Maͤdchen aus.
Arzt. Es ſind nur Unordnungen im Un-
terleibe.
Hugo. Ihr ſcheint ein verſtaͤndiger Mann,
nehmt Euch meines Freundes an.
Arzt. Er laͤßt ſich nicht rathen.
Hugo. Es wird noch mit ihm beſſer werden,
wenn er nur erſt heirathet.
Simon. Ihr ſeid ein ſchlechter Prophet,
Herr Ritter. — Seht, Doktor, alle Leute geben
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#SIM">
                <p><pb facs="#f0068" n="59"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Blaubart</hi>.</fw><lb/>
vielleicht finde ich Leute, die mich be&#x017F;&#x017F;er ver&#x017F;tehn.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#ARZ">
                <speaker><hi rendition="#g">Arzt</hi>.</speaker>
                <p>Wie Ihr wollt.</p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Hugo</hi> zu den Vorigen.</hi> </stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HUGO">
                <speaker><hi rendition="#g">Hugo</hi>.</speaker>
                <p>Mein Fra&#x0364;ulein, Eure Schwe&#x017F;ter<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;cht Euch zu &#x017F;prechen. Sie hat eine Bitte<lb/>
an Euch.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#ANN">
                <speaker><hi rendition="#g">Anne</hi>.</speaker>
                <p>Ich gehe, &#x017F;ie aufzu&#x017F;uchen.</p>
                <stage>(ab.)</stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HUGO">
                <speaker><hi rendition="#g">Hugo</hi>.</speaker>
                <p>Und Ihr &#x017F;eid noch immer &#x017F;o fin&#x017F;ter,<lb/>
Junker? &#x2014; Ihr &#x017F;olltet heirathen, die Liebe wu&#x0364;rde<lb/>
Euch wie eine Sonne aufgehn, und Ihr wu&#x0364;rdet<lb/>
dann die Welt nicht mehr &#x017F;o dunkel finden.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#ARZ">
                <speaker><hi rendition="#g">Arzt</hi>.</speaker>
                <p>Er &#x017F;ollte nur Arznei nehmen, &#x017F;o wu&#x0364;rde<lb/>
er &#x017F;chon be&#x017F;&#x017F;er werden. Ko&#x0364;nnt ich ihn nur von<lb/>
der Verachtung gegen meine Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft heilen,<lb/>
&#x017F;o wa&#x0364;re &#x017F;chon das mei&#x017F;t. ge&#x017F;chehn.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HUGO">
                <speaker><hi rendition="#g">Hugo</hi>.</speaker>
                <p>Vielleicht i&#x017F;t eine unglu&#x0364;ckliche Liebe<lb/>
an Eurem Zu&#x017F;tande Schuld.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#ARZ">
                <speaker><hi rendition="#g">Arzt</hi>.</speaker>
                <p>Ach nein! Er hat gewiß &#x017F;chon &#x017F;eit<lb/>
mehreren Jahren keine Dia&#x0364;t gehalten, und da<lb/>
ra&#x0364;cht &#x017F;ich die Natur nachher.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HUGO">
                <speaker><hi rendition="#g">Hugo</hi>.</speaker>
                <p>Sucht Euch ein &#x017F;cho&#x0364;nes Ma&#x0364;dchen aus.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#ARZ">
                <speaker><hi rendition="#g">Arzt</hi>.</speaker>
                <p>Es &#x017F;ind nur Unordnungen im Un-<lb/>
terleibe.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HUGO">
                <speaker><hi rendition="#g">Hugo</hi>.</speaker>
                <p>Ihr &#x017F;cheint ein ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger Mann,<lb/>
nehmt Euch meines Freundes an.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#ARZ">
                <speaker><hi rendition="#g">Arzt</hi>.</speaker>
                <p>Er la&#x0364;ßt &#x017F;ich nicht rathen.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HUGO">
                <speaker><hi rendition="#g">Hugo</hi>.</speaker>
                <p>Es wird noch mit ihm be&#x017F;&#x017F;er werden,<lb/>
wenn er nur er&#x017F;t heirathet.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#SIM">
                <speaker><hi rendition="#g">Simon</hi>.</speaker>
                <p>Ihr &#x017F;eid ein &#x017F;chlechter Prophet,<lb/>
Herr Ritter. &#x2014; Seht, Doktor, alle Leute geben<lb/></p>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0068] Der Blaubart. vielleicht finde ich Leute, die mich beſſer verſtehn. Arzt. Wie Ihr wollt. Hugo zu den Vorigen. Hugo. Mein Fraͤulein, Eure Schweſter wuͤnſcht Euch zu ſprechen. Sie hat eine Bitte an Euch. Anne. Ich gehe, ſie aufzuſuchen. (ab.) Hugo. Und Ihr ſeid noch immer ſo finſter, Junker? — Ihr ſolltet heirathen, die Liebe wuͤrde Euch wie eine Sonne aufgehn, und Ihr wuͤrdet dann die Welt nicht mehr ſo dunkel finden. Arzt. Er ſollte nur Arznei nehmen, ſo wuͤrde er ſchon beſſer werden. Koͤnnt ich ihn nur von der Verachtung gegen meine Wiſſenſchaft heilen, ſo waͤre ſchon das meiſt. geſchehn. Hugo. Vielleicht iſt eine ungluͤckliche Liebe an Eurem Zuſtande Schuld. Arzt. Ach nein! Er hat gewiß ſchon ſeit mehreren Jahren keine Diaͤt gehalten, und da raͤcht ſich die Natur nachher. Hugo. Sucht Euch ein ſchoͤnes Maͤdchen aus. Arzt. Es ſind nur Unordnungen im Un- terleibe. Hugo. Ihr ſcheint ein verſtaͤndiger Mann, nehmt Euch meines Freundes an. Arzt. Er laͤßt ſich nicht rathen. Hugo. Es wird noch mit ihm beſſer werden, wenn er nur erſt heirathet. Simon. Ihr ſeid ein ſchlechter Prophet, Herr Ritter. — Seht, Doktor, alle Leute geben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/68
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/68>, abgerufen am 13.05.2024.