kein Wein wird es dann schneller herumtreiben und nach dem Gehirne jagen, es wird stehn und verwesen. --
Wo die Menschen bleiben! -- Wenigstens mag ich noch jetzt nicht allein seyn, dazu habe ich im Tode noch Zeit genug.
Reisen Sie ja nicht hieher, Rosa, glauben Sie mir, wir würden Sie ohne alle Barmher- zigkeit rechtschaffen plündern, denn hier gilt keine Freundschaft, keine Ausnahme der Person. Ja, wir schonen nicht einmal andrer Diebe; so strenge halten wir auf Gerechtigkeit. --
O Freund, was kann der Mensch denken und niederschreiben, wenn er ohne Besinnung ist! Jetzt, da ich nüchtern bin, schäme ich mich vor mir selber, ich wache in mir selbst auf, und alles wird zu nichte, was schon in sich selbst so nichtig war. Seit ich hier bin, ist mein Herz mehr zerrissen als je, ich habe mich nie vorher mit diesen Augen betrach- tet. In der düstern Einsamkeit reißen sich alle Sophismen, alle Truggestalten mit Gewalt von mir los, ich fühle mich von allen jenen Kräf-
kein Wein wird es dann ſchneller herumtreiben und nach dem Gehirne jagen, es wird ſtehn und verweſen. —
Wo die Menſchen bleiben! — Wenigſtens mag ich noch jetzt nicht allein ſeyn, dazu habe ich im Tode noch Zeit genug.
Reiſen Sie ja nicht hieher, Roſa, glauben Sie mir, wir wuͤrden Sie ohne alle Barmher- zigkeit rechtſchaffen pluͤndern, denn hier gilt keine Freundſchaft, keine Ausnahme der Perſon. Ja, wir ſchonen nicht einmal andrer Diebe; ſo ſtrenge halten wir auf Gerechtigkeit. —
O Freund, was kann der Menſch denken und niederſchreiben, wenn er ohne Beſinnung iſt! Jetzt, da ich nuͤchtern bin, ſchaͤme ich mich vor mir ſelber, ich wache in mir ſelbſt auf, und alles wird zu nichte, was ſchon in ſich ſelbſt ſo nichtig war. Seit ich hier bin, iſt mein Herz mehr zerriſſen als je, ich habe mich nie vorher mit dieſen Augen betrach- tet. In der duͤſtern Einſamkeit reißen ſich alle Sophismen, alle Truggeſtalten mit Gewalt von mir los, ich fuͤhle mich von allen jenen Kraͤf-
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kein Wein wird es dann ſchneller herumtreiben
und nach dem Gehirne jagen, es wird ſtehn
und verweſen. —
Wo die Menſchen bleiben! — Wenigſtens
mag ich noch jetzt nicht allein ſeyn, dazu habe
ich im Tode noch Zeit genug.
Reiſen Sie ja nicht hieher, Roſa, glauben
Sie mir, wir wuͤrden Sie ohne alle Barmher-
zigkeit rechtſchaffen pluͤndern, denn hier gilt
keine Freundſchaft, keine Ausnahme der Perſon.
Ja, wir ſchonen nicht einmal andrer Diebe; ſo
ſtrenge halten wir auf Gerechtigkeit. —
O Freund, was kann der Menſch denken
und niederſchreiben, wenn er ohne Beſinnung
iſt! Jetzt, da ich nuͤchtern bin, ſchaͤme ich
mich vor mir ſelber, ich wache in mir ſelbſt
auf, und alles wird zu nichte, was ſchon in
ſich ſelbſt ſo nichtig war. Seit ich hier bin,
iſt mein Herz mehr zerriſſen als je, ich
habe mich nie vorher mit dieſen Augen betrach-
tet. In der duͤſtern Einſamkeit reißen ſich alle
Sophismen, alle Truggeſtalten mit Gewalt von
mir los, ich fuͤhle mich von allen jenen Kraͤf-
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/303>, abgerufen am 22.11.2024.
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