Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Der Blaubart. steht, muß man sich in Acht nehmen, daß mannicht die Lust bekömmt hinunter zu springen; die Höhe des Absturzes lockt das Gemüth. Anne. Eine Frau denkt an so etwas nicht, aber mein Bruder Simon konnte stundenlang da- rüber sprechen. Agnes. Hier sind auch die Schlüssel, -- doch, ich will sie Dir lieber nachher geben. Hugo. Schon gut. -- Und Du hast alles besehn? Agnes. Mit vielen Freuden; ich habe mich recht an den Kostbarkeiten ergötzt. Hugo. Gieb sie mir doch lieber jetzt. Agnes. Hier. -- Den goldnen behalte ich noch zurück. Hugo. Wozu denn? Agnes. Zum Angedenken. Hugo. Närrchen. Agnes. Nein, ich gebe ihn Dir im Ernst noch nicht zurück, ich will Deine Ungeduld einmal auf die Probe stellen. Hugo. Ich werde leicht ungeduldig. Agnes. Und doch ist unsre Ehe noch zu jung, als daß wir uns jetzt schon zanken sollten. Hugo. Nach dem Zank folgt eine desto an- genehmere Versöhnung. Agnes. Du traust mir gewiß nicht recht, und, siehst du, lieber Mann, darum will ich, Dir zum Possen, den Schlüssel noch zurück behalten. Hugo. Meinetwegen. -- Aber du giebst ihn mir doch, wenn ich recht ernstlich darum bitte. Der Blaubart. ſteht, muß man ſich in Acht nehmen, daß mannicht die Luſt bekoͤmmt hinunter zu ſpringen; die Hoͤhe des Abſturzes lockt das Gemuͤth. Anne. Eine Frau denkt an ſo etwas nicht, aber mein Bruder Simon konnte ſtundenlang da- ruͤber ſprechen. Agnes. Hier ſind auch die Schluͤſſel, — doch, ich will ſie Dir lieber nachher geben. Hugo. Schon gut. — Und Du haſt alles beſehn? Agnes. Mit vielen Freuden; ich habe mich recht an den Koſtbarkeiten ergoͤtzt. Hugo. Gieb ſie mir doch lieber jetzt. Agnes. Hier. — Den goldnen behalte ich noch zuruͤck. Hugo. Wozu denn? Agnes. Zum Angedenken. Hugo. Naͤrrchen. Agnes. Nein, ich gebe ihn Dir im Ernſt noch nicht zuruͤck, ich will Deine Ungeduld einmal auf die Probe ſtellen. Hugo. Ich werde leicht ungeduldig. Agnes. Und doch iſt unſre Ehe noch zu jung, als daß wir uns jetzt ſchon zanken ſollten. Hugo. Nach dem Zank folgt eine deſto an- genehmere Verſoͤhnung. Agnes. Du trauſt mir gewiß nicht recht, und, ſiehſt du, lieber Mann, darum will ich, Dir zum Poſſen, den Schluͤſſel noch zuruͤck behalten. Hugo. Meinetwegen. — Aber du giebſt ihn mir doch, wenn ich recht ernſtlich darum bitte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#HUGO"> <p><pb facs="#f0134" n="125"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Blaubart</hi>.</fw><lb/> ſteht, muß man ſich in Acht nehmen, daß man<lb/> nicht die Luſt bekoͤmmt hinunter zu ſpringen; die<lb/> Hoͤhe des Abſturzes lockt das Gemuͤth.</p> </sp><lb/> <sp who="#ANN"> <speaker><hi rendition="#g">Anne</hi>.</speaker> <p>Eine Frau denkt an ſo etwas nicht,<lb/> aber mein Bruder Simon konnte ſtundenlang da-<lb/> ruͤber ſprechen.</p> </sp><lb/> <sp who="#AGN"> <speaker><hi rendition="#g">Agnes</hi>.</speaker> <p>Hier ſind auch die Schluͤſſel, —<lb/> doch, ich will ſie Dir lieber nachher geben.</p> </sp><lb/> <sp who="#HUGO"> <speaker><hi rendition="#g">Hugo</hi>.</speaker> <p>Schon gut. — Und Du haſt alles<lb/> beſehn?</p> </sp><lb/> <sp who="#AGN"> <speaker><hi rendition="#g">Agnes</hi>.</speaker> <p>Mit vielen Freuden; ich habe mich<lb/> recht an den Koſtbarkeiten ergoͤtzt.</p> </sp><lb/> <sp who="#HUGO"> <speaker><hi rendition="#g">Hugo</hi>.</speaker> <p>Gieb ſie mir doch lieber jetzt.</p> </sp><lb/> <sp who="#AGN"> <speaker><hi rendition="#g">Agnes</hi>.</speaker> <p>Hier. — Den goldnen behalte ich<lb/> noch zuruͤck.</p> </sp><lb/> <sp who="#HUGO"> <speaker><hi rendition="#g">Hugo</hi>.</speaker> <p>Wozu denn?</p> </sp><lb/> <sp who="#AGN"> <speaker><hi rendition="#g">Agnes</hi>.</speaker> <p>Zum Angedenken.</p> </sp><lb/> <sp who="#HUGO"> <speaker><hi rendition="#g">Hugo</hi>.</speaker> <p>Naͤrrchen.</p> </sp><lb/> <sp who="#AGN"> <speaker><hi rendition="#g">Agnes</hi>.</speaker> <p>Nein, ich gebe ihn Dir im Ernſt<lb/> noch nicht zuruͤck, ich will Deine Ungeduld einmal<lb/> auf die Probe ſtellen.</p> </sp><lb/> <sp who="#HUGO"> <speaker><hi rendition="#g">Hugo</hi>.</speaker> <p>Ich werde leicht ungeduldig.</p> </sp><lb/> <sp who="#AGN"> <speaker><hi rendition="#g">Agnes</hi>.</speaker> <p>Und doch iſt unſre Ehe noch zu jung,<lb/> als daß wir uns jetzt ſchon zanken ſollten.</p> </sp><lb/> <sp who="#HUGO"> <speaker><hi rendition="#g">Hugo</hi>.</speaker> <p>Nach dem Zank folgt eine deſto an-<lb/> genehmere Verſoͤhnung.</p> </sp><lb/> <sp who="#AGN"> <speaker><hi rendition="#g">Agnes</hi>.</speaker> <p>Du trauſt mir gewiß nicht recht,<lb/> und, ſiehſt du, lieber Mann, darum will ich, Dir<lb/> zum Poſſen, den Schluͤſſel noch zuruͤck behalten.</p> </sp><lb/> <sp who="#HUGO"> <speaker><hi rendition="#g">Hugo</hi>.</speaker> <p>Meinetwegen. — Aber du giebſt ihn<lb/> mir doch, wenn ich recht ernſtlich darum bitte.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [125/0134]
Der Blaubart.
ſteht, muß man ſich in Acht nehmen, daß man
nicht die Luſt bekoͤmmt hinunter zu ſpringen; die
Hoͤhe des Abſturzes lockt das Gemuͤth.
Anne. Eine Frau denkt an ſo etwas nicht,
aber mein Bruder Simon konnte ſtundenlang da-
ruͤber ſprechen.
Agnes. Hier ſind auch die Schluͤſſel, —
doch, ich will ſie Dir lieber nachher geben.
Hugo. Schon gut. — Und Du haſt alles
beſehn?
Agnes. Mit vielen Freuden; ich habe mich
recht an den Koſtbarkeiten ergoͤtzt.
Hugo. Gieb ſie mir doch lieber jetzt.
Agnes. Hier. — Den goldnen behalte ich
noch zuruͤck.
Hugo. Wozu denn?
Agnes. Zum Angedenken.
Hugo. Naͤrrchen.
Agnes. Nein, ich gebe ihn Dir im Ernſt
noch nicht zuruͤck, ich will Deine Ungeduld einmal
auf die Probe ſtellen.
Hugo. Ich werde leicht ungeduldig.
Agnes. Und doch iſt unſre Ehe noch zu jung,
als daß wir uns jetzt ſchon zanken ſollten.
Hugo. Nach dem Zank folgt eine deſto an-
genehmere Verſoͤhnung.
Agnes. Du trauſt mir gewiß nicht recht,
und, ſiehſt du, lieber Mann, darum will ich, Dir
zum Poſſen, den Schluͤſſel noch zuruͤck behalten.
Hugo. Meinetwegen. — Aber du giebſt ihn
mir doch, wenn ich recht ernſtlich darum bitte.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |