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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812.

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Liebeszauber.
sich am besten in Europa zu machen einbildet, ob
sie ihm gleich die meisten Male verunglücken.

Der Spanier lachte. Ist er nie verliebt gewe-
sen? fragte er.

Auf seine Weise, erwiederte Emil sehr ernst;
so, als wollte er über sich und die Liebe spotten,
in viele zugleich, und nach seinen Worten bis zur
Verzweiflung, die er aber insgesamt in acht Ta-
gen wieder vergessen hatte.

Sie trennten sich im Getümmel, und Emil
begab sich nach dem abgelegenen Zimmer, aus wel-
chem er seinen Freund schon von fern laut dekla-
miren hörte. Ah, da bist du ja auch, rief ihm
dieser entgegen; das trifft sich gut, ich bin nur
eben über die Stelle hinüber, bei der wir neulich
unterbrochen wurden, setze dich, so kannst du mit
zuhören.

Ich bin jetzt nicht in der Stimmung, sagte
Emil, auch scheint mir diese Stunde und dieser
Ort wenig geschickt zu einer solchen Unterhaltung.

Warum nicht? antwortete Roderich; es muß
sich alles nach unserm Willen bequemen, jede Zeit
ist gut dazu, sich auf eine edle Weise zu beschäfti-
gen. Oder willst du lieber tanzen? Es fehlt an
Tänzern, und du kannst dich heut mit einigen
Stunden Herumspringens und einem Paar ermü-
dender Beine bei vielen dankbaren Damen ziemlich
beliebt machen.

Lebe wohl, rief jener schon in der Thür, ich
gehe nach Hause.

Noch ein Wort! rief ihm Roderich nach: ich

I. [19]

Liebeszauber.
ſich am beſten in Europa zu machen einbildet, ob
ſie ihm gleich die meiſten Male verungluͤcken.

Der Spanier lachte. Iſt er nie verliebt gewe-
ſen? fragte er.

Auf ſeine Weiſe, erwiederte Emil ſehr ernſt;
ſo, als wollte er uͤber ſich und die Liebe ſpotten,
in viele zugleich, und nach ſeinen Worten bis zur
Verzweiflung, die er aber insgeſamt in acht Ta-
gen wieder vergeſſen hatte.

Sie trennten ſich im Getuͤmmel, und Emil
begab ſich nach dem abgelegenen Zimmer, aus wel-
chem er ſeinen Freund ſchon von fern laut dekla-
miren hoͤrte. Ah, da biſt du ja auch, rief ihm
dieſer entgegen; das trifft ſich gut, ich bin nur
eben uͤber die Stelle hinuͤber, bei der wir neulich
unterbrochen wurden, ſetze dich, ſo kannſt du mit
zuhoͤren.

Ich bin jetzt nicht in der Stimmung, ſagte
Emil, auch ſcheint mir dieſe Stunde und dieſer
Ort wenig geſchickt zu einer ſolchen Unterhaltung.

Warum nicht? antwortete Roderich; es muß
ſich alles nach unſerm Willen bequemen, jede Zeit
iſt gut dazu, ſich auf eine edle Weiſe zu beſchaͤfti-
gen. Oder willſt du lieber tanzen? Es fehlt an
Taͤnzern, und du kannſt dich heut mit einigen
Stunden Herumſpringens und einem Paar ermuͤ-
dender Beine bei vielen dankbaren Damen ziemlich
beliebt machen.

Lebe wohl, rief jener ſchon in der Thuͤr, ich
gehe nach Hauſe.

Noch ein Wort! rief ihm Roderich nach: ich

I. [19]
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[289/0300] Liebeszauber. ſich am beſten in Europa zu machen einbildet, ob ſie ihm gleich die meiſten Male verungluͤcken. Der Spanier lachte. Iſt er nie verliebt gewe- ſen? fragte er. Auf ſeine Weiſe, erwiederte Emil ſehr ernſt; ſo, als wollte er uͤber ſich und die Liebe ſpotten, in viele zugleich, und nach ſeinen Worten bis zur Verzweiflung, die er aber insgeſamt in acht Ta- gen wieder vergeſſen hatte. Sie trennten ſich im Getuͤmmel, und Emil begab ſich nach dem abgelegenen Zimmer, aus wel- chem er ſeinen Freund ſchon von fern laut dekla- miren hoͤrte. Ah, da biſt du ja auch, rief ihm dieſer entgegen; das trifft ſich gut, ich bin nur eben uͤber die Stelle hinuͤber, bei der wir neulich unterbrochen wurden, ſetze dich, ſo kannſt du mit zuhoͤren. Ich bin jetzt nicht in der Stimmung, ſagte Emil, auch ſcheint mir dieſe Stunde und dieſer Ort wenig geſchickt zu einer ſolchen Unterhaltung. Warum nicht? antwortete Roderich; es muß ſich alles nach unſerm Willen bequemen, jede Zeit iſt gut dazu, ſich auf eine edle Weiſe zu beſchaͤfti- gen. Oder willſt du lieber tanzen? Es fehlt an Taͤnzern, und du kannſt dich heut mit einigen Stunden Herumſpringens und einem Paar ermuͤ- dender Beine bei vielen dankbaren Damen ziemlich beliebt machen. Lebe wohl, rief jener ſchon in der Thuͤr, ich gehe nach Hauſe. Noch ein Wort! rief ihm Roderich nach: ich I. [19]

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/300>, abgerufen am 22.11.2024.