Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.Ich lag auf der feuchten Erde, und streck- Kalt und ohne Besinnung suchte ich dann In meinem Zimmer sitze ich nun hier, und Ach Freund, mich quält eine gewaltige Ich lag auf der feuchten Erde, und ſtreck- Kalt und ohne Beſinnung ſuchte ich dann In meinem Zimmer ſitze ich nun hier, und Ach Freund, mich quaͤlt eine gewaltige <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0079" n="72"/> <p>Ich lag auf der feuchten Erde, und ſtreck-<lb/> te mich ganz aus, ich verbarg mein heißes Ge-<lb/> ſicht in dem naſſen Graſe. Ich ſchlief beynahe<lb/> ein.</p><lb/> <p>Kalt und ohne Beſinnung ſuchte ich dann<lb/> den Ruͤckweg. Wie ein großes eiſernes Ge-<lb/> faͤngniß, hing der dunkle Himmel um mich<lb/> her.</p><lb/> <p>In meinem Zimmer ſitze ich nun hier, und<lb/> die Morgenroͤthe bricht ſchon hervor. Lovell<lb/> ſieht ſie jetzt auch, und unſere truͤben Gedanken<lb/> begegnen ſich vielleicht.</p><lb/> <p>Ach Freund, mich quaͤlt eine gewaltige<lb/> Unruhe; — habe ich nicht dem Armen zu viel<lb/> gethan? — Bin ich nicht verfuͤhrt worden,<lb/> ſchon ſeinen letzten Brief an mich zu ernſthaft<lb/> zu nehmen? — Warum habe ich ihn nicht ſo<lb/> wie die vorigen beantwortet? Alles waͤre dann<lb/> vielleicht anders geworden. — Ich war viel zu<lb/> ſehr von mir eingegommen, und darum verletz-<lb/> te dieſer Brief meine Eitelkeit. Ich konnte<lb/> nicht wiſſen in welcher Stimmung er geſchrie-<lb/> ben war; und doch war ich meiner Sache ſo<lb/> gewiß, daß ich anfing, Lovell perlohren zu ge-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0079]
Ich lag auf der feuchten Erde, und ſtreck-
te mich ganz aus, ich verbarg mein heißes Ge-
ſicht in dem naſſen Graſe. Ich ſchlief beynahe
ein.
Kalt und ohne Beſinnung ſuchte ich dann
den Ruͤckweg. Wie ein großes eiſernes Ge-
faͤngniß, hing der dunkle Himmel um mich
her.
In meinem Zimmer ſitze ich nun hier, und
die Morgenroͤthe bricht ſchon hervor. Lovell
ſieht ſie jetzt auch, und unſere truͤben Gedanken
begegnen ſich vielleicht.
Ach Freund, mich quaͤlt eine gewaltige
Unruhe; — habe ich nicht dem Armen zu viel
gethan? — Bin ich nicht verfuͤhrt worden,
ſchon ſeinen letzten Brief an mich zu ernſthaft
zu nehmen? — Warum habe ich ihn nicht ſo
wie die vorigen beantwortet? Alles waͤre dann
vielleicht anders geworden. — Ich war viel zu
ſehr von mir eingegommen, und darum verletz-
te dieſer Brief meine Eitelkeit. Ich konnte
nicht wiſſen in welcher Stimmung er geſchrie-
ben war; und doch war ich meiner Sache ſo
gewiß, daß ich anfing, Lovell perlohren zu ge-
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