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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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ten, beyzubringen, soviel es in seiner Gewalt
stand. Alle meine Erinnerungen aus der Kind-
heit ruhen auf Lautentönen aus, alle meine
Empfindungen, mein ganzes Leben ist aus die-
sen wunderbaren Tönen herausgeflossen; sie um-
sch[l]ießen wie ein unübersehliches, melodisches
Meer die Gränze meiner Erinnerung und mei-
ner Kindheit. Fromme Ahndungen und Ge-
fühle schweben leise von dort herüber und ziehn
langsam meinem Herzen vorbey, es ist, als
wenn mich einer ruft, dessen Stimme ich nicht
kenne, den ich nicht verstehe. -- Ach! wenn
ich jetzt manchmal in der tiefen einsamen Nacht
Lautentöne höre, -- zuweilen dieselben Lieder,
die ich sonst spielte, -- o Lovell, mein Herz
wollen diese Töne aus mir herausreißen. --

Als ich etwas größer geworden war, mußte
ich meinen Vater auf seinen Wanderungen
durch die Stadt und in den nahgelegenen Gär-
ten begleiten. Noch oft spät in der Nacht zo-
gen wir durch die Straßen, indem mein Vater
die Laute spielte und ich dazu sang, und bey
manchen Stellen eine kleine Handpauke schlug.
Wir erhielten auf die Art ein mageres Almo-
sen, das wir am folgenden Tage verzehrten

ten, beyzubringen, ſoviel es in ſeiner Gewalt
ſtand. Alle meine Erinnerungen aus der Kind-
heit ruhen auf Lautentoͤnen aus, alle meine
Empfindungen, mein ganzes Leben iſt aus die-
ſen wunderbaren Toͤnen herausgefloſſen; ſie um-
ſch[l]ießen wie ein unuͤberſehliches, melodiſches
Meer die Graͤnze meiner Erinnerung und mei-
ner Kindheit. Fromme Ahndungen und Ge-
fuͤhle ſchweben leiſe von dort heruͤber und ziehn
langſam meinem Herzen vorbey, es iſt, als
wenn mich einer ruft, deſſen Stimme ich nicht
kenne, den ich nicht verſtehe. — Ach! wenn
ich jetzt manchmal in der tiefen einſamen Nacht
Lautentoͤne hoͤre, — zuweilen dieſelben Lieder,
die ich ſonſt ſpielte, — o Lovell, mein Herz
wollen dieſe Toͤne aus mir herausreißen. —

Als ich etwas groͤßer geworden war, mußte
ich meinen Vater auf ſeinen Wanderungen
durch die Stadt und in den nahgelegenen Gaͤr-
ten begleiten. Noch oft ſpaͤt in der Nacht zo-
gen wir durch die Straßen, indem mein Vater
die Laute ſpielte und ich dazu ſang, und bey
manchen Stellen eine kleine Handpauke ſchlug.
Wir erhielten auf die Art ein mageres Almo-
ſen, das wir am folgenden Tage verzehrten

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[331/0338] ten, beyzubringen, ſoviel es in ſeiner Gewalt ſtand. Alle meine Erinnerungen aus der Kind- heit ruhen auf Lautentoͤnen aus, alle meine Empfindungen, mein ganzes Leben iſt aus die- ſen wunderbaren Toͤnen herausgefloſſen; ſie um- ſchließen wie ein unuͤberſehliches, melodiſches Meer die Graͤnze meiner Erinnerung und mei- ner Kindheit. Fromme Ahndungen und Ge- fuͤhle ſchweben leiſe von dort heruͤber und ziehn langſam meinem Herzen vorbey, es iſt, als wenn mich einer ruft, deſſen Stimme ich nicht kenne, den ich nicht verſtehe. — Ach! wenn ich jetzt manchmal in der tiefen einſamen Nacht Lautentoͤne hoͤre, — zuweilen dieſelben Lieder, die ich ſonſt ſpielte, — o Lovell, mein Herz wollen dieſe Toͤne aus mir herausreißen. — Als ich etwas groͤßer geworden war, mußte ich meinen Vater auf ſeinen Wanderungen durch die Stadt und in den nahgelegenen Gaͤr- ten begleiten. Noch oft ſpaͤt in der Nacht zo- gen wir durch die Straßen, indem mein Vater die Laute ſpielte und ich dazu ſang, und bey manchen Stellen eine kleine Handpauke ſchlug. Wir erhielten auf die Art ein mageres Almo- ſen, das wir am folgenden Tage verzehrten

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/338>, abgerufen am 25.11.2024.