Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Der Blaubart. Heymon. Ein guter Feldherr, sagt er? Zum Henker, er hat Recht, und es soll jetzt gleich daran gedacht werden. Nein, nur um Gottes Willen die Sachen nicht einseitig betrachtet! Claus. Nun also, so denkt! Rathgeber, denkt einmal recht tüchtig! Rathgeber. Ja, der Kleine hat Recht, so klein er auch ist, und so rathe ich denn, nach reifli- chem Ueberlegen, daß Ihr noch fürs erste den ganzen Feldzug seyn lasset. Heymon. Ist das Euer Rath? Rathgeber. Wenn wirs beim Lichte be- sehn, wirds ohngefähr auf so etwas hinaus laufen. Heymon. Das ist nichts, Rathgeber. Et- was Besseres. Rathgeber. Ihr glaubt wohl, daß man den guten Rath nur so aus den Ermeln schüttelt. Ich weiß nichts Bessers. Conrad. Hm, -- wenn man -- nein! Heymon. Hm. -- Könnte man nicht, -- bewahre! Martin. Hm! -- Ich dächte -- Ich weiß nicht, was ich dachte. Ein Ritter. Aber Herr Ritter, Ihr ver- gaßt ja ganz, daß Claus nur ein Narr ist. Conrad. Richtig! Da steckt der Knoten! -- Und wir stehn da alle und überlegen! Rathgeber. Wir haben uns von dem Nar- ren alle in den April schicken lassen. Heymon. Künftig schweig bis man dich frägt. Claus. Verzeiht, es geschah nur, um mir Der Blaubart. Heymon. Ein guter Feldherr, ſagt er? Zum Henker, er hat Recht, und es ſoll jetzt gleich daran gedacht werden. Nein, nur um Gottes Willen die Sachen nicht einſeitig betrachtet! Claus. Nun alſo, ſo denkt! Rathgeber, denkt einmal recht tuͤchtig! Rathgeber. Ja, der Kleine hat Recht, ſo klein er auch iſt, und ſo rathe ich denn, nach reifli- chem Ueberlegen, daß Ihr noch fuͤrs erſte den ganzen Feldzug ſeyn laſſet. Heymon. Iſt das Euer Rath? Rathgeber. Wenn wirs beim Lichte be- ſehn, wirds ohngefaͤhr auf ſo etwas hinaus laufen. Heymon. Das iſt nichts, Rathgeber. Et- was Beſſeres. Rathgeber. Ihr glaubt wohl, daß man den guten Rath nur ſo aus den Ermeln ſchuͤttelt. Ich weiß nichts Beſſers. Conrad. Hm, — wenn man — nein! Heymon. Hm. — Koͤnnte man nicht, — bewahre! Martin. Hm! — Ich daͤchte — Ich weiß nicht, was ich dachte. Ein Ritter. Aber Herr Ritter, Ihr ver- gaßt ja ganz, daß Claus nur ein Narr iſt. Conrad. Richtig! Da ſteckt der Knoten! — Und wir ſtehn da alle und uͤberlegen! Rathgeber. Wir haben uns von dem Nar- ren alle in den April ſchicken laſſen. Heymon. Kuͤnftig ſchweig bis man dich fraͤgt. Claus. Verzeiht, es geſchah nur, um mir <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0024" n="15"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Blaubart</hi>.</fw><lb/> <sp who="#HEY"> <speaker><hi rendition="#g">Heymon</hi>.</speaker> <p>Ein guter Feldherr, ſagt er?<lb/> Zum Henker, er hat Recht, und es ſoll jetzt gleich<lb/> daran gedacht werden. Nein, nur um Gottes<lb/> Willen die Sachen nicht einſeitig betrachtet!</p> </sp><lb/> <sp who="#CLAU"> <speaker><hi rendition="#g">Claus</hi>.</speaker> <p>Nun alſo, ſo denkt! 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Der Blaubart.
Heymon. Ein guter Feldherr, ſagt er?
Zum Henker, er hat Recht, und es ſoll jetzt gleich
daran gedacht werden. Nein, nur um Gottes
Willen die Sachen nicht einſeitig betrachtet!
Claus. Nun alſo, ſo denkt! Rathgeber,
denkt einmal recht tuͤchtig!
Rathgeber. Ja, der Kleine hat Recht, ſo
klein er auch iſt, und ſo rathe ich denn, nach reifli-
chem Ueberlegen, daß Ihr noch fuͤrs erſte den ganzen
Feldzug ſeyn laſſet.
Heymon. Iſt das Euer Rath?
Rathgeber. Wenn wirs beim Lichte be-
ſehn, wirds ohngefaͤhr auf ſo etwas hinaus laufen.
Heymon. Das iſt nichts, Rathgeber. Et-
was Beſſeres.
Rathgeber. Ihr glaubt wohl, daß man
den guten Rath nur ſo aus den Ermeln ſchuͤttelt.
Ich weiß nichts Beſſers.
Conrad. Hm, — wenn man — nein!
Heymon. Hm. — Koͤnnte man nicht, —
bewahre!
Martin. Hm! — Ich daͤchte — Ich weiß
nicht, was ich dachte.
Ein Ritter. Aber Herr Ritter, Ihr ver-
gaßt ja ganz, daß Claus nur ein Narr iſt.
Conrad. Richtig! Da ſteckt der Knoten! —
Und wir ſtehn da alle und uͤberlegen!
Rathgeber. Wir haben uns von dem Nar-
ren alle in den April ſchicken laſſen.
Heymon. Kuͤnftig ſchweig bis man dich fraͤgt.
Claus. Verzeiht, es geſchah nur, um mir
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/24>, abgerufen am 16.02.2025. |