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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Zweite Abtheilung.
Anne. Nimm dich zusammen, liebe Schwe-
ster, es kann noch alles gut werden.
Agnes. Das Leben ist mir zuwider, und
doch kann ich vor nichts anderm, als dem Tode
zittern. Ich begreife mich selber nicht.

Hugo kommt herauf.
Hugo. Und schon so früh bist Du wach?
Agnes. Ich hatte eine Ahnung, daß du
kommen würdest.
Hugo. Ich komme eher zurück, als ich ver-
muthen konnte, der Feind ist geschlagen, und viele
Reichthümer sind in meine Gewalt gekommen.
Agnes. Das Glück begleitet Dich allent-
halben.
Hugo. Meinst du? -- Und wie hast du ge-
lebt unterdessen?
Agnes. Ganz wohl.
Hugo. Mich dünkt Du siehst blaß aus.
Agnes. Weil wir heute so früh aufgestan-
den sind.

Mechthilde kommt herauf.
Hugo. Kömmst du auch heraufgekrochen, al-
ter Hausdrache?
Mechthilde. Ich muß Euch doch wohl Glück
wünschen, Herr Ritter.
Hugo. Ich danke Dir.
Mechthilde. Das Frühstück ist auch fertig.
Hugo. Schon gut. -- Es ist eine schöne
Aussicht von hier oben; wenn man aber so hoch
Zweite Abtheilung.
Anne. Nimm dich zuſammen, liebe Schwe-
ſter, es kann noch alles gut werden.
Agnes. Das Leben iſt mir zuwider, und
doch kann ich vor nichts anderm, als dem Tode
zittern. Ich begreife mich ſelber nicht.

Hugo kommt herauf.
Hugo. Und ſchon ſo fruͤh biſt Du wach?
Agnes. Ich hatte eine Ahnung, daß du
kommen wuͤrdeſt.
Hugo. Ich komme eher zuruͤck, als ich ver-
muthen konnte, der Feind iſt geſchlagen, und viele
Reichthuͤmer ſind in meine Gewalt gekommen.
Agnes. Das Gluͤck begleitet Dich allent-
halben.
Hugo. Meinſt du? — Und wie haſt du ge-
lebt unterdeſſen?
Agnes. Ganz wohl.
Hugo. Mich duͤnkt Du ſiehſt blaß aus.
Agnes. Weil wir heute ſo fruͤh aufgeſtan-
den ſind.

Mechthilde kommt herauf.
Hugo. Koͤmmſt du auch heraufgekrochen, al-
ter Hausdrache?
Mechthilde. Ich muß Euch doch wohl Gluͤck
wuͤnſchen, Herr Ritter.
Hugo. Ich danke Dir.
Mechthilde. Das Fruͤhſtuͤck iſt auch fertig.
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Ausſicht von hier oben; wenn man aber ſo hoch
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[124/0133] Zweite Abtheilung. Anne. Nimm dich zuſammen, liebe Schwe- ſter, es kann noch alles gut werden. Agnes. Das Leben iſt mir zuwider, und doch kann ich vor nichts anderm, als dem Tode zittern. Ich begreife mich ſelber nicht. Hugo kommt herauf. Hugo. Und ſchon ſo fruͤh biſt Du wach? Agnes. Ich hatte eine Ahnung, daß du kommen wuͤrdeſt. Hugo. Ich komme eher zuruͤck, als ich ver- muthen konnte, der Feind iſt geſchlagen, und viele Reichthuͤmer ſind in meine Gewalt gekommen. Agnes. Das Gluͤck begleitet Dich allent- halben. Hugo. Meinſt du? — Und wie haſt du ge- lebt unterdeſſen? Agnes. Ganz wohl. Hugo. Mich duͤnkt Du ſiehſt blaß aus. Agnes. Weil wir heute ſo fruͤh aufgeſtan- den ſind. Mechthilde kommt herauf. Hugo. Koͤmmſt du auch heraufgekrochen, al- ter Hausdrache? Mechthilde. Ich muß Euch doch wohl Gluͤck wuͤnſchen, Herr Ritter. Hugo. Ich danke Dir. Mechthilde. Das Fruͤhſtuͤck iſt auch fertig. Hugo. Schon gut. — Es iſt eine ſchoͤne Ausſicht von hier oben; wenn man aber ſo hoch

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/133>, abgerufen am 06.05.2024.