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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Der Blaubart.
Hans. Ich will dir glauben, denn du hast
mich noch nie betrogen. -- Nun, so lebe denn
wohl, meine Tochter, ich weiß nichts mehr, was
ich dir noch sagen könnte. -- Bleibe immer gehor-
sam, folgsam deinem Vater, und es wird dir im-
mer wohl auf Erden gehn.
Brigitte. Lebt wohl. (sie umarmen sich.)
Hans. Caspar!
Caspar tritt auf.
Hans. Caspar, ist mein Pferd nunmehr be-
reit? Ist alles im gehörigen Zustande?
Caspar. Ja, Herr.
Hans. Und sind alle die nöthigen Sachen
eingepackt? Und daß nichts versehrt wird, wenn es
etwa regnen sollte? Die goldnen Strumpfbänder,
die seidenen Bänder? Die Gedichte?
Caspar. Hab alles selbst besorgt, Herr.
Hans. Nun, dann ist es gut. -- Du hast
die Schlüssel zu der ganzen Burg, Caspar?
Caspar. Ja, Herr.
Hans. Und du hast versprochen, auf meine
Tochter ein wachsames Auge zu haben?
Caspar. Das hab ich, Herr.
Hans. Nun, so kann ich denn in Gottes
Namen abreisen. -- Das Abreisen wird mir doch
sauer, Caspar.
Caspar. Ihr seyd lange nicht aus eurem
Schlosse gekommen, Herr.
Hans. Sollts das wohl seyn, Caspar?
Mir ist so trübe vor den Augen.

Der Blaubart.
Hans. Ich will dir glauben, denn du haſt
mich noch nie betrogen. — Nun, ſo lebe denn
wohl, meine Tochter, ich weiß nichts mehr, was
ich dir noch ſagen koͤnnte. — Bleibe immer gehor-
ſam, folgſam deinem Vater, und es wird dir im-
mer wohl auf Erden gehn.
Brigitte. Lebt wohl. (ſie umarmen ſich.)
Hans. Caspar!
Caspar tritt auf.
Hans. Caspar, iſt mein Pferd nunmehr be-
reit? Iſt alles im gehoͤrigen Zuſtande?
Caspar. Ja, Herr.
Hans. Und ſind alle die noͤthigen Sachen
eingepackt? Und daß nichts verſehrt wird, wenn es
etwa regnen ſollte? Die goldnen Strumpfbaͤnder,
die ſeidenen Baͤnder? Die Gedichte?
Caspar. Hab alles ſelbſt beſorgt, Herr.
Hans. Nun, dann iſt es gut. — Du haſt
die Schluͤſſel zu der ganzen Burg, Caspar?
Caspar. Ja, Herr.
Hans. Und du haſt verſprochen, auf meine
Tochter ein wachſames Auge zu haben?
Caspar. Das hab ich, Herr.
Hans. Nun, ſo kann ich denn in Gottes
Namen abreiſen. — Das Abreiſen wird mir doch
ſauer, Caspar.
Caspar. Ihr ſeyd lange nicht aus eurem
Schloſſe gekommen, Herr.
Hans. Sollts das wohl ſeyn, Caspar?
Mir iſt ſo truͤbe vor den Augen.

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[51/0060] Der Blaubart. Hans. Ich will dir glauben, denn du haſt mich noch nie betrogen. — Nun, ſo lebe denn wohl, meine Tochter, ich weiß nichts mehr, was ich dir noch ſagen koͤnnte. — Bleibe immer gehor- ſam, folgſam deinem Vater, und es wird dir im- mer wohl auf Erden gehn. Brigitte. Lebt wohl. (ſie umarmen ſich.) Hans. Caspar! Caspar tritt auf. Hans. Caspar, iſt mein Pferd nunmehr be- reit? Iſt alles im gehoͤrigen Zuſtande? Caspar. Ja, Herr. Hans. Und ſind alle die noͤthigen Sachen eingepackt? Und daß nichts verſehrt wird, wenn es etwa regnen ſollte? Die goldnen Strumpfbaͤnder, die ſeidenen Baͤnder? Die Gedichte? Caspar. Hab alles ſelbſt beſorgt, Herr. Hans. Nun, dann iſt es gut. — Du haſt die Schluͤſſel zu der ganzen Burg, Caspar? Caspar. Ja, Herr. Hans. Und du haſt verſprochen, auf meine Tochter ein wachſames Auge zu haben? Caspar. Das hab ich, Herr. Hans. Nun, ſo kann ich denn in Gottes Namen abreiſen. — Das Abreiſen wird mir doch ſauer, Caspar. Caspar. Ihr ſeyd lange nicht aus eurem Schloſſe gekommen, Herr. Hans. Sollts das wohl ſeyn, Caspar? Mir iſt ſo truͤbe vor den Augen.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/60>, abgerufen am 13.05.2024.