Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Der Blaubart. Von der einen Seite treten auf Leopold und Brigitte, von der andern Hans, Reinhold, Caspar, Ulrich. Hans. Was seh ich? Mir entgegen kommt Ihr so dreist? Brigitte. (kniet) O mein Vater, der Zufall führt mich wieder zu Euren Füßen; um so un- erwarteter, um so gütiger sei Eure Vergebung. Hans. Bist du noch mein Kind? Kennst du noch deinen alten Vater? Nein, ein Kind kränkt den Vater nicht, häuft nicht Schmach auf sein greises Haupt. Brigitte. Verzeihung. Leopold. Vergebt uns. Hans. Also der Leopold hat mir so losen Streich gespielt? Leopold. Alles vergessen und vergeben. Nicht wahr, mein lieber Vater? Hans. Vater! Ziemlich vorlaut. Indessen es sei, mein wiedergefundener Sohn Reinhold hat schon für euch gebeten; Brigitte, du kannst dich bei deinem Bruder bedanken. Ich muß ja froh sein, daß der junge Wildfang nur kein Spiel- mann ist. Aus der Burg treten Simon und Anton, welche Agnes führen, Claus, der Rath- geber, Knechte. Simon. Hier unter diesen Baum setz dich, -- (zu Claus) Kleiner, gieb den Becher Wein Der Blaubart. Von der einen Seite treten auf Leopold und Brigitte, von der andern Hans, Reinhold, Caspar, Ulrich. Hans. Was ſeh ich? Mir entgegen kommt Ihr ſo dreiſt? Brigitte. (kniet) O mein Vater, der Zufall fuͤhrt mich wieder zu Euren Fuͤßen; um ſo un- erwarteter, um ſo guͤtiger ſei Eure Vergebung. Hans. Biſt du noch mein Kind? Kennſt du noch deinen alten Vater? Nein, ein Kind kraͤnkt den Vater nicht, haͤuft nicht Schmach auf ſein greiſes Haupt. Brigitte. Verzeihung. Leopold. Vergebt uns. Hans. Alſo der Leopold hat mir ſo loſen Streich geſpielt? Leopold. Alles vergeſſen und vergeben. Nicht wahr, mein lieber Vater? Hans. Vater! Ziemlich vorlaut. Indeſſen es ſei, mein wiedergefundener Sohn Reinhold hat ſchon fuͤr euch gebeten; Brigitte, du kannſt dich bei deinem Bruder bedanken. Ich muß ja froh ſein, daß der junge Wildfang nur kein Spiel- mann iſt. Aus der Burg treten Simon und Anton, welche Agnes fuͤhren, Claus, der Rath- geber, Knechte. Simon. Hier unter dieſen Baum ſetz dich, — (zu Claus) Kleiner, gieb den Becher Wein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#ANT"> <pb facs="#f0142" n="133"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Blaubart</hi>.</fw><lb/> <stage>Von der einen Seite treten auf <hi rendition="#g">Leopold</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Brigitte</hi>, von der andern <hi rendition="#g">Hans, Reinhold,<lb/> Caspar, Ulrich</hi>.</stage> </sp><lb/> <sp who="#HAN"> <speaker><hi rendition="#g">Hans</hi>.</speaker> <p>Was ſeh ich? Mir entgegen kommt<lb/> Ihr ſo dreiſt?</p> </sp><lb/> <sp who="#BRI"> <speaker><hi rendition="#g">Brigitte</hi>.</speaker> <stage>(kniet)</stage> <p>O mein Vater, der Zufall<lb/> fuͤhrt mich wieder zu Euren Fuͤßen; um ſo un-<lb/> erwarteter, um ſo guͤtiger ſei Eure Vergebung.</p> </sp><lb/> <sp who="#HAN"> <speaker><hi rendition="#g">Hans</hi>.</speaker> <p>Biſt du noch mein Kind? Kennſt<lb/> du noch deinen alten Vater? Nein, ein Kind<lb/> kraͤnkt den Vater nicht, haͤuft nicht Schmach auf<lb/> ſein greiſes Haupt.</p> </sp><lb/> <sp who="#BRI"> <speaker><hi rendition="#g">Brigitte</hi>.</speaker> <p>Verzeihung.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leopold</hi>.</speaker> <p>Vergebt uns.</p> </sp><lb/> <sp who="#HAN"> <speaker><hi rendition="#g">Hans</hi>.</speaker> <p>Alſo der Leopold hat mir ſo loſen<lb/> Streich geſpielt?</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leopold</hi>.</speaker> <p>Alles vergeſſen und vergeben.<lb/> Nicht wahr, mein lieber Vater?</p> </sp><lb/> <sp who="#HAN"> <speaker><hi rendition="#g">Hans</hi>.</speaker> <p>Vater! Ziemlich vorlaut. Indeſſen<lb/> es ſei, mein wiedergefundener Sohn Reinhold hat<lb/> ſchon fuͤr euch gebeten; Brigitte, du kannſt dich<lb/> bei deinem Bruder bedanken. Ich muß ja froh<lb/> ſein, daß der junge Wildfang nur kein Spiel-<lb/> mann iſt.</p><lb/> <stage>Aus der Burg treten <hi rendition="#g">Simon</hi> und <hi rendition="#g">Anton</hi>,<lb/> welche <hi rendition="#g">Agnes</hi> fuͤhren, <hi rendition="#g">Claus</hi>, der <hi rendition="#g">Rath-<lb/> geber</hi>, Knechte.</stage> </sp><lb/> <sp who="#SIM"> <speaker><hi rendition="#g">Simon</hi>.</speaker> <p>Hier unter dieſen Baum ſetz<lb/> dich, — <stage>(zu Claus)</stage> Kleiner, gieb den Becher Wein<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [133/0142]
Der Blaubart.
Von der einen Seite treten auf Leopold und
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Caspar, Ulrich.
Hans. Was ſeh ich? Mir entgegen kommt
Ihr ſo dreiſt?
Brigitte. (kniet) O mein Vater, der Zufall
fuͤhrt mich wieder zu Euren Fuͤßen; um ſo un-
erwarteter, um ſo guͤtiger ſei Eure Vergebung.
Hans. Biſt du noch mein Kind? Kennſt
du noch deinen alten Vater? Nein, ein Kind
kraͤnkt den Vater nicht, haͤuft nicht Schmach auf
ſein greiſes Haupt.
Brigitte. Verzeihung.
Leopold. Vergebt uns.
Hans. Alſo der Leopold hat mir ſo loſen
Streich geſpielt?
Leopold. Alles vergeſſen und vergeben.
Nicht wahr, mein lieber Vater?
Hans. Vater! Ziemlich vorlaut. Indeſſen
es ſei, mein wiedergefundener Sohn Reinhold hat
ſchon fuͤr euch gebeten; Brigitte, du kannſt dich
bei deinem Bruder bedanken. Ich muß ja froh
ſein, daß der junge Wildfang nur kein Spiel-
mann iſt.
Aus der Burg treten Simon und Anton,
welche Agnes fuͤhren, Claus, der Rath-
geber, Knechte.
Simon. Hier unter dieſen Baum ſetz
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